Es ist wohl das Schlimmste, was dem FC Schalke 04 und Alexander Nübel in der momentanen Krisensituation hätte passieren können. Bei der 0:5-Heimklatsche gegen RB Leipzig pfiffen die Anhänger ihren eigenen Torwart aus.
Wie Schalke jetzt mit Nübel umgeht
Wie SPORT1 erfuhr, werden sie auf Schalke nun intern beraten, wie man mit dem Nübel-Thema und vor allem den Pfiffen aus den eigenen Reihen umgehen möchte. Man ist sich um die Dynamik durchaus bewusst, die in einem emotionalen Umfeld wie auf Schalke entstehen könnte. Den direkten Kontakt zu den treuen und tonangebenden Fans in der Nordkurve wird der Revierklub wohl nicht suchen. Sportchef Jochen Schneider: "Als die ersten Pfiffe kamen, hat die Kurve direkt angefangen zu singen, um die Pfiffe zu übertönen. Das war die richtige Reaktion."
Schneider betonte darüber hinaus, dass Nübel schon viele gute Spiele für Schalke gemacht habe, "da kann man auch mal ein, zwei Fehler machen". Mit Blick auf die kommenden Begegnungen in der Liga in Köln (am Samstag) sowie im Pokal gegen Nübels Bald-Klub Bayern (3. März) fürchtet Schneider "keine weiteren Diskussionen".
Jetzt das aktuelle Trikot von Schalke 04 bestellen - hier geht's zum Shop! | ANZEIGE
Hinter vorgehaltener Hand sind die Schalke-Macher allerdings doch ein wenig überrascht über die Verunsicherung des eigentlich nervenstarken Nübels. Der Wirbel im Zuge seines bevorstehenden Wechsels zum FC Bayern München geht scheinbar nicht spurlos am U21-Nationalkeeper vorbei. Die Nervosität war dem 23-Jährigen am Wochenende durchaus anzumerken. Nübel patzte vor dem 0:1 durch Marcel Sabitzer nach nur 55 Sekunden und legte auch in der Folge einen unsicheren Auftritt hin. Von den Rängen erntete der gebürtige Paderborner in der Schlussphase sogar höhnischen Applaus, als er erst im Nachfassen einen Ball festhalten konnte.
Welche Rolle Torwarttrainer Henzler jetzt spielt
Entscheidend wird in diesen Tagen auch Torwarttrainer Simon Henzler sein, dem Trainer David Wagner voll und ganz vertraut. Der 43 Jahre alte Ex-Profi (St. Pauli und Kiel) ist für Nübel eine absolute Vertrauensperson. Nach SPORT1-Informationen führte er (kam 2015 aus Paderborn) nach dem Leipzig-Spiel direkt ein Vier-Augen-Gespräch mit dem jungen Keeper und versuchte ihn aufzubauen. Am Sonntag darauf folgte dann die unter Henzler obligatorische Videoanalyse mit allen drei Keepern: Nübel, Markus Schubert (21) und Michael Langer (35).
Henzler soll nun im Training und anhand von Einzelgesprächen genau beobachten, wie Nübel, an dem – so ist aus seinem Umfeld zu hören – die Fan-Pfiffe nicht spurlos vorbeigegangen sind, mit der schwierigen Situation umgeht. Ist Nübel nach den Patzern und den Fan-Pfiffen mental stark genug? Fühlt er sich bereit, auch in den nächsten Spielen zwischen den Pfosten zu stehen?
Ersatzmann Schubert, der Nübel während seiner Vier-Spiele-Sperre ersetzte und beim 0:5 gegen die Bayern patzte, kehrt am Dienstag nach überstandener Patellasehnenverletzung wieder voll ins Teamtraining ein. David Wagner ("Ich mache hier nach dem Spiel sicher keine Torwartdiskussion auf") über Schubert: "Ich gehe davon aus, dass er komplett trainieren wird und uns im kommenden Spiel gegen Köln wieder zur Verfügung stehen wird."
Aller Voraussicht nach wird der 21 Jahre alte Schubert aber nur als Ersatzmann mit in die Domstadt fahren. Der Dresdner kommt nämlich frisch von einer Verletzung und ist selbst nicht im Spielrhythmus. Das Risiko, ihn zu bringen, soll den Schalke-Verantwortlichen wohl zu groß sein. Darüber hinaus trauen sie Nübel zu, trotz der Fan-Pfiffe mental stark genug zu sein, um weiterhin im Kasten zu stehen. Der Tenor: Wer nach München wechselt, muss durch solch eine Zerreißprobe.
Schalke will keinen neuen Torwart holen
Gerüchte, wonach Schalke im Sommer einen neuen Torwart für Nübel holen soll, schob Schneider im exklusiven SPORT1-Interview vergangene Woche im Übrigen einen Riegel vor. "Wir bekommen ja einen neuen Torwart, nämlich Ralf Fährmann", sagte Schneider. Der 31-Jährige wird nach erfolgloser Leihe bei Norwich City (erst ein Kurzeinsatz) zurückkehren. Mit Fährmann und Schubert sei man "gut aufgestellt".