Felix Magath gilt in der Bundesliga als harter Hund. Sei es durch sein berühmt-berüchtigtes Medizinball-Training oder durch überharte Ausdauerläufe auf dem extra dafür aufgeschütteten „Mount Magath“ in Wolfsburg: Für die Trainingseinheiten von Magath mussten seine Spieler an ihre Grenzen und darüber hinaus gehen.
Magath enthüllt Folgen seiner S04-Zeit
Vor allem deshalb erlangte der mittlerweile 69-Jährige in der Bundesliga den Spitznamen „Quälix“. Seine Trainingsmethoden waren auslaugend und führten bei dem einen oder anderen Profi zu einer Menge Druck, da das Erbringen der Leistung kontinuierlich abzurufen war. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga).
Umso überraschender also, dass Magath selbst in einer Zeit in seiner Karriere mit diesem Leistungsdruck zu kämpfen hatte.
Den ersten Druck verspürte Magath noch in seiner Spielerkarriere, als ihn Franz Beckenbauer 1984 in die Nationalmannschaft holte. „Da habe ich mich so unter Druck gefühlt, dass ich meine Leistung, die ich vorher gebracht habe, nicht mehr gebracht habe“, erzählte er in Blickpunkt Sport im BR-Fernsehen. Musik und autogenes Training hätten ihn damals aus dem Tief gebracht.
Schalke-Zeit „hat mich sehr mitgenommen“
Und auch als Trainer blieb er nicht davon verschont: In seiner Zeit als Trainer auf Schalke sei er am Rande einer Depression gewesen. „Die Zeit bei Schalke 04 hat mich sehr mitgenommen und da habe ich mich lange nicht erholt“, verriet Magath, der zwischen 2009 und 2011 Cheftrainer der Knappen war.
Dennoch nahm er nur zwei Wochen nach seinem Aus auf Schalke das Traineramt beim VfL Wolfsburg an. „Mir war völlig klar, dass ich eigentlich nicht im Vollbesitz meiner Kräfte bin“, sagte Magath. Der VfL Wolfsburg habe ihm sogar „freigestellt, ob ich sofort anfange, ob ich nach vier Wochen anfange, oder ob ich der neuen Saison erst anfange“.
Für Magath war klar, dass er nicht warten wollte. Die Gründe dafür sieht er vor allem in seiner Karriere als Spieler. „Man hat nie gesagt, man kann nicht“, erklärte der ehemalige Bundesliga-Trainer und führte weiter aus: „Es kam für mich einfach nicht infrage, schwach zu sein. Ich wollte immer Leistung bringen.“
Auch deshalb soll Magath nach eigener Aussage in seiner aktiven Zeit „auch mit 39 Grad Fieber“ gespielt haben.
Leistungsdruck wächst
Der Druck, Leistung zu bringen, war für Magath somit als Spieler sowie als Trainer omnipräsent.
„Wenn Sie jetzt nur spielen und nur bezahlt werden vom Verein und Sie nur dem Verein Rechenschaft schuldig sind, haben Sie weniger Druck, als wenn sie zahlreiche Werbeverträge haben“, erklärte Magath und betonte, dass Sponsorentermine nach Niederlagen zusätzlichen Druck ausübten.
Somit kein Wunder, dass es viele aktive und ehemalige Profis gibt, die mit diesem Druck zu kämpfen haben. Der erste Spieler, der öffentlich darüber sprach, war Sebastian Deisler im Jahr 2007. Da hatte die Kommerzialisierung aber noch nicht die heutigen Ausmaße erreicht.
Deisler traf kurz vor seinem Karriereende beim FC Bayern auch auf Magath. „Es war bekannt, dass er Probleme hat“, gab der 69-Jährige zu und betonte, dass er versucht habe „sehr vorsichtig“ im Umgang mit Deisler zu sein, um ihn „nicht unter Druck zu setzen“.
Heute kritisiert er Deisler für dessen Wechsel zu den Bayern. „Es war natürlich aus meiner Sicht von den Verantwortlichen, Sebastian Deisler und seinem Management völlig verkehrt, in dem Zustand beim FC Bayern München zu unterschreiben“, erklärte der ehemalige Bundesliga-Coach und unterstrich, dass der FC Bayern „die Höchstleistung für einen Spieler“ sei.