Home>Fußball>Bundesliga>

Ex-Bayern-Talent Görtler: "Musiala ist einfach nur krass"

Bundesliga>

Ex-Bayern-Talent Görtler: "Musiala ist einfach nur krass"

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Ex-Bayern-Talent: „Musiala ist krass“

Lukas Görtler hat einst unter Pep Guardiola und Erik ten Hag trainiert. Im SPORT1-Interview spricht der 28-Jährige über seine Zeit bei den Bayern - und wie er in der Schweiz seinen Durchbruch schaffte.
Beim FC Bayern München warten viele talentierte Top-Talente auf den Durchbruch. Spieler wie Jamal Musiala, Thomas Müller oder auch David Alaba stammen aus der Akademie des Rekordmeisters. Wer wird der nächste Shootingstar?
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Wer kann schon von sich behaupten, in jungen Jahren Pep Guardiola und Erik ten Hag als Trainer gehabt zu haben?

{ "placeholderType": "MREC" }

Lukas Görtler hatte beide Trainer als junger Spieler beim FC Bayern. Ten Hag war sein Coach bei der zweiten Mannschaft der Münchner. Der Durchbruch gelang Görtler aber nicht beim Rekordmeister. Er hatte es nicht immer leicht in seiner Karriere als Fußballprofi.

Erst beim Schweizer Erstligisten FC St. Gallen, wo er nach Stationen beim 1. FC Kaiserslautern und FC Utrecht seit 2019 unter Vertrag steht, startete er so richtig durch. Im SPORT1-Interview spricht der 28-Jährige über seine Zeit bei den Bayern, Guardiola und ten Hag.

  • „Die Bayern-Woche“, der SPORT1 Podcast zum FCB: Alle Infos rund um den FC Bayern München – immer freitags bei SPORT1, auf meinsportpodcast.de, bei Spotify, Apple Podcasts und überall, wo es Podcasts gibt

{ "placeholderType": "MREC" }

SPORT1: Herr Görtler, Sie sind in St. Gallen sehr glücklich. Warum hat Ihre Karriere erst in der Schweiz so richtig Fahrt aufgenommen?

Lukas Görtler: In St. Gallen waren die Voraussetzungen von Anfang an anders. Ich bin zu einem Klub gekommen, bei dem ich gleich Führungsspieler sein sollte. Es gab also einen großen Vertrauensvorschuss. Und während ich früher auf verschiedenen Positionen spielte, spiele ich in St. Gallen auf der rechten Acht. Dadurch habe ich mich zu einem anderen Spieler entwickelt, nämlich von einem, der wenig Fehler machen wollte, hin zu einem selbstbewussten Profi, der gerne ins Risiko geht.

„Ich muss meinen Kritikern nichts beweisen“

SPORT1: Warum hat man Ihnen das erst in der Schweiz zugetraut?

Görtler: Es war schwierig für mich als junger Profi. Ich hatte acht Trainer in vier Jahren. Das war nicht so einfach, man muss sich oft umstellen. In Kaiserslautern hatte ich ein gutes halbes Jahr unter Tayfun Korkut, da spürte ich großes Vertrauen. Ich habe mich fußballerisch und physisch weiterentwickelt und jetzt kommen meine Stärken viel besser zum Tragen. Heute bin ich viel konstanter in meinen Leistungen. (DATEN: Spielplan der Bundesliga)

{ "placeholderType": "MREC" }
Ex-Bayern-Talent Lukas Görtler hat den Durchbruch beim FC St. Gallen geschafft
Ex-Bayern-Talent Lukas Görtler hat den Durchbruch beim FC St. Gallen geschafft

SPORT1: Brauchen Sie einen Trainer, der Sie in Watte packt?

Görtler: Nein. Ich brauche es nicht unbedingt, dass mich der Trainer regelmäßig in den Arm nimmt. In Kaiserslautern war ich bei jedem Trainerwechsel wieder außen vor, doch am Ende habe ich dann gespielt. Ich bin sehr kritikfähig und kann mich dadurch auch motivieren.

SPORT1: Träumen Sie davon, dass Sie es Ihren Kritikern in Deutschland nochmal zeigen können?

