Ein Trainer-Wechsel bietet für unzufriedene Spieler immer eine neue Chance auf Einsatzzeiten.
Klinsmann-Opfer hoffen auf Neustart
So nun wieder geschehen in Berlin. Nach dem überraschenden Rücktritt von Jürgen Klinsmann bei Hertha BSC und der Installation des bisherigen Klinsmann-Assistenten Alexander Nouri als vorübergehende Trainer-Lösung könnte es im Hertha-Kader wieder große Veränderungen geben.
Nouri kündigte am Freitag auf der Pressekonferenz vor dem Spiel bei Schlusslicht SC Paderborn (Bundesliga: SC Paderborn - Hertha BSC ab 15.30 Uhr im LIVETICKER) bereits an: "Jeder ist Teil des Konstrukts und ist herzlich eingeladen, seinen Teil zum Erreichen unserer Ziele beizutragen und sich anzubieten."
Spieler wie Vedad Ibisievic, Salomon Kalou oder Arne Maier dürften bei den Worten ihres neuen Trainers sicherlich genau hingehört haben. Mit Ondrej Duda hat ein Spieler, der unter Klinsmann außen vor war, bereits im Winter den Klub verlassen. Den Tschechen verschlug es in die Premier League zu Norwich City. Doch auch dort bekam er Klinsmanns Rücktritt mit und likte den Post des Klubs, der diese Nachricht verkündete.
Auch Niklas Stark fiel bis vor kurzem in die Kategorie "Klinsmann-Opfer". Der 24-Jährige war zeitweilig nur noch Innenverteidiger Nummer vier und ein Gespräch mit seinem Trainer kam auch nicht zustande. Im Gegenteil: Klinsmann soll nach SPORT1-Informationen intern nur von Javairo Dilrosun, Maximilian Mittelstädt und Jordan Torunarigha als große Zukunftshoffnungen des Klubs gesprochen und Stark damit zusätzlich verprellt haben.
In den vergangenen beiden Bundesliga-Spielen deutete sich allerdings eine Wende an. Stark war wieder Kapitän und durfte spielen. Kann er diesen Trend nun auch unter Nouri fortsetzen?
Maier wollte im Winter weg
Schwieriger ist die Lage für Arne Maier. das Eigengewächs wurde bereits mit zahlreichen Nachwuchspreisen ausgezeichnet und gilt als größtes Talent im Hertha-Nachwuchs. Doch unter Klinsmann hatte der 21-Jährige einen schweren Stand. Auch gehandicapt durch Verletzungen durfte Maier gerade einmal vier Spiele bestreiten. Auch wenn er spielfit war, wurden ihm im zentralen Mittelfeld Marko Grujic und seit der Winterpause auch Neuzugang Santiago Ascacibar vorgezogen.
Ähnlich wie Stark, pochte auch Maier auf einen Wechsel im Winter. Sport-Geschäftsführer Michael Preetz schmetterte den Wunsch des Hertha-Juwels jedoch ab: "Wir denken überhaupt nicht darüber nach, Arne Maier abzugeben, sondern wir wünschen uns den Jungen topfit und gesund auf dem Platz, um dann auch wieder mitzumischen im Kampf um die Plätze im Mittelfeld."
Unter Nouri und ohne Verletzungsprobleme, dürften Maiers Chancen auf Einsätze wieder steigen. Schließlich ist Maier DIE große Zukunftshoffnung bei Hertha BSC.
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Dieses Etikett hat Vedad Ibisevic längst nicht mehr inne. Mit seinen 35 Jahren war der Bosnier aber unter Klinsmanns Vorgänger Ante Covic gesetzt und sogar Kapitän. Doch Klinsmann setzte Ibisevic auf die Bank und nahm ihm die Kapitänsbinde ab. In sechs Partien unter dem Weltmeister von 1990 kam Ibisevic nicht einmal zum Einsatz.
Der Routinier sorgte aber nicht für Stunk, sondern stellte sich in den Dienst der Mannschaft. "Natürlich will ich immer spielen. Aber in unserer aktuellen Situation bin ich auch bereit, von der Bank zu helfen. Das muss man von einem älteren Spieler auch erwarten können. Ich bin bereit die Mannschaft zu unterstützen, egal, welche Rolle der Trainer dabei für mich hat", erklärte Ibisevic im Dezember. Unter Nouri könnte der Routinier nun noch einmal aufblühen und seine Trefferquote von 52 Toren in 147 Spielen weiter aufpolieren.
Schwierige Situation für Kalou
Schwieriger dürfte es für Ibisevics Stürmer-Kollegen Salomon Kalou werden. Schon unter Ante Covic hatte der Ivorer einen schweren Stand, der sich unter Klinsmann weiter verschlechterte. Kalou warf ihm mangelnde Wertschätzung vor: "Ich bin nicht erst fünf Tage oder Monate hier, sondern fast sechs Jahre und habe immer meine Tore gemacht. Ich brauche deswegen keine Sonderbehandlung. Aber es geht mir um Respekt. Und der fehlt massiv", polterte er in der Berliner Zeitung.
Zuvor wurde er Ende Dezember vom Training freigestellt, um sich einen neuen Verein zu suchen - ohne Erfolg. Doch Kalou gibt sich nicht geschlagen: "Ich bin sowas von fit und bereit zu spielen. Wenn das Team mich braucht, mache ich meinen Job." Schlägt bei der Hertha nicht das große Verletzungspech zu, wird es Kalou dennoch schwer haben seine Qualitäten unter Beweis zu stellen.
Denn im Winter holte die Hertha für die Offensivpositionen mit Krzysztof Piatek und Matheus Cunha gleich zwei Hochkaräter, die ebenfalls auf ihre Spielanteile pochen.
Nouri hat in seinem ersten Spiel also die Qual der Wahl und wird sicherlich dem einen oder anderen Reservisten eine neue Chance geben. Doch ein Selbstläufer wird es für keinen von ihnen.