Skandal-Tor in Köln, als Hannovers Leon Andreasen den Ball mit dem Arm über die Linie befördert. Aufregung über den FC Bayern wegen zweier Tore gegen den VfB Stuttgart aus Abseitsposition.
Krug: Videobeweis nicht verschließen
© SPORT1-Grafik: Philipp Heinemann / imago
In der Bundesliga häuften sich zuletzt die Fehlentscheidungen. Und vielerorts drängt sich deshalb die Frage auf? Sind die Unparteiischen derzeit schlichtweg zu schlecht?
"Da ein Pauschalurteil zu fällen, wäre sicherlich grundlegend verkehrt", verneint der ehemalige FIFA-Schiedsrichter Hellmut Krug bei SPORT1.
"Wir müssen uns ärgern"
Wenngleich der jetzige Berater der Deutschen Fußball-Liga (DFL) zugibt: "Wir haben eine Reihe von Fehlentscheidungen gehabt, über die wir uns ärgern müssen, das steht außer Frage."
Kein Wunder, dass auch die Debatte um den Videobeweis wieder neu entbrannt ist.
Und Krug schließt einen solchen keineswegs mehr kategorisch aus: "Wir leben in einem Zeitalter der Technik. Ich weiß nicht, wie lange man sich dem noch verschließen kann."
Der 59-Jährige warnt aber zugleich vor einem Schnellschuss: "Klar können Sie das ausprobieren - aber dann gehen Sie ein hohes Risiko ein."
Videobeweis: Keine vorschnelle Einführung
Eine Einführung des Videobeweises schon zur nächsten Saison hält Krug deshalb "für ausgeschlossen" - zumal dem zuvor ohnehin der Weltverband FIFA zustimmen muss und auch hierzulande eine Testphase durchlaufen werden müsste wie aktuell in den Niederlanden.
"Das, was die machen, bewegt sich im theoretischen Raum", so Krug, "es gibt da keine Verbindung von der Person, die in einem Van sitzt und die Fernsehbilder analysiert, zum Schiedsrichter."
Für Krug bleiben viele offene Fragen, denn Entscheidungen blieben auch nach Ansicht der Fernsehbilder oft diskutabel.
"In den Niederlanden spricht man davon, dass 11 bis fünfzehn Sekunden reichen, aber das ist so eine kurze Zeit, wenn eine Szene analysiert werden soll", sagt Krug.
Krug: Referees froh über Torlinien-Technik
Weniger kritisch steht Krug der Torlinien-Technik gegenüber, die seit dieser Saison im Einsatz ist: "Die Schiedsrichter sind extrem froh darüber, dass wir diese Technologie haben. Der Einsatz hat sich bewährt, kurioserweise gab es da keine strittigen Szenen in der Bundesliga."
Sorgen macht sich Krug über einen anderen Punkt. "Wir haben vor der Saison den Klubs und Spielern mitgeteilt, dass wir im letzten Jahr in einigen Szenen mit dem Haltevergehen im Strafraum nicht zufrieden waren", sagt er.
Mittlerweile beobachte man, "dass Spieler bei noch so einer kleinen Bewegung durch den Strafraum segeln. Sie versuchen also den Schiedsrichter vermehrt zu täuschen."
Bei aller Kritik an den Unparteiischen steht für Krug eines indes außer Frage: "Man darf jetzt nicht die Nerven verlieren. Wir haben gute Schiedsrichter und sind auch bereit, Fehler aufzuarbeiten, um mit den Schiedsrichtern einen Schritt weiter zu gehen."