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Oliver Kahn: "Irgendwann war es erniedrigend" - FCB-Boss über Depressionen & Beleidigungen

Kahn spricht über Depressionen

In einem Podcast gibt Bayern-Boss Oliver Kahn ehrliche Einblicke in seine Zeit als aktiver Profi. Vor allem eine Szene hat er nicht vergessen.
Hans-Joachim Watzke wünscht sich mehr Engagement des FC Bayern in der DFL. FCB-Boss Oliver Kahn reagiert und betont, wo die Entscheidungsgewalt liege.
In einem Podcast gibt Bayern-Boss Oliver Kahn ehrliche Einblicke in seine Zeit als aktiver Profi. Vor allem eine Szene hat er nicht vergessen.

Ehrliche Worte von Oliver Kahn!

Der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München hat offen über psychischen Druck und Depressionen während seiner aktiven Zeit im Tor des Rekordmeisters gesprochen.

„Ich spreche gerne von einem auslösenden Moment. Das war die Niederlage im Champions-League-Finale in Barcelona damals gegen Manchester United, wo wir es geschafft haben, das in zwei von drei Minuten Nachspielzeit einfach herzugeben“, sagte Kahn im Podcast „Alles nur im Kopf“ im Gespräch mit seinem langjährigen Therapeuten Prof. Florian Holsboer.

Im Zuge dieser Erlebnisse habe der heute 53-Jährige dann auch erstmals Kontakt zum Schweizer Neurowissenschaftler aufgebaut. „Irgendwann habe ich gemerkt, dass es, so wie ich das Ganze angegangen bin, - mit diesem enormen Aufwand, mit diesem immensen Training, mit diesem enorm hohen Anspruch an mich selbst -irgendwann so nicht mehr funktioniert hat.“

Kahn: „Eine Szene, die ich bis heute nicht vergessen habe“

Kahn habe dann auch immer mehr die Symptome des Ausgebranntseins gespürt. „Es hat alles enorm viel Kraft gekostet auf einmal. Dann macht man sich natürlich Gedanken“, erklärte der als „Titan“ bekannte ehemalige Nationalkeeper.

Nicht nur das CL-Finale 1999, auch das WM-Finale drei Jahre später endete für Kahn im Drama. Der ehemalige Weltklasse-Keeper hatte beim ersten Gegentor der DFB-Elf gegen Brasilien entscheidend gepatzt. Einen Schuss von Rivaldo ließ er nach vorne abklatschen, Ronaldo staubte ab. „Das ist eine Szene, die ich bis heute nicht vergessen habe“, sagte Kahn. „Mir schauten zwei Milliarden Menschen beim Versagen zu.“

Nach dem Spiel saß ein völlig desillusionierter Kahn traurig am Torpfosten saß. „Ich bin da gesessen und habe in dem Moment eher falsch gedacht. Ich habe mich mit allem beschäftigt, was auf mich zukommen wird, auch in den nächsten Monaten“, blickte Kahn zurück.

Er habe da schon wieder nach vorne geschaut, nur sei das nicht etwas, was man mal so in ein paar Wochen verarbeite. „Da braucht man schon eine gewisse Zeit der Reflexion und der Auseinandersetzung mit einem selbst.“

Kahn froh über Wandel im Umgang mit psychischen Problemen

Auch die permanente Häme und Provokation der gegnerischen Fans sei nicht spurlos am Bayern-Boss vorbeigegangen. „Ich wurde jahrelang von den gegnerischen Fans mit Affenlauten bedacht und da wurden Bananen geschmissen. Das war am Anfang noch lustig, aber irgendwann war es erniedrigend. Irgendwo hat es sich nicht mehr gut angefühlt.“

Den Wandel im Umgang mit psychischen Problemen sieht Kahn positiv. „Ich bin froh, dass wir in der heutigen Zeit leben, wo man offen über diese Themen sprechen kann. Ohne, dass das gleich zu einer enormen Stigmatisierung führt“, sagte er. Unter anderem hatte Bayern-Verteidiger Benjamin Pavard im September über seinen Kampf mit Depressionen gesprochen.

Zu Kahns aktiver Zeit hätte man solche Probleme nicht immer so offen ansprechen können. „Da war es schon so: Um Gottes willen, das darf auf gar keinen Fall öffentlich werden. Das hat noch mehr Druck mit sich gebracht, dass man irgendwas verstecken muss.“

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