Görtler: Ich muss meinen Kritikern nichts beweisen. Ich habe mir in St. Gallen etwas aufgebaut und das hat für mich einen großen Wert. Das würde ich nicht einfach so aufgeben. Ich will jedoch nicht kategorisch alles für die Zukunft ausschließen. Ich bin im besten Fußball-Alter und fühle mich fußballerisch so gut wie nie. Die Bundesliga bleibt natürlich immer spannend.

SPORT1: Lassen Sie uns über Ihre Zeit beim FC Bayern sprechen. Wie denken Sie zurück?

Görtler: Es war verdammt lehrreich und das erste Mal, dass ich nur Fußball gespielt habe. Davor habe ich auch noch im Büro gearbeitet. Bei den Bayern war das Ziel Profifußball zum ersten Mal greifbar. Es war eine spannende Zeit. Ich habe so viel gelernt, vor allem taktisch.

Görtler schwärmt von Robben

SPORT1: Welcher Spieler bei der ersten Mannschaft der Bayern hat Sie damals am meisten begeistert?

Görtler: Arjen Robben.

SPORT1: Warum?

Görtler: Weil er einfach viel gearbeitet hat, ihm wurde nichts geschenkt. Er hat Extra-Schichten mit vielen Läufen gemacht und hat jeden Tag eine Leistungsbereitschaft an den Tag gelegt, die einfach nur beeindruckend war.

SPORT1: Wenn Sie zurückblicken: Worauf kommt es an, wenn man vom Junioren- in den Herrenbereich wechseln will?

Görtler: Das Wichtigste ist eine gewisse Widerstandsfähigkeit und die Bereitschaft, aus Rückschlägen Motivation zu ziehen. Für mich lief es in der zweiten Mannschaft bei Bayern relativ gut, weil Erik ten Hag vom ersten Tag an mich glaubte. Er war mein großer Förderer.

SPORT1: Ihr Debüt im Profibereich gaben Sie am 2. Mai 2015 unter Pep Guardiola. Was war das für ein Gefühl?

Görtler: Es war unglaublich. Ich konnte das damals gar nicht beschreiben. Ich trainierte damals schon relativ regelmäßig bei den Profis mit. In der Woche vor dem Spiel in Leverkusen merkte ich, dass etwas anders ist. Robert Lewandowski war verletzt und irgendwie lag etwas in der Luft. Je näher das Spiel rückte, umso mehr hatte ich das Gefühl, dass ich dabei bin. Ich war schon überglücklich im Kader zu sein und hatte nicht damit gerechnet eingewechselt zu werden. Als ich mich hinterm Tor warm machte, dachte ich nur ‚Bitte wechsel‘ mich gleich ein‘. Es war ein unbeschreiblicher Moment, das erste Mal für Bayern zu spielen.

SPORT1: Damals sind Sie für Claudio Pizarro eingewechselt worden. Wie nervös waren Sie?

Görtler: Ich war selbst überrascht, dass ich gar nicht so nervös war. Vielleicht lag es an dem guten Zuspruch von Guardiola und Matthias Sammer, die vorher zu mir sagten ‚Mach es einfach so wie im Training‘. Ich habe mich so auf diesen Moment gefreut und dachte mir, dass ich nichts zu verlieren habe.

„Nach diesem Gespräch mit Hoeneß war ich sehr niedergeschlagen“

SPORT1: Wie war die erste Begegnung mit Guardiola?

Görtler: Am Anfang habe ich nur mal so mittrainiert, richtig kennengelernt habe ich ihn in den Wochen vor dem Leverkusen-Spiel, da war ich regelmäßig im Training. Das war schon außergewöhnlich zu sehen, mit was für einer Energie Guardiola jeden Tag gearbeitet hat. Das war der pure Perfektionismus. Er gab mir im Training auch gar nicht das Gefühl, ein unwichtiger Spieler zu sein, sondern hat mich wie jeden anderen Spieler behandelt.

Lukas Görtler berichtete von der Zusammenarbeit mit Pep Guardiola
Lukas Görtler berichtete von der Zusammenarbeit mit Pep Guardiola

SPORT1: Gab es mal ein besonderes Trainingserlebnis mit Guardiola?

