Aus der Mannschaftskabine von Hertha BSC klang die Wohlfühl-Hymne "Over the rainbow", und die Überflieger sangen nach einem weiteren imposanten Beweis ihrer derzeitigen Stärke munter mit. Danach ging es mit Hiphop-Klängen heiter weiter.
Dritter! Hertha siegt, singt und träumt
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4:0 (2:0) beim SV Darmstadt 98, beste Hinrunden-Ausbeute seit sieben Jahren, Tabellenplatz drei: Es gab einiges zu feiern - auch wenn die Berliner dem neuen Glück noch nicht so ganz über den Weg trauen.
"Es ist eine gefährliche Zeit. In dieser Phase muss man aufpassen und viel investieren - aber das haben wir heute gemacht", meinte Doppeltorschütze Vedad Ibisevic (12./50.) nach dem vierten Dreier in den vergangenen fünf Partien.
Pokalspiel vor der Brust
Auch Manager Michael Preetz gab sich ungeachtet der allgegenwärtigen Lobeshymnen für die putzmuntere "Alte Dame" betont nüchtern.
"Es ist ein Moment, den man gerne festhalten würde. Aber das geht nicht", sagte der 48-Jährige mit Blick auf das Achtelfinale im DFB-Pokal am Mittwoch beim 1. FC Nürnberg.
Erst nach dem abschließenden Vorrundenspiel gegen den 1. FSV Mainz 05 (20. Dezember) will Trainer Pal Dardai unter dem Weihnachtsbaum bei ungarischer Fischsuppe über eine neue Zielsetzung nachdenken.
Die kann nach Jahren in der Tristesse aber eigentlich nur "Europa" lauten. Die starke erste Saisonhälfte jedenfalls spielt dem erstaunlich effizient agierenden Überraschungsteam in die Karten.
"Wir haben noch Träume"
"Wenn man oben steht, hat man nicht den Druck. Es ist wie eine Befreiung, und man genießt es", sagte der Coach - und wich zumindest ein bisschen vom Zurückhaltungskurs ab: "Wir treten auf die Euphoriebremse, aber wir haben noch Träume. Ich bin hier noch nicht am Ziel."
Der Ungar war 2008 selbst noch Spieler beim Hauptstadtklub, als man (derzeit 29 Punkte) letztmals eine ähnlich starke Hinrunde abschloss.
In besagter Saison, in der die Elf von der Spree vor der Winterpause 33 Zähler sammelte, landete sie am Ende auf Tabellenplatz vier.
Ibisevic jedenfalls ist überzeugt, dass Erfolgscoach Dardai für jedes Ziel "einen klaren Plan" hat. Wie immer es auch heißen mag.
Darmstadt vor Mammutaufgabe
Auch die Darmstädter trauen den Berlinern, für die neben Ibisevic noch Marvin Plattenhardt (26.) und Salomon Kalou (77.) trafen, im neuen Jahr eine Menge zu.
"Die Hertha ist sehr stark. Die spielen bestimmt weiter eine gute Rolle", sagte Flügelflitzer Marcel Heller.
Die höchste Saisonpleite der Lilien kam derweil zur Unzeit: Am Dienstag spielt der bislang so freche Aufsteiger im Pokal beim FC Bayern.
Pleite für Lilien "kein Weltuntergang"
Trainer Dirk Schuster sieht die Chance auf eine Sensation im Achtelfinale "im unteren einstelligen Prozentbereich".
Unterkriegen lassen wollten sich die Hessen ungeachtet der Packung gegen Berlin allerdings nicht.
"Das ist bitter, aber kein Weltuntergang. Es war ein lehrreiches Spiel", sagte der ehemalige Hertha-Profi Sandro Wagner - und Schuster fügte an: "Ich denke, wir werden die richtigen Schlüsse aus diesem Spiel ziehen."