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Bundesliga: Stephan Fürstner blickt auf Karriere zurück - SPORT1-Interview über Müller, Wagner, Schweinsteiger

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Bundesliga: Stephan Fürstner blickt auf Karriere zurück - SPORT1-Interview über Müller, Wagner, Schweinsteiger

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Fürstner: „Wagner eckte schon damals an“

Stephan Fürstner hat nach 17 Profi-Jahren seine Karriere beendet. Im Gespräch mit SPORT1 blickt er auf seine Zeit beim FC Bayern München zurück - und auf seine letzten Minuten beim FSV Mainz 05.
Die Premiere von Jesse Marsch endet anders als erwartet. RB Leipzig unterliegt mit 0:1 beim FSV Mainz 05.
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Die Zeit von Stephan Fürstner beim FC Bayern München hat als damals Zehnjähriger begonnen.

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Der Sprung in die erste Mannschaft war zwar groß, dennoch blickt er mit Stolz auf seinen einzigen Bundesliga-Einsatz zurück. Über die Stationen Greuther Fürth, Union Berlin und Eintracht Braunschweig landete er beim FSV Mainz II. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

Fürstner beendete in diesem Sommer seine Karriere. Im Urlaub will der zweifache Familienvater nun ausspannen und sich dann auf die Zeit danach einstimmen. Fürstner will dem Fußball erhalten bleiben, den Nachwuchsbereich findet er spannend. Davor aber blickt er bei SPORT1 noch einmal auf seine 17 Jahre Profi-Fußball zurück.

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Fürstner: „Das war die erste Hürde“

SPORT1: Stephan Fürstner, Sie sind mit 17 Jahren in die zweite Mannschaft des FC Bayern München aufgerückt. War das ein erster großer Schritt in Ihrer Karriere?

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Stephan Fürstner: Ja, das war ein Sprung nach oben. Ich bin im Alter von zehn Jahren in die Bayern-Jugend gewechselt. Bis zum 17. Lebensjahr war das ein Aussiebverfahren. Es gibt wenige Spieler, die jede Jahrgangsstufe durchlaufen haben. Nur Sandro Wagner und ich sind den kompletten Weg zusammengegangen. Das war die erste große Hürde, sich Jahr für Jahr weiterzuentwickeln und für den nächsten Jahrgang zu empfehlen. Bei der zweiten Mannschaft ging unter Trainer Hermann Gerland der professionelle Bereich los. Da habe ich erstmals gespürt, dass sich der Weg gelohnt hat. Wir standen plötzlich im Rampenlicht, in der damals dritthöchsten Regionalliga Süd hast du auch mal vor 10.000 Fans gespielt. Es war hilfreich, so ins kalte Wasser geworfen zu werden.

SPORT1: Ihr damaliger Trainer hieß Hermann Gerland. Wie war der „Tiger“ im Umgang mit den Spielern?

Fürstner: Hermann Gerland war ein harter Hund, aber in dem Übergangsbereich war das sehr hilfreich. Du musstest auf die Zähne beißen, alles rausknallen und widerstandsfähig sein. Ich bin öfter an die Schmerzgrenze gestoßen, aber rückwirkend betrachtet war das eine wertvolle Station. Gerland hat dir Werte vermittelt, die du permanent abrufen musstest. Ansonsten wurdest du gefressen.

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Für Stephan Fürstner (rechts) war Philipp Lahm (Mitte) einer seiner Vorbilder
Für Stephan Fürstner (rechts) war Philipp Lahm (Mitte) einer seiner Vorbilder

Schweinsteiger und Lahm als Vorbilder

SPORT1: Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm hatten in diesem Zeitraum den Sprung zu den Profis geschafft. Hatten Sie einen Draht zu den späteren Weltmeistern?

Fürstner: Man hatte weniger Kontakt, aber Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm waren Vorbilder. Sie haben auf Platz eins trainiert, an dem wir Jugendspieler immer vorbeigelaufen sind. Es war etwas ganz Besonderes, wenn du bei den Profis auf Platz eins trainieren durftest. Natürlich haben wir Spieler, die die Bayern-Jugend durchlaufen und den Sprung in die erste Mannschaft geschafft haben, als Vorbild und Chance wahrgenommen.

SPORT1: Am 5. Mai 2007 standen Sie beim 1:1 gegen Borussia Mönchengladbach für drei Minuten bei den Profis auf dem Feld. Es war Ihr einziger Einsatz für den FC Bayern. Blicken Sie mit uns auf diesen Tag zurück...

