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Fortuna Düsseldorf: Lutz Pfannenstiel auch als Manager etwas anders

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Fortuna Düsseldorf: Lutz Pfannenstiel auch als Manager etwas anders

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Der etwas andere Bundesliga-Manager

Lutz Pfannenstiels buntes Fußballer-Leben ist Legende - bei SPORT1 spricht Düsseldorfs Manager darüber, wie es seine jetzige Arbeit prägt. Das Interview.
Düsseldorfs Sportvorstand Lutz Pfannenstiel verrät, wie verrückt der letzte Tag des Transfersommers in Italien abläuft.
Jens Tampier
Jens Tampier
von Jens Tampier

Sein Fußballer-Leben als Weltenbummler ist Legende - auch seine zweite Karriere ist davon nicht unbeeinflusst.

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Lutz Pfannenstiel, 46, ist seit Dezember 2018 Sportvorstand bei Fortuna Düsseldorf, dem Überraschungsteam der vergangenen Saison.

In diesem Sommer verließen Leistungsträger wie Dodi Lukebakio und Benito Raman die Fortuna, die Kompensierung der Abgänge ist Pfannenstiels erste große Bewährungsprobe. Er setzte dabei vor allem auf junge, talentierte, entwicklungsfähige Spieler wie Bernard Tekpetey oder Erik Thommy.

Im SPORT1-Interview spricht Pfannenstiel über seine Philosophie - und wie die vielen Erfahrungen in anderen Ländern sie geprägt hat.

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SPORT1: Herr Pfannenstiel, Sie haben als Spieler bekanntermaßen alle fünf Kontinente und die unterschiedlichsten Länder und Kulturen kennen gelernt, Sie können es also vielleicht am besten beurteilen: Was ist für Sie im deutschen Fußball typisch 'Deutsch'?

Lutz Pfannenstiel: Die Organisation in Deutschland ist sehr gut, sehr professionell. Der gesamte Ablauf im Sportmanagement ist in Deutschland ein bisschen weiter als in vielen anderen Ländern. In England war es in den vergangenen Jahren immer noch der Manager, der gleichzeitig noch Trainer ist. Der Manager hat alles entschieden, von der Mannschaftsaufstellung bis hin zu den Transfers. Das ist in Deutschland seit vielen Jahren schon ganz anders. Es gibt eine klare Trennung zwischen Scoutingabteilung, Sportdirektor und Trainer. In England ist am Ende des Tages alles vom Manager auf den Tisch gelegt worden. Und in südlichen europäischen Ländern sind die Präsidenten die Alleinherrscher. Dort wird alles am Tisch des Präsidenten entschieden.

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SPORT1: Manche Ihrer Manager-Kollegen sind in nur einem Verein groß geworden - ein großer Kontrast zu Ihrer Fußballer-Biografie. Wie prägt die Ihre Arbeit, machen Sie etwas anders?

Pfannenstiel: Es ist ein anderer Ansatz. Bei vielen Managern, die aus demselben Verein kommen, in dem Sie schon als Spieler aktiv waren, ist die Verwurzelung erkennbar. Man ist wahrscheinlich ein bisschen näher an der Vergangenheit dran und hat ein wenig mehr Wissen über die internen Abläufe. Vom Ansatz her, um Spieler zu verpflichten, ist es so, dass viele der Manager, die schon länger in dem Verein gearbeitet haben, sehr stark in der Bundesliga scouten. Der Fokus liegt dann auf deutschen Spielern. Das ist nicht für alle Vereine machbar. Der gute Bundesligaspieler ist nicht einfach finanzierbar. Wir müssen andere Wege gehen.

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Das Wunschdenken wäre, dass wir Spieler aus der Bundesliga holen würden. Das ist in der Zukunft auch unser Ziel. Trotzdem ist es nicht so einfach, weil wir die finanziellen Ansprüche noch nicht abdecken können. Das heißt, dass wir etwas kreativer und forscher sein müssen und Wege gehen, die nicht jeder geht. Nur so kommen wir an Spielermaterial, das uns weiterhilft und uns besser macht. Wir müssen etwas über den Tellerrand hinausschauen und mit Vereinen in Kontakt treten, über bestimmte Freundschaften und Kontakte aus meiner Vergangenheit.

