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Oliver Glasner: So gelang das Eintracht-Wunder - SPORT1 Leadertalk mit Mounir Zitouni

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Oliver Glasner: So gelang das Eintracht-Wunder - SPORT1 Leadertalk mit Mounir Zitouni

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Glasner: „Das kommt mir zu kurz“

Mit dem Europapokal-Erfolg der Frankfurter Eintracht hat sich Oliver Glasner auch in der österreichischen Fußballgeschichte verewigt. Im SPORT1-Podcast Leadertalk mit Mounir Zitouni spricht er darüber, wie es dazu kam und warum er nicht bis 70 Trainer sein wird.
Trotz der 0:2-Pleite im Super Cup gegen Real Madrid zeigt sich Oliver Glasner zufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft. Auf Sicht wolle man aber den Abstand zu den Königlichen verringern.
Mounir Zitouni
Mounir Zitouni

Er ist nach Bela Guttmann und Ernst Happel erst der dritte österreichische Trainer, der einen europäischen Vereinstitel gewann. Oliver Glasner (48) hat sich mit Eintracht Frankfurt als Sieger der Europa League im letzten Sommer für immer einen Platz in den Geschichtsbüchern gesichert.

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Im Podcast-Gespräch „LEADERTALK“ mit Business-Coach und Autor Mounir Zitouni erzählt der Österreicher von seiner Herangehensweise und macht deutlich, wie wichtig für ihn Klarheit, Offenheit und Ehrlichkeit im Umgang mit den Spielern ist.

Glasner nimmt die Zuhörer mit in die Kabine und zeichnet nach, wie er die Mannschaft vor Spielen wie in Barcelona motiviert hat. Wir erfahren aber auch, wie Glasner im dörflichen Riedau in Niederösterreich groß wurde und wie ihn das Leben dort bis heute geprägt hat.

  • Leadertalk - der SPORT1 Podcast von und mit Business-Coach und Autor Mounir Zitouni - die aktuelle Folge bei SPORT1, auf meinsportpodcast.de, bei Spotify, Apple Podcasts und überall, wo es Podcasts gibt

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Persönlich, tiefgründig und intensiv: Wer den Menschen Oliver Glasner entdecken will, ist nach dem Hören dieser Folge um einiges schlauer. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

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Glasner predigt Eintracht-Fußball

Mittlerweile spielt Eintracht Frankfurt unter Oliver Glasner Champions League - dank des Europa-League-Titels im Sommer.

Aber wie konnte der europäische Underdog derart triumphieren? „Ich habe den Spielern vor den schwierigen Spielen wie bei Barca gesagt: Wenn wir morgen nach dem Spiel in der Kabine sitzen und uns in die Augen sehen, möchte ich, dass wir sagen können: Wir waren wir. Wir haben alles gegeben und haben Eintracht-Frankfurt-Fußball gespielt. Ob es für einen Sieg reicht, weiß ich nicht, aber ich möchte nie, dass wir am nächsten Tag sagen: Ach, hätten wir doch! Das war immer die Message. Ich habe ihnen auch mal gesagt, ich weiß nicht, ob ihr die besten Spieler seid, ich weiß nicht, ob wir die besten Trainer sind. Aber gemeinsam können wir das beste Team sein. Und davon bin ich auch überzeugt. Mit jedem Sieg ist dieser Glaube gewachsen und am Ende haben wir das auf eine unglaubliche Art durchgezogen.“

Nach dem Finalsieg gegen die Glasgow Rangers kennt die Freude bei Frankfurt keine Grenzen. Da wird auch die obligatorische Pressekonferenz von Trainer Oliver Glasner zur Partymeile gemacht.
02:00
Eintracht Frankfurt: Oliver Glasner wird von seinen Spieler auf der PK gefeiert

Es braucht eine gute Beziehung zwischen Trainer und Spieler, um auf diesem Niveau derartige Titel zu gewinnen. Wie geht das der österreichische Trainer an? „Die Frage, die ich mir überall stelle: Wie können wir eine Gemeinschaft bilden, wo sich jeder wohlfühlt, wo aber auch jeder bereit ist, maximale Leistung zu bringen? Das ist oft sehr anstrengend für die Spieler, Es geht darum, sie zu überzeugen, sie mitzunehmen, damit sie einen Antrieb bekommen“, sagt Oliver Glasner im LEADERTALK.