Fürstner: Ich war regelmäßig bei den Profis im Training dabei. Es war eine schwierige Saison für den FC Bayern. Im Januar 2007 übernahm Ottmar Hitzfeld das Traineramt von Felix Magath. Es ging am Ende nur noch um die Champions League, die Meisterschaft war früh verloren. Wir hatten viel Unruhe im Klub, aber es gab für mich die Chance auf Einsatzminuten. In Gladbach war die Hölle los. Ich war 18 Jahre alt und das war ein einschneidendes Erlebnis, als mein Name gerufen wurde. Ich bin im Vollsprint zur Bank gelaufen und habe dann in den fünf Minuten gefühlt so viele Meter abgespult wie die anderen in 90 Minuten.

Scholl: „Das war dein Debüt heute?“

SPORT1: Wie war das dann neben den Superstars in der Kabine zu sitzen nach Abpfiff?

Fürstner: Das war beeindruckend. Mehmet Scholl saß neben mir und sagte: ‚Das war doch dein Debüt heute? Daran wirst du dich dein Leben lang zurückerinnern‘. Er sagte den Satz mit einem Schmunzeln und Augenzwinkern. Das war schon etwas Besonderes, das so ein erfahrener Spieler mir diese Aufmerksamkeit geschenkt hat.

SPORT1: Gab es ein Ereignis, bei dem Sie gemerkt haben, worauf es beim FC Bayern München ankommt?

Fürstner: Ich erinnere mich an eine Trainingseinheit, bei der mir Mark van Bommel geholfen hat. Ich durfte auf Platz eins mitmachen. Es waren Sommerferien und rund 5.000 Kinder haben zugeschaut. Wir sollten Flugbälle von der Mitte auf die Außenbahnen spielen. Ich hatte als Jung-Profi einen Wackelfuß und habe die Bälle immer mit der Innenseite gespielt. Dadurch kam der Ball nie an, die Schärfe fehlte. Van Bommel kam zu mir und sagte: ‚Spiel den Ball per Vollspann‘! Obwohl das am Anfang nicht sofort geklappt hat, gab es motivierende und aufmunternde Worte von ihm. Irgendwann konnte ich diese Bälle auch so spielen, weil ich Unterstützung von einem Top-Profi bekommen habe. Es war sehr hilfreich, dass sich diese Superstars Zeit und uns jungen Spielern so die Angst nahmen. Eigentlich ging es nur um einen Flugball, doch was daraus entstanden ist, war äußerst wertvoll für mich.

Anekdote über Thomas Müller

SPORT1: Begleitet wurden Sie in Ihrer Profi-Zeit von Ottmar Hitzfeld. Wie war er als Trainer?

Fürstner: Ich habe noch nie einen Menschen erlebt, der einen Raum betritt, so leise spricht und dabei so dominant auftritt. Wir hatten eine schwierige Zeit, es ging um die Champions League und dann kam Ottmar Hitzfeld mit seiner unaufgeregten Art. Er hat ruhig und leise gesprochen, man musste die Ohren spitzen. Es gibt Trainer, die sind laut, dadurch verliert man den Fokus. Aber bei Hitzfelds besonnener Ansprache habe ich genau zugehört. Er war ein herzlicher Mensch, der das Gefühl für die Situationen hatte. Ich hatte nicht so lange unter ihm trainiert, weil ich zwischen Profis und Amateuren pendelte. Aber Hitzfeld war eine sehr beeindruckende Persönlichkeit.

SPORT1: In Ihrer Zeit bei den Bayern Amateuren haben Sie auch mit Thomas Müller zusammengespielt. Erzählen Sie von ihm.

Fürstner: Bei Thomas Müller waren die Schnürsenkel damals schon offen und die Stutzen standen auf halb acht (lacht). Ich habe ihn ab und zu nach Hause gefahren, wir kamen aus derselben Ecke und hatten eine kurze, aber intensive Zeit zusammen. Der Kontakt hält bis heute, was mich sehr freut, aber auch nicht wundert. Thomas ist ein Riesentyp, er ist einfach dieser Unterschiedsspieler, der das Gefühl für Räume hat. Er hat einen Instinkt, den man nicht erlernen kann. Es ist Wahnsinn, welchen Weg Thomas gegangen ist.

Stephen Fürstner trafen in der Saison 2021/12 in der Bundesliga aufeinander
Stephen Fürstner trafen in der Saison 2021/12 in der Bundesliga aufeinander

„Sandro Wagner eckte schon damals gerne an“

SPORT1: Ein weiterer Mitspieler, mit dem Sie viel Zeit verbrachten, war Sandro Wagner. Als DAZN-Experte hat er viele begeistert. War er in Jugendzeiten auch schon selbstbewusst?