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"Als Spieler war ich natürlich überall und nirgendwo"

SPORT1: Und dann sind Sie sozusagen der personalisierte andere Weg?

Pfannenstiel: Ja und Nein. Als Spieler war ich natürlich überall und nirgendwo. Ich war die letzten acht Jahre vor meiner Zeit bei der Fortuna, bei der TSG Hoffenheim. Das ist wirklich ein sehr bodenständiger Klub, da haben wir auch nicht nur Spieler aus Südamerika und Afrika geholt. Es war eine sehr gute Mischung. Das Netzwerk, das ich vorher nur im Ausland hatte, hat sich in Deutschland vergrößert und vergrößert. Acht Jahre sind in der Bundesliga eine sehr lange Zeit, in der viele neue Bekanntschaften entstehen. Es ist nicht so, dass ich auf mein Handy schaue und dann nur Kontakte aus dem Ausland finde. Aber klar, vielleicht habe ich ein bisschen mehr Kontakte in den "exotischen" Ländern.

Lutz Pfannenstiel im Jahr 2000 bei einem Einsatz für Geylang United in China
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SPORT1: Sie haben Hoffenheim und Düsseldorf angesprochen. Gehörten die beiden Vereine zu Ihrem persönlichen "Matchplan" oder ist es wie vieles in ihrem Leben, dass eins nach anderen kommt?

Pfannenstiel: Ich hatte keinen großen Matchplan. Ich habe mir 2010 nach der Weltmeisterschaft die Frage gestellt, was ich eigentlich machen möchte. Ich war damals Nationaltrainer in Afrika. Diese Schiene der ausländischen Nationaltrainer, die alle zwei bis drei Jahre das Land wechseln, ist eine Art Rotation. Viele Trainer bleiben dort über zehn bis zwanzig Jahre aktiv, bei mir war schließlich die Frage: Will ich das? Ich hatte dort die Möglichkeit zu verlängern, aber es kam anschließend die Anfrage aus der Bundesliga im Bereich Scouting und Kaderplanung aktiv zu sein. Das war eine Grundsatzentscheidung. Ich habe mich schließlich dazu entschlossen, es in Deutschland zu versuchen, weil ich ewig lang weg war und in Deutschland als Spieler so gut wie nie aufgetaucht bin. Dann ging es wirklich stufenweise nach vorne. Natürlich muss es das Ziel sein von jedem, der als Kaderplaner oder Scout aktiv ist, irgendwann mal als Sportchef zu arbeiten. Geplant war es aber nie.

"Das ist fast so wie an der Börse"

SPORT1: Der Deadline Day ist für viele, die denselben Beruf ausüben wie Sie, ein sehr hektischer Tag. Warum ist der letzte Tag der Transferperiode in den letzten Jahr immer wilder geworden?

Pfannenstiel: Man muss sagen, in Deutschland ist es relativ ruhig. Wenn man im Vergleich den letzten Tag in Italien anschaut, wo alle Vereine in einem Hotel sitzen und untereinander verhandeln: Das ist wirklich Stress pur. Ich habe mir das mal angeschaut, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Das ist fast so wie an der Börse, sehr viel Stress und Rumgebrülle. So weit ist es in Deutschland noch nicht.

Ich denke, dass die Transfers in letzter Sekunde bei Mannschaften, die schlecht in die Saison gestartet sind und ihre Transferziele noch nicht erfüllt haben, einfach die letzte Lösung sind. Allerdings bin ich der Meinung, wenn man als Verein gut gearbeitet hat und kein Verletzungspech hatte, braucht man am letzten Tag nicht mehr die großen Transfers tätigen. Es ist natürlich immer situationsabhängig, aber mit ein bisschen Glück kann es schon sein, dass man seine Transferplanung Mitte August vor Saisonbeginn abgeschlossen hat.