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Die Todesfahrt, die nicht nur den 1. FC Köln erschütterte

Der tragische Tod eines Jungstars

Vor 34 Jahren zerschellte das Auto von Maurice Banach an einem Brückenpfeiler. Der Tod des damaligen FC-Stürmers versetzte eine ganze Region in einen Schock.
Köln Maurice Banach nach dem verlorenen DFB-Pokalfinale 1991 gegen Werder Bremen
Köln Maurice Banach nach dem verlorenen DFB-Pokalfinale 1991 gegen Werder Bremen
© Imago
Vor 34 Jahren zerschellte das Auto von Maurice Banach an einem Brückenpfeiler. Der Tod des damaligen FC-Stürmers versetzte eine ganze Region in einen Schock.

Auf einmal herrschte Totenstille in der Kabine des 1. FC Köln. Die Spieler brauchten einige Momente, um die Worte ihres Trainers zu begreifen, danach brachen sie in Tränen aus.

Dem damaligen Kölner Coach Jörg Berger stockte die Stimme, nachdem er seiner Mannschaft an diesem 17. November 1991, einem ungemütlichen Herbstmorgen, die schlimme Nachricht überbracht hatte: Ihr Teamkollege Maurice „Mucki“ Banach war auf dem Weg zum Training in der Nähe von Remscheid auf der A1 mit seinem Auto tödlich verunglückt.

Der 2010 verstorbene Berger sagte einst dem Spiegel über den tragischen Unfall: „Ich konnte nichts mehr denken, war fassungslos, musste erst mal in die Kabine und mich sammeln.“ Der Coach hatte auf dem Trainingsplatz zuvor Besuch von zwei Polizisten, die ihm gegen 11 Uhr die Nachricht vom Tod des Stürmers überbrachten: „Es war schrecklich. Ein absoluter Schockzustand.“

An diesem Montag jährt sich zum 34. Mal der Tag, als das noch junge Leben des beliebten Kölner Fußballers an einem Brückenpfeiler endete.

„Maurice genoss durch seine ruhige, besonnene, zurückhaltende, aber zugleich fröhliche Art allgemeine Wertschätzung“, schrieb sein Arbeitgeber später in der Traueranzeige für Banach. Er wurde nur 24 Jahre alt und hinterließ Ehefrau Claudia und zwei Söhne.

Schweigeminute für Banach bei der Nationalmannschaft

„Wenn man eine solche Nachricht erhält, erkennt man die Dimensionen außerhalb des Sports“, sagte Kölns 1990er-Weltmeister Pierre Littbarski damals.

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Falko Götz, heute am Nachwuchsleistungszentrum von Bayer Leverkusen tätig, war damals einer von Banachs Mitspielern in Köln.

„Er war ein junger Spieler, der mit nichts was am Hut hatte. Er war ein lockerer Typ, hatte immer ein lustiges Wort auf den Lippen“, erinnerte sich Götz am Rande des Benefizspiels zu Ehren Banachs im März 2023. „Mucki stand am Anfang einer großen Karriere, seine Kinder waren gerade geboren. So tragisch ums Leben zu kommen, ist unheimlich schmerzhaft.“

Nicht nur in Köln wurde getrauert. Beim Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft drei Tage später in Brüssel gegen Belgien wurde eine Schweigeminute für Banach abgehalten. Die nächste Bundesliga-Partie des 1. FC Köln gegen Dynamo Dresden wurde abgesagt.

Der Mittelstürmer war damals drauf und dran, in die Fußstapfen ehemaliger Kölner Sturmgrößen wie Hannes Löhr, Dieter Müller, Klaus Fischer oder Klaus Allofs zu treten.

Banachs Tod ein Grund für den Niedergang des 1. FC Köln?

Rund um Köln sehen viele in Banachs tragischem Unfall auch einen Grund für den Niedergang des FC, der 1990 noch Vizemeister wurde und im Europacup-Halbfinale stand. Nach dem tragischen Unfall erreichte die Mannschaft noch den UEFA-Cup - es blieb für 25 Jahre der letzte Einzug in den Europacup.

„Dass man diesen Abschwung auch mit Maurice Banach in Verbindung bringt, das kann ich sehr gut nachvollziehen“, sagte der 2024 verstorbene ehemalige FC-Coach Christoph Daum einmal.

