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DFL, Bundesliga: Seifert-Ende nach 17 Jahren

Seifert: „... dann wäre ich gescheitert“

Christian Seifert verabschiedet sich als DFL-Geschäftsführer und blickt stolz auf seine Zeit zurück.
DFL-Geschäftsführer Christian Seifert hat die UEFA aufgefordert, die Champions-League-Reform nicht zu Lasten der nationalen Ligen durchzuführen.
Christian Seifert verabschiedet sich als DFL-Geschäftsführer und blickt stolz auf seine Zeit zurück.

Christian Seifert hat die Deutsche Fußball-Bundesliga 17 Jahre als Geschäftsführer der DFL geprägt. Der 52-Jährige blickt auf eine aufregende Zeit mit vielen Erlebnissen zurück.

„Wenn man einer Arbeit 17 Jahre nachgeht, dann hinterlässt das Spuren.“ Eine große Ära im deutschen Fußball endet mit Beginn des neuen Jahres 2022. Christian Seifert wird das Ruder an Donata Hopfen abgeben und sich einer neuen, noch nicht bekannten Aufgabe widmen. In einer kleinen Medienrunde nahm er nun Abschied von der Bundesliga und blickte auf eine lange Amtszeit zurück.

So hat sich die DFL unter Seifert entwickelt

Im Februar 2005 wechselte der 52-Jährige in die Geschäftsführung der DFL Deutsche Fußball Liga GmbH und trat am 1. Juni die Nachfolge Wilfried Straubs an. Damals umfasste die Abteilung noch 24 Mitarbeiter, die TV-Gelder lagen bei 300 Millionen Euro pro Saison. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

Inzwischen arbeiten 180 Mitarbeiter für die DFL, die ihren Sitz in einem edlen Gebäude inmitten der imposanten Frankfurter Skyline hat. 1,1 Milliarden Euro fließen inzwischen pro Spielzeit in die Kassen der 36 Erst- und Zweitligisten, bis zum Ausbruch der Coronakrise lautete das Motto auf im Fußball: „Höher, schneller, weiter!“

Kein spannender Titelkampf? „Lag nicht in meiner Macht“

Trotz aller Mehreinnahmen konnten zwei zentrale Dinge in Seiferts langer Amtszeit nicht gewährleistet werden. Ein spannendes Titelrennen bis zum 34. Spieltag gab es zuletzt 2009 zwischen dem VfL Wolfsburg und FC Bayern München. Und mit Ausnahme des deutschen Rekordmeisters, der immerhin zweimal die Champions League gewinnen konnte, gab es keine internationale Trophäe. „Ich hätte mir aus rein professioneller Sicht mehr Meisterschaftskämpfe gewünscht. Aber das lag nicht in meiner Macht“, erklärte Seifert auf SPORT1-Nachfrage und nannte die goldene Regel des Fußballs: „Auf Dauer spielt jede Mannschaft da, wo sie hingehört.“

Mit Blick auf die Europa League, die letztmals 1997 vom FC Schalke 04 noch in Form des UEFA-Cups nach Deutschland geholt wurde, kritisierte er die Liga hingegen: „Ich habe häufiger darauf hingewiesen, dass wir in Deutschland nicht sagen können: ‚Bayern hat einen finanziellen Vorsprung und dann scheiden wir gegen Mannschaften aus, in der das Budget der Bundesligamannschaft größer ist als das Budget der Mannschaft der ganzen Liga, aus welcher der Gegner kam.‘“

„Dann wäre ich gescheitert...“

Müsse er sich in seiner Zeit als DFL-Chef an diesen Maßstäben messen lassen, „dann wäre ich gescheitert“. Seifert erklärte stattdessen: „Die DFL stellt einen organisatorischen, finanziellen und juristischen Rahmen. Was die Klubs daraus machen, das ist der sportliche Wettbewerb. Der eine Verein konzentriert sich auf das sportliche Produkt, während der andere Klub mit internen Querelen beschäftigt ist. Schon der Umgang mit den Rahmenbedingungen, die wir setzen, ist Selbstverwirklich und damit der erste Schritt in den Wettbewerb.“(DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

An tollen Ereignissen mangelte trotz fehlender Meisterschaftskämpfe allerdings nicht. Seifert musste daher schmunzeln, als er gefragt wurde, von welchen Erlebnissen er seinen Enkelkindern einmal als Großvater vor dem Kamin erzählen würde: „Diese Frage habe ich mir jetzt schon gestellt. Da muss ich noch gar nicht so weit nach vorne denken und darauf warten, dass ich als älteres Männchen vor dem Kamin sitze.“

Seifert spricht über seine emotionalsten Erlebnisse

Doch was waren sie, die emotionalsten Momente? „Natürlich das deutsche Champions-League-Finale zwischen Bayern München und Borussia Dortmund. Das Tor von Mario Götze, das ich live in Rio sehen konnte, gehört natürlich dazu. Oder der Treffer von Oliver Neuville bei der WM 2006 gegen Polen. Nach dem 1:0 gegen Polen hatte man den Eindruck, dass das Stadiondach wegfliegt.“

Doch auch auf der anderen Seite der Emotionsskala gab es besondere Augenblicke: „Die Niederlagen des FC Bayern im Champions-League-Finale waren Momente im Stadion, die mich angefasst haben.“ Und dann erinnerte sich Seifert noch an die Partie zwischen Arminia Bielefeld und dem 1. FC Heidenheim am 28. Juni 2020 zurück.

Corona als Herausforderung für den Fußball

„Wir hatten die Saison unter Coronabedingungen zu Ende gespielt. Das ist deshalb die Partie, die ich sehr präsent vor meinen Augen habe. Das war schon ein besonderer Moment, der einem durch den Kopf ging“, gab Seifert zu. Die Pandemie hatte auch den DFL-Chef an die Grenzen geführt. „Im Winter 2019 dachte ich, dass nun meine letzte Etappe mit der Rechteausschreibung 2020 und den üblichen Reibereien folgt. Doch rückblickend betrachtet kam mit Corona die inhaltlich und physisch herausforderndste Aufgabe auf mich zu.“

Seifert blickte voller Stolz auf das Geschaffte zurück: „Wir haben unter großem öffentlichem Druck, wo uns viele im eigenen Land scheitern sehen wollten, ein Hygienekonzept erstellt, das als Blaupause für den ganzen Globus galt und auch heute gilt.“ Nicht nur damit wird der gebürtige Rastatter in die Bundesliga-Geschichtsbücher eingehen. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

Seifert überzeugt: „Es wird wieder eine neue DFL geben“

Mit Seifert haben auch viele anderen Größen, die die Liga jahrelang geprägt haben, die Bühne verlassen. Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge, Rudi Völler oder Michael Zorc haben sich anderen Aufgaben gewidmet oder werden zeitnah aufhören.

Seifert sieht darin aber keine Probleme auf die Bundesliga zukommen: „Das ist der normale Lauf der Zeit. Bei meiner Ankunft 2005 hat es auch eine neue DFL gebraucht und jetzt braucht es auch wieder eine neue DFL mit neuer Energie und neuen Projekten.“ Er zeigte sich überzeugt: „Es ist gut, dass jetzt neue Perspektiven kommen und neue Menschen wie Oliver Kahn, Sebastian Kehl oder Simon Rolfes zusammenarbeiten werden.“

Seifert schaut deshalb zuversichtlich nach vorne: „Das wird alles seinen Weg gehen.“

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