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Die Säulen seiner Kommunikation, das betont Glasner, „sind Klarheit, Offenheit, Ehrlichkeit. Das ist das Wichtigste. Das sind die Basis-Säulen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. So schaffst du auch Vertrauen. Wenn du jemanden hast, der dir immer erzählt, was du hören willst, du merkst aber, das ist nicht von ihm, sondern er sagt das nur, um dir recht zu werden, dann verlierst du die Jungs.“

So ging Glasner mit dem Kostic-Streik um

Auch mit Filip Kostic musste Glasner 2021, als er nach Frankfurt kam, in den offenen und ehrlichen Dialog gehen. Der 48-Jährige erinnert sich: „Ich bin hier gestartet, dann war relativ schnell der Streik von Filip Kostic, ich kannte ihn kaum und wir haben dann gesprochen. Er hat mir seine Beweggründe erzählt und ich konnte die in gewisser Weise auch nachvollziehen. Ich habe dann meine Sicht der Dinge aufgezeigt, auch wie der Klub das Ganze sieht. Den anderen zu verstehen und trotzdem zu sagen, ich fand das nicht richtig, was du gemacht hast…. Und so hat unsere Beziehung begonnen. Es war schwierig, aber ehrlich. Aber am Ende war es ein unglaublich großes Vertrauensverhältnis. Wir haben uns ausgetauscht und da geht es nicht immer um Fußball. Ich finde, man muss immer den Menschen dahinter sehen, das kommt mir in der Öffentlichkeit immer zu kurz.“

Nach der 1:6-Niederlage gegen die Bayern reagiert Oliver Glasner auf die Frage, ob es Filip Kostic sein letztes Heimspiel war mit Humor und erklärt, dass er ihn für den Liga-Auftakt in Italien schone.
01:25
Eintracht Frankfurt: Oliver Glasner über die Wechselgerüchte um Filip Kostic

Das heißt, dass Glasner nah an den Spielern sein will. Dafür braucht es Neugier und Offenheit. Das sieht auch der Coach so. „Eine der wichtigsten Aufgaben als Trainer ist es, dass du mit offenen Augen und Ohren herumläufst. Ich bin sehr selten in der Kabine der Spieler, das ist ihr Reich, aber am Platz immer wieder. Wenn man sich für den Menschen interessiert, dann fällt das auch mal auf, wenn einer schlecht drauf ist. Wir haben einen Fragebogen mit vier Fragen, den die Spieler täglich ausfüllen. Eine Frage ist: Welchem Stress fühlst du dich ausgesetzt? Wenn da einer ankreuzt, dass er sehr gestresst ist, dann gehe ich auch mal hin und frage, was ist.“

Sich so verhalten, wie man sich fühlt, wie man denkt, das ist eines der Mantren des Frankfurter Trainers.

„Oliver Glasner will Oliver Glasner sein. Mit seinen Stärken und Schwächen. Ich ziele vielleicht auch mal übers Ziel hinaus. Ich kann auch mal aufgrund meines Ehrgeizes, meiner Ungeduld auch mal recht fordernd sein. Ich habe dann aber auch kein Problem damit, mich vor die Mannschaft zu stellen und mich bei ihnen zu entschuldigen, wenn es mal zu viel ist.“

Trainer mit 70? Aus diesem Grund ein klares Nein

Glasner hat kein Problem damit. „Bei Niederlagen ist es einfach, den anderen die Schuld zu geben. Ich denke, du bekommst die Gruppe, wenn du bei dir anfängst. Und das mache ich. Bevor ich den Spielern die Schuld gebe, habe ich meistens schon ein, zwei Punkte gefunden, wo ich mir selber die Schuld geben kann. Und auch das sage ich den Spielern. Ich beginne da immer bei mir. Das war auch schon in dieser Saison so: Ich habe nachgedacht und habe da einen Fehler gemacht. Mein Fehler, tut mir leid und ich werde das korrigieren.“

Dabei war die Kindheit in Niederösterreich nicht einfach, lässt Glasner tief blicken. „Meine Mutter war alleinerziehend, ich war viel bei meiner Großmutter gewesen, weil meine Mutter arbeiten musste. Vielleicht habe ich auch diesen Zusammenhalt aus dieser Zeit, denn wir mussten zusammenhalten, damit wir halbwegs über die Runden kommen. Und trotzdem hat mir meine Mutter immer alles ermöglicht. Ich war sehr früh selbstständig, konnte ganz früh Entscheidungen treffen. Da hat mir nie jemand reingesprochen.“

Einer der Gründe, warum Glasner als Spieler und auch als Trainer schon immer gerne Verantwortung übernommen hat. Dennoch ist für ihn klar: „Familie ist ein Grund, warum ich nicht bis 70 Trainer sein will. Man muss vieles hintenanstellen, das mache ich jetzt gerne, aber ich weiß, dass ich das nicht mehr 20 Jahre machen werde.“

Mounir Zitouni (52) war von 2005 bis 2018 Redakteur beim kicker und arbeitet seitdem als Businesscoach, betreut Sportler, Trainer und Führungskräfte in punkto Leadership, Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung. Der ehemalige Profifußballer (OFC, SV Wehen, FSV Frankfurt, Esperance Tunis) hat zuletzt die Autobiographie von Dieter Müller verfasst und veröffentlicht regelmäßig eine Kolumne auf www.sport1.de.

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