„Er war eines der hoffnungsvollsten Talente, die wir damals im deutschen Fußball hatten. Das wäre auf Jahre – wenn nicht Bayern München mit einem horrenden Angebot gekommen wäre – ein unheimliches Faustpfand für den 1. FC Köln gewesen, um weiter im Spitzenbereich mitzumischen. Insofern war sein Tod ein weiteres Kriterium für die Ursache des Niedergangs des 1. FC Köln zu Beginn der 90er-Jahre.“

Erst in den Monaten und Jahren nach dem schrecklichen Unfall kamen einige Dinge zum Unfall und zum Verhalten des 1. FC Köln ans Licht.

Banachs Witwe: „Mein Leben war ein Scherbenhaufen“

Banach soll nach Angaben einiger Zeugen mit seinem Opel Omega zu schnell gefahren sein. Das rechtsmedizinische Gutachten habe ergeben, dass der FC-Stürmer nach einer Karnevalsveranstaltung am Abend zuvor in seiner Heimat auf dem Weg nach Köln alkoholisiert unterwegs gewesen sei. Seine Witwe und seine Familie zweifelten das aber vor Gericht mit Erfolg an.

Erst 18 Jahre nach dem Tod ihres Mannes trat Banachs Witwe Claudia Weigl-Banach an die Öffentlichkeit. „Ich war 25, hatte zwei Kinder, und mein Leben war ein Scherbenhaufen“, sagte sie dem Express.

Vom 1. FC Köln fühlte sie sich in dieser Situation im Stich gelassen. Auch später, bei einem weiteren Unglück: „Mein Sohn Zico fiel drei Monate später bei einem Besuch bei Frank Ordenewitz krankheitsbedingt ins Koma. Er drohte, behindert zu bleiben. Vom FC kam wieder nichts.“

Der damalige Trainer und spätere SPORT1-Experte Udo Lattek dagegen meldete sich, wollte die Vormundschaft für die Jungs übernehmen, Klaus Augenthalers Frau schickte einen rührenden Brief. Der FC Bayern München bot Hilfe an.

FC veranstaltet Benefizspiel für Banach

30 Jahre nach dem Unfalltod erschien ein Buch über Banachs viel zu kurzes Leben (Maurice Banach – Sie nannten ihn Mucki“ von Ralf Friedrichs und Thomas Reinscheid).

„Sie haben ihn über all die Zeit nie vergessen, schwelgen nostalgisch in Erinnerungen an ihn und halten Mucki seit Jahren in Ehren“, schreibt Claudia Banach im Vorwort des Buches. „So wie er für mich immer in meinem Herzen sein wird, so ist er auch für immer in den Herzen der FC-Fans.“

Und auch von Seiten des Vereins gibt es mittlerweile keine Misstöne mehr. Der ehemalige FC-Präsident Werner Wolf sagte vor zwei Jahren: „In der Vergangenheit ist in der Öffentlichkeit oft und sehr kontrovers über den Umgang des FC mit der Familie Banach nach dem Tod von Mucki diskutiert worden. Diese offene Wunde möchten wir nun endgültig schließen und die Zeit der Vorwürfe beenden.“

Dies geschah im Rahmen eines Benefizspiels im März 2023. Geplant war die Austragung schon zwei Jahre früher, doch Corona verzögerte die Umsetzung.

„Wir möchten damit ein deutliches Zeichen setzen, dass die FC-Familie Mucki nicht vergessen hat und an der Seite seiner Familie steht“, sagte Wolf damals. „Alle Aktionen, die im Gedenken an Mucki dazu beitragen, einen der talentiertesten Stürmer der FC-Historie in schöner Erinnerung zu behalten, helfen uns dabei, das Unfassbare auch 30 Jahre später weiter zu verarbeiten. Maurice Banach wird unvergessen bleiben.“

Auch Banachs Witwe und Sohn Zico, der mit seinem Sohn den Anstoß ausführte, sowie viele frühere Weggefährten waren bei dem Benefizspiel im Kölner Franz-Kremer-Stadion unter den 3500 Zuschauern.

„Das hätte ihm gefallen“, sagte Weigl-Banach später dem Express. „Dass die Fans noch immer an Mucki denken, ist wirklich unglaublich. Die ganzen Jahre habe ich für die Kinder gekämpft, jetzt haben sie miterlebt, wie beliebt ihr Vater war. Damit kann ich jetzt abschließen.“

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)