Jürgen Klinsmann war nicht im Stadion - und doch war der Mann, der noch vor fünf Tagen als Coach von Hertha BSC firmierte, allgegenwärtig.
Cunha lässt Hertha aufatmen
"Ich habe mit Jürgen Klinsmann vor dem Spiel telefoniert. Es war sein Anliegen mir und der Mannschaft viel Glück zu wünschen", sagte Klinsmanns Nachfolger Alexander Nouri nach seinem ersten Spiel als Interimstrainer der Berliner.
Kurz zuvor hatte Hertha BSC das erste Spiel nach der kuriosen Flucht des früheren Bundestrainer mit 2:1 beim SC Paderborn für sich entschieden.
Tore von Dedryck Boyata (10.) und Winter-Zugang Matheus Cunha (67.) per Hacke bescherten Nouri gleichzeitig seinen ersten persönlichen Erfolg nach zuletzt 21 sieglosen Partien in Serie als Cheftrainer. Joker Dennis Srbeny (51.) hatte für den bemühten SCP zum zwischenzeitlichen Ausgleich getroffen. (SERVICE: Alle Ergebnisse)
Nouri setzt auf Cunha
Am Dienstag war der frühere Bundestrainer Klinsmann nach nur 76 Tagen bei der Alten Dame via Facebook-Video völlig überraschend vom Traineramt zurückgetreten - und stellte damit einiges auf den Kopf. (SERVICE: LIVETICKER zum Nachlesen)
Zum Start in die Wochen der Wahrheit gelang der Hertha aber der erste Erfolg nach drei sieglosen Pflichtspielen. Zusätzlich sammelten die Blau-Weißen wertvolles Selbstvertrauen für die kommenden Partien gegen die direkten Konkurrenten 1. FC Köln, Fortuna Düsseldorf und Werder Bremen. Paderborn (16 Zähler) bleibt weiter Tabellenletzter.
Nouri, zuletzt Co-Trainer unter Klinsmann, war von der "Endgültigkeit" der Entscheidung des Weltmeisters von 1990 "überrascht", versuchte den Fokus in einer chaotischen Woche aber auf das Sportliche zu legen. (SERVICE: Die Tabelle der Bundesliga)
"Man geht zur Besprechung und denkt, dass jetzt was Normales kommt und dann sagt er 'Tschüss, das war's'", sagte Herthas Nationalspieler Niklas Stark bei Sky: "Wir müssen trotzdem unseren Job machen. Was geschrieben und gesagt wird, darf auf dem Platz keine Rolle spielen." Nouri lobte sein Team für die Leistung angesichts der schwierigen Umstände: "Die Mannschaft hat den Fight hier angenommen, großes Kompliment. Wir hätten das 2:0 früher machen können."
Personell hatte Nouri, der erstmals seit November 2018 (damals beim FC Ingolstadt) als Cheftrainer an der Seitenlinie stand, die Qual der Wahl. Einzig Marius Wolf fehlte gesperrt. In der Offensive stürmte erstmals Cunha, der 20-jährige Brasilianer hatte am Freitag die Spielberechtigung erhalten.
Zwar erwischte der SCP vor 14.687 Zuschauern den besseren Start, die frühe Führung gelang aber den Berlinern. Boyata brachte eine weite Flanke von Santiago Ascacibar per Kopf in hohem Bogen im langen Eck unter. Die Hertha gewann an Selbstvertrauen, auch der neue 40-Millionen-Sturm Krzysztof Piatek/Cunha wirbelte immer besser durch die Abwehrreihen der Ostwestfalen.
Siegtreffer per Hacke
In der 18. Minute jubelte Cunha über das vermeintliche 2:0, doch Piatek hatte den Ball zuvor mit der Hand berührt - das Tor wurde von Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus (Langenhagen) unter Mithilfe des Videoassistenten aberkannt. Kurz vor dem Pausenpfiff hatte Kai Pröger (45.) die große Chance zum Ausgleich, verzog aber.
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Nach dem Seitenwechsel machte es Srbeny besser, der aus spitzem Winkel unter kräftiger Mithilfe von Hertha-Torhüter Rune Jarstein traf. Es entwickelte sich ein ausgeglichenes Duell, in dem Cunha (62.) völlig freistehend mit einem lässigen Heber an Leopold Zingerle scheiterte. Wenige Minuten später machte er es dann besser und traf etwas glücklich per Hacke.
Durch den Erfolg endet die schwarze Serie von Nouri, der die letzten 21 Bundesligaspiele als Cheftrainer nicht gewonnen hatte.