Home>Fußball>Bundesliga>

Als der FC Bayern 1982 gegen Aston Villa zum ersten Mal ein großes Finale verlor

Bundesliga>

Als der FC Bayern 1982 gegen Aston Villa zum ersten Mal ein großes Finale verlor

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Bayerns erste fiese Niederlage

Am 26. Mai 1982 erlebt der FC Bayern im Finale des Europapokals der Landesmeister gegen Aston Villa ein ganz böses Erwachen. SPORT1 blickt auf eine ganz besondere Niederlage zurück.
Beim DFB-Pokal-Finale 1982 sorgte Dieter Hoeneß mit seinem Turban-Tor für die Entscheidung. Diese und weitere Klassiker des FC Bayern München gibt es am Ostersonntag ab 15 Uhr auf SPORT1.
Udo Muras
Udo Muras

Endspiele waren für den FC Bayern meist eine erquickliche Angelegenheit.

{ "placeholderType": "MREC" }

Verlieren sah das Selbstverständnis ohnehin nicht vor und der Erfolg gab den Münchnern recht. Bis zu dem Tag von Rotterdam, heute vor 41 Jahren, als eine beeindruckende Serie zu Ende ging.

Im zwölften Finale auf überregionaler Ebene ging der Rekordmeister erstmals als Verlierer vom Platz.

SPORT1 schaut zurück auf einen Tag, der ein trauriges Kapitel der Vereinsgeschichte schrieb.

{ "placeholderType": "MREC" }

Rummenigge und Breitner die Anführer

Sechs Jahre gingen ins Land, ehe der FC Bayern München nach seinem grandiosen Hattrick (1974-76) wieder ein Endspiel im Europapokal der Landesmeister erreichte. Eine neue Mannschaft war entstanden, die Ära Maier-Beckenbauer-Müller war zu Ende.

Aus dem Kader 1981/82 hatten nur Rückkehrer Paul Breitner, Dauerläufer Bernd Dürnberger und der zum Weltklassestürmer gereifte Karl-Heinz Rummenigge die Hattrick-Jahre miterlebt.

Rummenigge und Breitner, vom Boulevard „Breitnigge“ getauft, waren die Anführer dieser Mannschaft, die nach sechs erfolg- und titellosen Jahren 1980 und 1981 wieder Meister geworden war.

März-Revolution beim FC Bayern

Auf der Bank saß der Ungar Pal Csernai, der im März 1979 von der Mannschaft ins Amt gehievt wurde.

{ "placeholderType": "MREC" }

Die legendäre „März-Revolution“ an der Säbener Straße gegen den designierten Trainer Max Merkel und Präsident Wilhelm Neudecker hatte diese Mannschaft zusammengeschweißt – und Jung-Manager Uli Hoeneß stand auf ihrer Seite.

Meister wurden sie 1982 nicht, immerhin aber fuhren die Bayern als neuer DFB-Pokalsieger nach Rotterdam, wo sie ihr viertes Endspiel im Landesmeister-Pokal bestritten. Der Gegner: Aston Villa!

30.000 DM für den Sieg

An diesem 26. Mai 1982 endete eine beeindruckende Serie der Klub-Historie: Erstmals verloren die Bayern überhaupt ein Finale auf überregionaler Ebene – nach zuvor elf Siegen.

Die Serie im Detail: eine deutsche Meisterschaft (1932), sechs DFB-Pokalsiege (1957, 1966, 1967, 1969, 1971 und 1982) und vier Europacupsiege (1967, 1974, 1975 und 1976). Regional gab es 1932 ein 0:2 gegen Eintracht Frankfurt im Kampf um die Süddeutsche Meisterschaft, das war‘s an relevanten Finalpleiten.

