Mit Hemd und Jackett ausgestattet saß Xabi Alonso auf dem Podest und blickte entspannt in die Runde. Um seinem Spitznamen „Professor“ gerecht zu werden, fehlte wohl nur die Krawatte.
So tickt Trainer Alonso
Und dann überraschte der neue Trainer von Bayer Leverkusen die anwesenden Journalisten mit seinem guten Deutsch. Er beantwortete fast alle Fragen auf Deutsch, sagte aber lachend: „Ich habe nach fünf Jahren bestimmt viel verlernt. Aber ich versuche es.“ (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Das tat er. Und nur als ihm die Worte ausgingen, wechselte er zu Englisch. Das zeigte: Der 40-Jährige hat kein Problem damit, schnell Lösungen zu finden und sich beliebt zu machen.
Alonso dachte früh an Trainerkarriere
Und nach der Pressekonferenz am Donnerstagmittag war allen Journalisten klar, dass der „Professor“ bei seiner Trainerkarriere einen klaren Plan hat. Dabei war ihm offenbar früh klar, welchen Weg er einschlagen werde.
„Ich wollte Guardiolas Geheimnisse herausfinden“, begründete der Ex-Profi seinen Wechsel zum FC Bayern im Jahr 2014 im Interview mit The Athletic. Schon damals dachte der 114-fache Nationalspieler also an seine folgende Laufbahn.
Bei seinen weiteren Stationen in Liverpool und bei Real Madrid lief der ehemalige Nationalspieler zudem unter Rafael Benitez, José Mourinho und Carlo Ancelotti auf. Alonso hat also bei den Besten gelernt.
Und diese prophezeiten ihrem Schützling schon lange eine große Trainerkarriere.
Alonso spielte bei Guardiola, Mourinho, Ancelotti
Guardiola meinte nach Alonsos Abtritt 2017: „Er wird bald als Trainer wiederkommen und auch dort eine große Karriere vor sich haben. Er versteht das Spiel, die Neugierde, immer weiter zu lernen.“
Mourinho fügte an: „Das Ende der einen Karriere und der Start einer neuen - mit dem gleichen Erfolg und der gleichen Würde. Der Fußball braucht Männer.“
Und Ancelotti sagte nach Alonsos Karriereende als Spieler: „Er möchte seine Ferien. Aber er hat das Zeug, um ein großartiger Trainer zu werden.“ (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Trotz der Lobeshymnen wurde es um den ehemaligen Mittelfeldspieler aber erstmal ruhig.
„Ich glaube, dass alles etwas Zeit braucht. Ich musste mich erst als Coach kennenlernen und Sicherheit bekommen. Ich hatte die Chance, gute Teams als Trainer zu übernehmen. Aber ich fühlte, dass ich noch Zeit brauchte. Jetzt habe ich gemerkt, dass ich bereit bin“, erklärte Alonso.
Deshalb fing der Spanier auch verhältnismäßig klein an als Trainer und machte 2018 seine ersten Schritte in der Jugend von Real Madrid. Ein Jahr später zog es den Strategen dann zu seinem Jugendklub San Sebastian. Drei Jahre lang hatte er dort die Geschicke in der Hand und sorgte für Furore.
Alonso ließ sich als Trainer Zeit
Denn er führte die zweite Mannschaft 2021 trotz kleinem Kader zum Aufstieg in die zweite Liga. Zum Vergleich: Real Madrid und Barca schafften das mit ihrer Reserve nicht.
Das Spiel seines Teams war gekennzeichnet durch viel Ballbesitz und viele Dribblings in der Offensive. Durchaus unüblich für Spanier agierte San Sebastian aber verhältnismäßig viel mit langen Bällen in das Angriffsdrittel. Den Außenverteidigern kam dabei eine besondere Rolle zu, da sie bei Ballbesitz entweder ins Zentrum rückten und die defensiven Mittelfeldspieler unterstützten oder aber zu Außenstürmern wurden.
„Wir wollen dominant und intensiv spielen. Ich war Mittelfeldspieler, also mag ich Kontrolle. Und wir wollen eine Siegermentalität erschaffen“, erklärte Alonso bei Pressekonferenz seine Idee.
Schon das zeigt: Alonso setzt auf große Flexibilität. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Alonso setzt auf stabile Defensive
Defensiv setzte er auf flexibles Pressing. Allerdings wurden immer die Verteidiger des Gegners attackiert, sobald sie nach vorne wollten. Mauern mit Alonso gibt es also nicht. Bei San Sebastian gab es durch diese Taktik in der Aufstiegssaison nur 0,85 Gegentore pro Spiel.
Auffällig war damals, dass Alonso seine Mannschaft ähnlich ruhig führte wie noch als Spieler. Der neue Leverkusen-Coach ist kein Lautsprecher. Er beobachtet das Geschehen auf dem Rasen eher zurückhaltend, gibt seine Anweisungen mit Ruhe und Stil und trifft oft die richtigen Entscheidungen.
„Xabi Alonso versteht sehr viel vom Fußball. Er bringt uns das Spiel so bei, als würde er noch mit einem zusammen spielen. Er gibt macht dir Mut und korrigiert sehr viel“, lobte der inzwischen zu den Profis beförderte Mittelfeldspieler Roberto López.
Nun dürfen die Bayer-Pofis von dem „Professor“ lernen.