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Uwe Gospodarek über Erfahrungen mit FC Bayern, BVB-Keeper Kobel und 1. FC Köln

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Uwe Gospodarek über Erfahrungen mit FC Bayern, BVB-Keeper Kobel und 1. FC Köln

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Ex-Trainer lobt: „Kobel bringt alles mit“

Uwe Gospodarek arbeitet aktuell als Torwarttrainer in Köln. Im SPORT1-Podcast „Leadertalk“ mit Mounir Zitouni spricht der Ex-Keeper über seine Arbeit dort und seine Erfahrungen beim FC Bayern.
Der 1. FC Köln entscheidet das Derby gegen Borussia Mönchengladbach für sich - weil die Gäste kräftig mithelfen.
Mounir Zitouni
Mounir Zitouni

Bei Bayern München war Uwe Gospodarek (48) einst die Nummer 2 hinter Oliver Kahn und wurde Deutscher Meister.

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Er stieg mit dem VfL Bochum und Borussia Mönchengladbach in die Bundesliga auf, packte mit Jahn Regensburg den Sprung in die 2. Liga, zwischendrin war der gebürtige Straubinger aber auch mal ein halbes Jahr arbeitslos.

Er trainierte unter Torhütertrainern wie Sepp Maier, Toni Schumacher oder Ralf Zumdick. Seit vielen Jahren gibt Gospodarek sein Fachwissen an junge Torhüter weiter.

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Beim VfB Stuttgart machte er Gregor Kobel zum Top-Torhüter, seit diesem Sommer ist Gospodarek Torwarttrainer beim 1.FC Köln. Über seine Arbeit, seine Erfahrungen und die allgemeine Torwartsituation in Deutschland redet der Torwarttrainer mit Business-Coach und Autor Mounir Zitouni.

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Schwäbe glänzt als Ersatz von Horn

Am letzten Wochenende konnte der 48-Jährige so richtig zufrieden sein.

Nach der Verletzung von Kölns Stammkeeper Timo Horn musste die Nummer 2, Marvin Schwäbe, im Derby gegen Mönchengladbach seine erste Bundesligapartie absolvieren. Er lieferte eine Top-Partie ab.

Das Vertrauen war groß. „Die Woche vor dem Gladbach-Spiel lief wie jede andere Woche ab. Wieso soll ich da irgendetwas anderes machen? Ich mache den Kerl ja nicht verrückt“, sagt Gospodarek.

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Köln-Sieg überrascht Gospodarek nicht

Die gute Leistung beim 4:1 kam für ihn nicht überraschend. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

„Ich hätte bei keinem der vier Torhüter Bauchschmerzen, wenn der jetzt am Samstag in der Bundesliga im Tor stehen müsste. Deshalb hatte ich null Bauchschmerzen, als ich hörte, dass Timo Horn verletzt ist. Ich weiß, was Marvin kann. Es ist ja nicht so, dass Marvin noch kein Spiel gemacht hätte. Er hat in Skandinavien die Meisterschaft gewonnen, hat über 100 Erstligaspiele dort gemacht. Es war für ihn das erste Bundesligaspiel, aber hat genug Erfahrung über die Jahre gesammelt“, so Gospodarek, der zwischen 2019 und 2021 in Stuttgart auch Gregor Kobel formte.

Gospodarek: „Bei ihm war es auch so, dass er das Motto hatte, ich mache das, was ich machen muss. Es war ja dann auch so in Stuttgart, dass er nach einigen Spielen nicht mehr im Tor stand, weil wir auch immer das Gefühl hatten, da kommt immer ein „ja aber“ und er hört nicht zu. In dieser Zeit, wo er nicht gespielt hat, hat er trainiert wie ein Wahnsinniger und hat auf einmal die Dinge umgesetzt, die man ihm gesagt hat.“

„Zu Beginn der Rückrunde hatte er dann die Erfolgserlebnisse im Spiel und ist daran gewachsen. Und wenn du dann Selbstvertrauen hast, das Trainingsniveau sich steigert, dann wirst du immer besser. Mit ihm hat es unglaublich viel Spaß gemacht. Es freut mich für ihn, dass er in Dortmund zeigt, was er kann und ich glaube, dass sein Weg noch lange nicht vorbei ist. Kobel bringt alles mit. Er hat eine gewisse Größe, vom Körper her hat er alles, was man braucht, er ist explosiv, geschmeidig und hat eine sehr gute Technik“, urteilt sein Ex-Trainer.

Gospodarek: Torhüter sind eine eigene Spezies

Die Arbeit eines Torwarttrainers lässt sich nicht mit der eines Cheftrainers vergleichen. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

„Wir sind immer eine kleine Gruppe und ich sage immer, wir sind eine eigene Spezies. Wenn du im Tor bist, musst du auch ein wenig verrückt sein. Du musst schon aus einem besonderen Holz geschnitzt sein“, sagt der 48-Jährige.

