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Hopfen-Aus zeigt: Frauen im Fußball fehlen die Verbündeten - Kommentar

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Hopfen-Aus zeigt: Frauen im Fußball fehlen die Verbündeten - Kommentar

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Frauen fehlen die Verbündeten

Für Donata Hopfen ist als DFL-Geschäftsführerin schon wieder Schluss. Die 46-Jährige beklagt mangelnden Rückhalt und deckt damit nach wie vor vorhandene Missstände auf. Kommentar von Mara Pfeiffer.
Die DFL-Geschäftsführerin Donata Hopfen hört schon nach wenigen Monaten auf, ein Nachfolger soll schnell gefunden werden. Der FC Bayern könnte mehr Macht bekommen.
Mara Pfeiffer
Mara Pfeiffer

Die Tatsache, wie viele Beobachter*innen auf die Frage, ob Donata Hopfen ihren Job als Chefin der DFL besonders schnell wieder los war, weil sie eine Frau ist, die Gegenfrage stellen, ob sie ihn hätte behalten sollen, weil sie eine Frau ist, sagt viel darüber aus, wie Gleichberechtigung hierzulande diskutiert wird.

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Das eine ist eine notwendige Beschäftigung mit strukturellen Themen innerhalb der Gesellschaft, das andere grober Unfug. So zu tun, als ginge es um ein und dasselbe, sagt vor allem etwas über jene aus, die diesen Spagat gedanklich vollziehen. (BERICHT: DFL-Chefin Hopfen geht - und tritt nach)

Wer verfolgt, wie ich Themen rund um den Fußball kommentiere, mag sich erinnern, dass Hopfens Amtsantritt bei mir keine Begeisterungsstürme hervorgerufen hat. Grund ist ihre Vergangenheit im Springer-Konzern. Auch ihre ersten Wortmeldungen im Amt, sei es das Vorstellungsvideo oder das Exklusivinterview just bei Springer, konnten mich inhaltlich keinesfalls überzeugen.

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Als Feministin für Diversität in allen Lebensbereichen einzustehen, ist nun mal nicht gleichbedeutend damit, eine Frau in Hopfens Position (oder welcher Position auch immer) inhaltlich nicht zu kritisieren, auch wenn diese Unterstellung gängig ist.

Worum es geht, ist Chancengerechtigkeit – und tatsächlich eignet sich der Fall Hopfen hervorragend, um zu veranschaulichen, warum Quoten als Hilfsmittel auf dem Weg dahin so wichtig sind.

Einen echten Kulturwandel im Fußball herbeiführen

Strukturelle Veränderungen werden nicht damit erreicht, eine Frau an die Spitze zu setzen und zu glauben, damit sei irgendetwas gelöst.

Vielmehr braucht es dafür einen umfassenden System- und Kulturwandel; bedeutet: Diversität muss in sämtlichen Hierarchieebenen und inhaltlichen Bereichen Einzug halten. Das passiert leider nur allzu selten aus intrinsischer Motivation. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

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Frauen für Gleichstellung verantwortlich zu machen, eine Person mit Einwanderungsgeschichte für Integration und den Bereich Corporate Social Responsibility mit einer besonderen Bandbreite an Mitarbeiter*innen zu besetzen, hat übrigens nichts mit Kulturwandel zu tun. So entsteht nur ein Flickenteppich auf Basis von Zuschreibungen und Rollenklischees, der vielfach nichts mit den Kompetenzen der Leute zu tun hat.

Und: Egal, ob es um Gender oder andere Diversitätsebenen geht, die jeweiligen Menschen dürfen nicht immer die eine Person im System sein, die via persönlicher Eigenschaften mit bestehenden Strukturen bricht. Nicht die eine Frau unter Männern, nicht die eine Schwarze Person unter weißen Menschen, nicht die eine mit Einwanderungsgeschichte, die eine jüdische Person oder die eine mit Behinderung.

Natürlich arbeiten bei der DFL mehrere Frauen, Hopfen war dennoch ein Fremdkörper innerhalb des „Thomas-Prinzip“ des Verbandes. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

Qualität wird nicht als entscheidendes Merkmal behandelt

Kennen Sie nicht? Es sagt aus, dass ein Thomas lieber einen anderen Thomas anstellt oder in einem anderen Thomas einen Verbündeten sieht, als in einer Maria, Elif oder Donata. Gleich und gleich gesellt sich eben gern.

Und gleich bedeutet im Fußball nun mal nach wie vor in den meisten Fällen: männlich. Genau hier kann die Quote wirken, denn: Wenn es darum geht, ob Frauen in der Blase des Fußballs einen Job bekommen, so ist Qualifizierung trotz aller Beteuerungen eben nicht das entscheidende Merkmal.

Auch hier greift das Thomas-Prinzip: Männer in diesem Sport kommen erstmal gar nicht auf die Idee, Posten mit Frauen zu besetzen. Eine Quote zwingt sie, genauer hinzuschauen. Eine Quote schafft Veränderung. Kulturwandel. Sie verhindert eine Fokussierung auf die eine – wie auch immer – andere Person, die heraussticht aus den vielen Gleichen.

Das ist ein ganz entscheidender Schritt auf dem Weg zu mehr Chancengerechtigkeit. Zu der dann übrigens auch gehört, dass die Frauen ebenso Fehler machen dürfen, wie ihre Kollegen, statt sich weiter besonders strecken zu müssen, um Anerkennung zu finden.

Frauen fehlt es „System Fußball“ an Verbündeten

Es mag auf den ersten Blick seltsam anmuten, auf die Entmachtung Hopfens mit einer Diskussion zur Quote zu reagieren, inhaltlich ist es aber folgerichtig. Im „System Fußball“ haben Frauen es nicht nur besonders schwer, sich durchzusetzen – sonst gäbe es dort längst viel mehr von ihnen in Entscheidungspositionen -, sie sind offenbar zudem besonders schnell weg vom Fenster, wenn sie die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen. Was auch an mangelnden Verbündeten liegt.

Das festzustellen, ist übrigens etwas komplett anderes, als der Meinung zu sein, Frauen dürften in diesem Umfeld nicht kritisiert werden. Natürlich dürfen sie das. Es geht darum, zu reflektieren, wo welches Maß angelegt wird – und da sollten einige, die beim Lesen schon entrüstete Entgegnungen formulieren, vielleicht nochmal selbstkritisch in sich gehen.

Ob Donata Hopfen Fehler gemacht hat? Vermutlich. Mehr Fehler als ihre Vorgänger in den ersten Monaten im neuen Amt? Wer mag das beurteilen. Nach zehn Monaten festzustellen, man habe zu unterschiedliche Vorstellung von der Ausrichtung einer Zusammenarbeit, ist allenfalls amüsant. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

Klärt man sowas nicht in den Gesprächen vor einer hochdotierten Anstellung? Und immensen Widerstand gegen beispielsweise die kurz ins Spiel gebrachte Austragung des Supercups in Saudi-Arabien würde schon verwundern bei jenen Ligen, deren Verantwortliche Trainingslager in Qatar abhalten oder dafür nach Dubai fliegen und ihre Testspiele gegen Newcastle United austragen. (BERICHT: Watzke knallhart! „Nicht mit mir!“)

Wenn der Hauptvorwurf tatsächlich lautet, man habe nach einem Dreivierteljahr Hopfens Handschrift nicht erkannt, werden sich ihre Nachfolger daran messen lassen müssen.