Fürstner: Mit Sandro habe ich meine Jugendzeit verbracht. Wir gingen gemeinsam zur Schule. Sandro wusste, dass er kein einfacher Typ ist. Er eckte damals schon gerne an, um die Aufmerksamkeit zu bekommen, die ein Stürmer auch braucht. Sandro wurde dieser Aufmerksamkeit aber auch gerecht. Er hat unfassbar viele Bundesligaspiele absolviert und auch in der Nationalmannschaft getroffen. Wir haben nicht mehr so viel Kontakt, aber wenn wir uns treffen, dann haben wir Spaß und viele Themen. Sandro hat noch einen Tick mehr aus seiner Karriere rausgeholt als ich. Wir hatten ein ähnliches Talent, aber er hat seinen Platz und Spielstil gefunden und perfekt eingesetzt.

SPORT1: War das Prädikat „Bayern-Jugend“ oder „Bayern-Amateure“ im weiteren Verlauf auch eine Bürde? Schließlich war die Erwartung sofort etwas höher.

Fürstner: Das würde ich so nicht sagen. Wir lernten in der Bayern-Jugend, dass wir konstant gute Leistungen zeigen müssen. Dir wird sofort das Sieger-Gen vermittelt. Das ist Teil der Entwicklung beim FC Bayern München. Für mich war das aber keine Bürde. Ich kam 2009 als Drittligaspieler zum Zweitligisten Greuther Fürth. Dort standen mit Bernd Nehrig oder Stephan Schröck erfahrene Spieler im Kader. Da wollte ich erst hinkommen, ich konnte mich gut reflektieren. Ich habe probiert, Gas zu geben und mir meinen Status durch gute Leistungen zu erarbeiten. So bin ich aufgewachsen und so wurde ich erzogen. Ich habe mich nie als etwas Besseres gefühlt.

Fürstner: „Dieses Gefühl war unbeschreiblich“

SPORT1: In der Saison 2012/13 spielten Sie mit Fürth dann sogar Bundesliga, sammelten 30 Ihrer 32 Einsätze.

Fürstner: Dieses Jahr mit Greuther Fürth war das Zuckerl, mein persönliches i-Tüpfelchen. Ich stieß in der ersten Liga an meine Grenzen, mir fehlte das Talent für 150 Bundesligaspiele. Es muss aber auch gute Zweitligaspieler geben. Ich habe mein Talent ausgeschöpft und alles aus meinem Körper rausgeholt. Für mich war das Bundesligajahr trotz Abstiegs ein Highlight. Ich hatte den Wunsch, mich auf dieser Bühne zeigen zu dürfen und habe mir das durch gute Leistungen in der zweiten Liga erarbeitet.

SPORT1: Ihren letzten Bundesliga-Einsatz haben Sie für den FSV Mainz bestritten. Am ersten Spieltag gegen RB Leipzig (1:0) fiel die halbe Mannschaft wegen Corona-Erkrankung aus und die zweite Mannschaft musste aushelfen. Kurz vor Schluss wurden Sie eingewechselt. Was hat das mit Ihnen gemacht?

Fürstner: Dieses Gefühl war unbeschreiblich! Die ganze Woche war speziell, es ging darum, wer geimpft und wer nicht geimpft ist. Ich war plötzlich im engeren Kreis, weil ich schon geimpft war. Trainer Bo Svensson und ich kannten uns schon aus Profi-Zeiten. Ich konnte etwas mithelfen und anschieben. Es war dem Alter geschuldet, dass ich unaufgeregt geblieben bin. Ich habe Gespräche mit den Spielern geführt und gesagt, dass wir alles raushauen müssen. Die Erfahrung hat mir geholfen, ich war auch einmal in einer solchen Situation und habe Unterstützung erhalten. Daher war es nicht so abwegig, mich zehn Minuten in die Partie zu werfen. Die habe ich immer im Tank, egal zu welcher Uhrzeit. Wir haben aufopferungsvoll gegen RB Leipzig gekämpft, keiner hatte im Vorfeld mit uns gerechnet. Die Zuschauer waren da, meine Familie hat zugeschaut und wir haben gewonnen. Das war eine Geschichte, die ich nicht schöner hätte schreiben können.

Mainz-Coach als Menschenfänger

SPORT1: Mit Bo Svensson hat Mainz das nächste große Trainer-Talent. Trauen Sie ihm einen Weg á la Thomas Tuchel oder Jürgen Klopp zu?

Fürstner: Bo Svensson hat bereits bewiesen, was er aus einer Mannschaft, die in einer schwierigen Situation steckt, herausholen kann. Er kommt über die emotionale Schiene und ist ein positiver Typ, der Emotionen freisetzen kann. Bo ist ein Menschenfänger. Ich kenne seine Pläne nicht und weiß nicht, ob er einmal in der Champions League trainieren möchte. Aber das ist von jedem Trainer das Ziel. Er ist sehr reflektiert und glücklich darüber, was er in Mainz vorfindet.

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