1982 waren sie auch deshalb wieder Favorit. Paul Breitner plagten keinerlei Selbstzweifel: „Wir werden die Partie gewinnen. Wenn wir nicht daran glauben würden, hätten wir ja gleich in München bleiben können. Außerdem bin ich der Meinung, dass wir den englischen Meister in einem Match leichter besiegen können als in Hin- und Rückspiel.“

Die Bayern verlieren 1982 überraschend das Finale des Europapokals der Landesmeister gegen Aston Villa
Die Bayern verlieren 1982 überraschend das Finale des Europapokals der Landesmeister gegen Aston Villa

Trainer Csernai legte zwar die Elfmeterschützen für den Fall der Fälle schon fest, betonte aber auch: „Wir werden locker und unverkrampft aufspielen.“ Für den Sieg winkten jedem Bayern-Spieler 30.000 D-Mark.

Finale selbst in Ecuador und Taiwan zu sehen

Englands Meister wurde 1981 überraschend Aston Villa, den Bayern stand nicht gerade eine Weltauswahl gegenüber. Vier Villa-Akteure waren englische Nationalspieler geworden, aber keiner kam auf eine zweistellige Anzahl von Länderspielen. Einen Superstar suchte man vergebens in dem Klub aus Birmingham.

Aber sie waren eben Engländer und in den vergangenen fünf Jahren war der Europapokal stets auf die britische Insel gegangen. Dennoch forderte Europacup-Veteran Bernd Dürnberger vor seinem 48. Spiel in diesem Wettbewerb: „Jetzt muss der Pott wieder zu uns.“

Doch letztlich blieb die Vitrine leer, nur die Kasse füllte sich. Das in allen Kontinenten übertragene Finale brachte den Klubs 2,4 Millionen D-Mark ein, selbst in Ecuador und Taiwan sahen die Menschen dem bedeutendsten europäischen Finale zu. Ausverkauft war es indes nicht, 45.000 säumten die Ränge des „de Kuip“-Stadions, darunter 12.000 Engländer, von denen einige am Vortag randaliert hatten (zehn Festnahmen). 6000 Plätze blieben leer.

Chancen-Wucher der Bayern-Stars

Bayern-Trainer Csernai ging Risiko und setzte im Mittelfeld den unerfahrenen Reinhold Mathy (20) ein, der erst sein zweites Europacupspiel bestritt, aber in guter Form war. Für ihn wich Nationalspieler Wolfgang Dremmler eine Position nach hinten auf den Posten des Rechtsverteidigers, Routinier Kurt Niedermayer blieb dagegen wegen schwacher Trainingsleistung draußen.

Die Partie wurde um 20.15 Uhr angepfiffen, bei sommerlichen 28 Grad. Erster Aufreger war der plötzliche Ausfall von Villas Stammkeepers Jimmy Rimmer, der schon nach neun Minuten verletzt ausschied, ihn schmerzte ein Finger. Für ihn kam Jungspund Nigel Spink zum Europacupdebüt und er hielt einfach alles.

Ob Dürnberger, Rummenigge, Breitner oder Mathy – alle vergaben beste Chancen. Zur Halbzeit bekamen die Bayern zwar viel Beifall von ihren Fans, aber der bringt keine Tore.

Ein Angriff von Aston Villa reicht für das 1:0 und für den Sieg
Ein Angriff von Aston Villa reicht für das 1:0 und für den Sieg

Sie versuchten es weiter. Günter Güttler kam für den nachlassenden Mathy, ein Talent löste das andere ab. Csernai zeterte hinterher: „Der Mathy hat mich tief enttäuscht, das Experiment ist schiefgegangen.“ Dann verfrühter Torjubel: Ein Augenthaler-Kopfball überwand Spink nach 62 Minuten. Aber Verteidiger Gary Williams klärte auf der Linie.

Es kam, was oft kommt, wenn die eine Mannschaft ihre Chancen nicht nutzt – die andere trifft.