Torwarttrainer Uwe Gospodarek (M.) im Austausch mit Marvin Schwäbe (l.) und Jonas Urbig (r.)
Torwarttrainer Uwe Gospodarek (M.) im Austausch mit Marvin Schwäbe (l.) und Jonas Urbig (r.)

„Ich versuche schon Spaß zu vermitteln, aber ab und zu trete ich sie schon in den Hintern. Das gehört dazu, weil ich selber so groß geworden bin. Ich habe den Standpunkt: Wenn sie die Bälle im Training nicht halten, werden sie das auch nicht im Spiel tun. Deshalb tut es in meinem Torwarttraining auch schon mal weh.“

Wichtig für den Kölner Torwartchef: Das Vertrauen.

„Es gab zu Beginn der Saison Gespräche mit allen Torhütern. Wie sehen sie selber ihre Situation, wie sehe ich die Situation und wo ich hin will mit ihnen. Jeder weiß um seine Aufgabe. Ich will, dass das Trainingsniveau so hoch ist, dass sie sich gegenseitig pushen. Dass eine Nummer 1 weiß, hey, ich darf nicht nachlassen, weil die Nummer 2 kratzt. Mein Ziel ist es, in der Gruppe zu vermitteln, dass jeder seinen Platz hat, aber dass jeder den anderen unterstützt. Das ist ganz wichtig. Wenn du erreicht hast in einer Torwartgruppe, dass die Nummer 1 zur Nummer 3 sagt, das und das fällt mir auf, oder die Nummer 2 sagt zur Nummer 1, das kannst du verbessern, dann hast du dein Ziel erreicht.“

Probleme in der Torhüterausbildung

Die Torhüterausbildung insgesamt sieht Gospodarek aktuell eher kritisch.

„Ich habe das Gefühl, dass die Persönlichkeit bei der Ausbildung von Torhütern zurückgeschoben wird. Manuel Neuer ist Weltklasse, weil er er ist. Er ist einmalig. Das Problem in der Ausbildung ist, dass jedem Torhüter die eigene Persönlichkeit genommen wird, dass er in ein Schema gepresst wird.“

Auch dass es bei Torhütern oftmals nur noch darum geht, wie gut sie selbst am Ball sind, wie herausragend sie beim Aufbauspiel sind, findet Gospodarek nicht gut: „Fußballspielen ist das eine, aber warum stehen sie denn im Tor? Sie sollen Bälle halten. Das wird meistens vergessen. Torhüter sind im Tor, um Bälle zu halten, alles andere kommt dann dazu. Wir haben nicht das Problem, dass wir schlechte Fußballer im Tor haben, sondern weil sie keinen Ball halten. In den letzten Jahren wurde zu viel Wert auf das Fußballerische gelegt“, sagt der Straubinger deutliche Worte. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

Gospodarek profitiert von Gerland

In punkto mentale Stärke gibt der ehemalige Bundesligakeeper folgenden Tipp: „Das Einzige, was du als Torhüter nicht machen darfst, ist nachdenken. Dann ist es vorbei. Du musst frei sein vom Kopf. Es gibt Torhüter, wenn die einen Fehler machen, denken die nach und das ist der größte Fehler, den sie machen können. Andere wischen sich den Mund ab und sagen, es geht weiter. Da trennt sich dann die Spreu vom Weizen.“

Gospodarek selbst hat von einem Trainer wie Hermann Gerland profitiert: „Er hat mir gezeigt, wie hart man arbeiten muss, um in diesen Profibereich zu kommen, wenn man Talent hat. Ich war kein großer Torhüter, sondern relativ klein und Gerland wusste: Ich muss halt springen. Er hat mich über alles Mögliche springen lassen, was an der Säbener Straße war, aber es hat mir geholfen, auch wenn ich ihn damals verflucht habe. Er hat mir gesagt: „Gospo, Größe kann man nicht trainieren.“ Und so ist es halt.“

Vorbild Maier und Schumacher

Auch von Größen wie Sepp Maier und Toni Schumacher, die Gospodarek beide als Torwarttrainer hatte, profitierte er.

„Sepp war es wichtig, geschmeidig, reaktionsschnell, explosiv zu sein, so wie eine Katze zu sein. Und Toni hat sich gefreut, wenn du dich beim 1-gegen-1 nicht weggedreht hast. Wenn deine Nase geblutet hat, weil der Ball dagegen gekommen ist, dann hat er sich gefreut.“

Mounir Zitouni (51) war von 2005 bis 2018 Redakteur beim kicker und arbeitet seitdem als Businesscoach, betreut Sportler, Trainer und Führungskräfte in punkto Auftreten, Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung. Der ehemalige Profifußballer (OFC, SV Wehen, FSV Frankfurt, Esperance Tunis) hat zuletzt die Autobiographie von Dieter Müller verfasst und veröffentlicht regelmäßig eine Kolumne auf www.sport1.de.

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