"Man muss ihm die notwendige Zeit geben. Er ist ein frischer Bursche, der den Job modern und innovativ interpretiert, wie man hört. Jetzt muss man ihn einfach unterstützen."
"Kovac hatte nie eine echte Chance"
Es waren die Sätze von Karl-Heinz Rummenigge über Niko Kovac Ende Juli 2018. Wenige Monate zuvor wollte man Thomas Tuchel nach München lotsen, Jupp Heynckes vom Weitermachen überzeugen. Klappte alles nicht. Am Ende wurde es Kovac. Irgendwo angesiedelt zwischen 1B und 1D-Lösung. Wollte aber keiner zugeben.
15 Monate später ist Kovac schon wieder Geschichte in München. Eine Entscheidung, irgendwann getroffen am Sonntagnachmittag. Erklärtermaßen irgendwas zwischen angeblichem Rücktritt und beiderseitigem Einvernehmen.
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Kovac seit Herbst 2018 Bayern-Trainer auf Bewährung
Geschuldet den desolaten, spielerischen Auftritten der vergangenen Wochen. Der fehlenden Weiterentwicklung. Der schlechten Stimmung im Team. Dem nicht mehr vorhandenen Kovac-Rückhalt etlicher Führungsspieler. Den viel zu oft, viel zu feuerroten Köpfen der Bosse. Den zuletzt geäußerten, verbalen Fehltritten des Kroaten. Geschuldet aber auch einem Mangel an Cheftrainer-Unterstützung auf allen Ebenen.
Kovac gilt seit der Herbst-Krise seit 2018 als Trainer auf Bewährung. Bis zu diesem Sonntag im November 2019 durfte er nie stark sein. Er wurde auch nie stark gemacht. Er musste sich ständig selbst verteidigen. Er musste sich viel zu oft entschuldigen. Für sein Werben um Leroy Sané. Für seine Not-am-Mann-Aussage über Thomas Müller. All das diskreditierte ihn.
Kovac hatte nie eine echte Chance!
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Auch, dass die Spieler, ganz gleich ob um die 20 oder über 30 Jahre alt, immer die Größeren waren. Kovac der Kleinere. Spieler nutzten die Medien zu Unmutsäußerungen. Es wurde weitgehend toleriert.
Double rettet Kovac
Kovac rang um Autorität und Anerkennung. Mit Mitteln, irgendwo zwischen angemessener Rhetorik und Militär-Ton. Zwischen freundlichem Augenzwinkern und harter Kante.
Von andauerndem Erfolg waren wenige seiner Handlungen. Das Double holte man nicht wegen Kovac. Nicht für Kovac. Man holte es, weil der Verein, samt Trainer, für einen kurzen Moment zusammenhielt, obwohl man sich nie klar und deutlich zu Kovac bekannte. Man war Bayern-like. Man einigte sich auf ein Ziel.
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Dass man mit Kovac in das zweite Bayern-Jahr ging, wirkte trotz des Doubles nicht überzeugend. Eher gezwungen. Die Spieler merkten das. Einige von ihnen merkten am Sonntagvormittag aber nicht, dass eine Trennung mit Kovac in der Luft lag. Kovac verabschiedete sich mit den Worten: "Bis Dienstag." Stunden zuvor sagte er: "Ich werde nicht aufgeben." Klingt das nach Rücktritt?
Bayern-Bosse müssen sich entscheiden
Dienstag wird nun Hansi Flick das Training leiten. Die Mannschaft auf Olympiakos Piräus vorbereiten. Dann auf Borussia Dortmund. Spiele, irgendwo zwischen Pflicht und Prestige.
Irgendwo und vor allem irgendwann müssen sich die Bayern-Verantwortlichen nicht nur entscheiden, wer den Verein zukünftig auf der Trainerbank anführen soll. Sie müssen sich entscheiden, wer das Sagen hat. Kovac hatte es zu selten.
Ändert sich nichts im Führungsverhalten, wird es so schnell kein Trainer mehr beim FC Bayern schaffen. Vor allem kein frischer, modern und innovativ Wirkender. Auch keiner mit Erfahrung.