Villa erzielt mit einziger Chance das Tor

Aston Villa nutzte die einzige große Chance durch Stürmer Peter Withe (67.), der eine flache Flanke aus drei Metern an den Innenpfosten setzte, Manfred Müller war chancenlos. „Nur einen einzigen Moment waren wir nicht resolut genug, schon war der Titel verloren“, erinnerte sich sein Gegenspieler Klaus Augenthaler noch 2010.

Bayern stürmte noch wütender, Youngster Spink nahm dem durchgebrochenen Rummenigge den Ball vom Fuß. Als Dieter Hoeneß drei Minuten vor Schluss den Ball endlich ins Tor schoss, entschied der französische Schiedsrichter Konrath auf Abseits, was Hoeneß noch heute als unberechtigt ansieht.

Besonders ärgerlich, weil Güttler, der nicht im Abseits stand, das Tor auch selbst hätte schießen können, aber „der Lange“ funkte dazwischen. Auch der arme Güttler bekam sein Fett weg. Csernai schimpfte: „Man hat in den letzten Wochen gesehen, dass es nichts gebracht hat, die Jungen regelmäßig einzusetzen.“

Csernai attackiert Spieler

Dass der Trainer ausgerechnet auf die schwächsten Glieder im Kader losging, war schlechter Stil und blieb nicht unwidersprochen. Güttler wehrte sich: „Ich finde es schwach vom Trainer, dass er jetzt auf den Reinhold und mich los geht.“ Die Verlierer mochten sich zerfleischen, die Kritik fiel noch relativ milde aus.

„Riesenpech: Chancen über Chancen – aber 0:1 verloren!“, jammerte die tz München in großen Lettern am nächsten Tag. „Unglückliche Bayern unterliegen mit Pech den Briten“, meldete der kicker.

Und Pal Csernai grollte: „Diese Saison hätte ein bösartiger Regisseur gegen uns nicht schlimmer gestalten können“. Karl-Heinz Rummenigge betonte: „Paul Breitner und ich haben uns wahnsinnig geärgert. Immer wieder wurde von den großen alten Bayern gesprochen. Wir wollten eine neue Ära schaffen.“

Stattdessen schrieben sie eine andere Geschichte und verloren – wie erwähnt – erstmals ein Finale.

Breitner entschuldigt sich für Trainer

Es sorgte für tiefe Risse in der Bayern-Familie. Denn als der Finalist am nächsten Tag am Rathaus empfangen wurde, waren trotz „Frustsaufens“ (Augenthaler) alle da, nur der frustrierte Trainer nicht.

Breitner musste sich dafür beim OB der Stadt entschuldigen und sagte der Presse: „Es geht nicht an, dass der Trainer sich in einer solchen Situation abkapselt und von der Mannschaft distanziert.“

Es war der Anfang vom Ende des Bayern-Trainers Csernai, der 1983 entlassen wurde. Zu Ende war auch die stolze Serie der Bayern, die seither noch viele Erfahrungen im Verlieren von Endspielen sammelten. Als der Damm erst mal gebrochen war, hagelte es regelrecht Niederlagen: 1987, 1999, 2010 und 2012 vier in der Champions League, 1985, 1999, 2012 und 2018 weitere vier im DFB-Pokal.

Hinzu kamen sechs Pleiten im weniger wichtigen Super-Cup (1989, 1994, 2013, 2014, 2015 und 2019) und drei im europäischen Supercup (1975, 1976, 2001). Bis 1982 konnte man sich überhaupt nicht vorstellen, dass den Bayern so etwas überhaupt mal passiert.

Heute sind es 18 Final-Niederlagen – und trotzdem scheinen die Bayern der Gegenwart die Unbezwingbarsten aller Zeiten nach nun zehn Meistertiteln in Serie. Aber die Meisterschaft wird ja auch nicht durch ein Finale entschieden.

Die Finalisten 1982: Müller – Dremmler, Augenthaler, Weiner, Horsmann – Kraus (78. Niedermayer), Mathy (52. Güttler), Breitner, Dürnberger – Hoeneß, Rummenigge