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Als der FC Bayern 1983 den Fluch auf dem Betzenberg bannte

Als Bayern den Betze-Fluch bannte

In den 1980er Jahren schien für den FC Bayern ein Fluch auf dem Betzenberg zu liegen. Diesen konnte der deutsche Rekordmeister dann aber doch brechen - SPORT1 blickt zurück.
Bruno Hübner (Lautern, li.) gegen Klaus Augenthaler (FC Bayern München) im Jahr 1983
Bruno Hübner (Lautern, li.) gegen Klaus Augenthaler (FC Bayern München) im Jahr 1983
© Imago
In den 1980er Jahren schien für den FC Bayern ein Fluch auf dem Betzenberg zu liegen. Diesen konnte der deutsche Rekordmeister dann aber doch brechen - SPORT1 blickt zurück.

Fußballer sind abergläubisch, auch wegen Geschichten wie dieser. Für die Bayern der Siebziger Jahre gab es einige Stadien, die sie am liebsten weit umfahren hätten.

Das Duisburger Wedau-Stadion etwa oder das Weser-Stadion zu Bremen, auch im Frankfurter Waldstadion hatten sie nur wenig Grund zur Freude gehabt. Am schlimmsten aber war es, wenn sie auf den Betzenberg mussten. Auch in ihren Glanzzeiten gab es dort mehr Niederlagen als Punkte.

Das 4:7 vom Oktober 1973 nach 4:1-Führung ist das einprägsamste Beispiel, aber nicht mal die höchste Pleite. Die setzte es am letzten Spieltag 1977/78 (0:5), als die nächste Misserfolgsserie schon wieder lief. Sie begann nach dem 1:0 im Mai 1975. Bis zum November 1983 hatten sich schon wieder sieben Niederlagen und zwei Unentschieden angesammelt, Pokalspiele eingeschlossen.

Dreimal in Folge hatten die Bayern dabei nach Pausenführung noch verloren, so dass Paul Breitner 1982, fast am Ende seiner Karriere, den Spruch prägte: „Nach Kaiserslautern brauchen wir gar nicht mehr hinzufahren, am besten schicken wir die Punkte gleich mit der Post.“ Man erzählte sich, der Respekt vor dem Betzenberg sei damals so groß gewesen, dass selbst Breitner und Karl-Heinz Rummenigge immer die Augen schlossen, wenn der Bus am Bronze-Teufel vor dem Stadion vorbeifuhr. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

Bayern bannt den Betze-Fluch dank Augenthaler

Am 26. November 1983 kamen sie trotzdem wieder mal vorbei, als Mitglied eines punktgleichen Spitzenquartetts. Wollten sie den Anschluss nicht verlieren, musste die Horrorserie enden. Was tun? Trainer Udo Lattek wird die Idee zugeschrieben, von der bald alle sprachen. Es hätte dem großen Motivator ähnlich gesehen, doch Fakt ist: Es war Cleverle Uli Hoeneß. Der Manager ordnet an, dass man im Brasilien-Look auftreten solle. Gelbe Hemden, blaue Hosen – das war eine Modesünde par excellence und hatte nichts mit den Vereinsfarben zu tun. Die Fans kannten ihre Bayern in Rot oder in Weiß oder in diversen Kombinationen dieser Farben, aber in Gelb-Blau?

Die Pfälzer konterten noch schnell und liefen überraschend in Knallgrün auf, wo sie doch die „Roten Teufel“ waren. Wem nütze die Maskerade eher? Den Bayern, auch wenn sie nicht brasilianisch spielten. Anders als sonst aber war das Ergebnis – 1:0 für den Gast.

Weil Jean-Marie Pfaff einen Elfmeter von Andreas Brehme hielt (49.), was bei dem zum Glück für Deutschland (bei der WM 1990) keine bleibenden Schäden hinterließ. Pfaff hatte Brehme den Schneid abgekauft und ihm vor dem Schuss ins Ohr geflüstert: „Den halte ich jetzt. Mit so einem falschen Pfiff dürft ihr doch nicht gegen uns gewinnen.“

Das Tor des Tages schoss Klaus Augenthaler (60. Minute), gebannt war der Betze-Fluch. Wohl doch nicht wegen der Farbenspiele, wie der Kicker befand: „Die schönsten Trikots hätten allerdings nichts genutzt, wären die Münchner nicht auch auf dem Rasen an diesem Tag das geschicktere und klügere Team gewesen.“ Aber so liest sich die Geschichte am schönsten.

Es folgten noch zwei Siege und ein Remis am Betzenberg, nun nicht mehr in Gelb, aber immer noch in blauer Hose und Wolfgang Dremmler tönte: „Der Betzenberg hat endgültig seinen Schrecken für uns verloren.“ Zu früh gefreut, dann kamen irgendwann wieder die Tage, an denen die Roten Teufel auch gegen die Bayern wieder Herr im Hause waren.