Görtler: Das gab es tatsächlich mal. Wir machten Pass-Übungen und ich musste im Training einfach nur einen langen Ball spielen, wie ich es schon tausend Mal vorher gemacht hatte. Ich war nervös, weil ich bei den Profis trainierte, da waren auch noch 3000 Zuschauer. Ich hatte den Ball erneut versemmelt und dachte, ich könne jetzt in die Kabine gehen. Doch Guardiola kam zu mir und wollte, dass ich den Pass nochmal spiele. So ging das fünf oder sechs Mal. Er legte dabei seinen Arm um mich und sprach ganz ruhig mit mir. Am Ende klappte der Pass, aber ich dachte, ich hätte mich total blamiert.

„Ten Hag war mein wichtigster Trainer“

SPORT1: Mussten Sie hinterher bei Guardiola im Trainerzimmer antanzen?

Görtler: Nein. Nach dem Training nahm mich Guardiola erneut zur Seite und fragte, wie ich mich in der Situation gefühlt habe. Er meinte nur, ich solle mir keinen Kopf machen. Wenn ich Profi werden wolle, müsse ich diesem Druck gewachsen sein. Das war schon sehr nett von ihm. Ich fragte ihn, ob ich am nächsten Tag wieder mittrainieren dürfe. Guardiola sagte: ‚Ich weiß noch nicht, was wir morgen machen im Training, aber komm‘ ruhig vorbei.‘ Ab dem Moment habe ich immer gefragt, ob ich mittrainieren darf und schließlich war es ganz normal, dass ich dabei war.

Lukas Görtler zu seiner Zeit bei Bayern München mit Trainer Erik ten Hag
Lukas Görtler zu seiner Zeit bei Bayern München mit Trainer Erik ten Hag

SPORT1: Bei Bayern II hatten Sie ten Hag als Trainer...

Görtler: Ten Hag war in meiner bisherigen Karriere mein wichtigster Trainer. Bei ihm habe ich meine ersten Schritte bei Bayern gemacht und er hat mir immer Vertrauen geschenkt. Das war das Besondere an ten Hag. Er gab mir immer das Gefühl, dass er mich richtig gut findet. Er mochte meine Einstellung zum Fußball. Und ich habe von ten Hag extrem viel im taktischen Bereich gelernt. Auf dem Gebiet war er unglaublich. Ten Hag hat gefühlt einen Computer im Kopf, weiß auf alle Probleme im Spiel Lösungen zu finden. Das alles hat mich sehr beeindruckt. Vor allem, weil er sich intensiv mit mir beschäftigt und viel in mir gesehen hat. Unter ihm konnte ich mich komplett entwickeln und Fußballprofi werden. Er holte mich damals auch nach Utrecht. Leider hatte ich ihn dort nur ein halbes Jahr, weil er dann weiterzog zu Ajax Amsterdam. Sein Weg war da schon abzusehen.

SPORT1: Was war ten Hag damals für ein Mensch?

Görtler: Ein großartiger Mensch. Nicht nur als Trainer war er wichtig für mich. Bis heute haben wir immer noch guten Kontakt. Wir schreiben relativ regelmäßig.

SPORT1: Was ist die größte Gemeinsamkeit bei Guardiola und ten Hag?

Görtler: Es gibt etwas: die Besessenheit, perfekt sein zu wollen beziehungsweise die Mannschaft taktisch perfekt einstellen zu wollen. Das ist die größte Gemeinsamkeit zwischen Guardiola und ten Hag.

SPORT1: Warum hat es für Sie im Endeffekt doch nicht mit dem Durchbruch bei den Bayern geklappt?

Görtler: Als ich zum FC Bayern wechselte, war ich 20. Und es war nicht der Plan der Verantwortlichen, dass ich mal etwas mit der ersten Mannschaft zu tun haben werde. Ich war für die U23 vorgesehen, habe mich dann aber reingekämpft. Ich habe es nie als Niederlage gesehen, dass ich es bei Bayern nicht geschafft habe. Ich habe aus dem einem Jahr viel Positives rausgezogen. Eine Stärke von mir war immer, dass ich mich gut einschätzen kann. Und ich war ehrlich zu mir, dass ich kein Topstar bei Bayern sein werde. (DATEN: Ergebnisse der Bundesliga)

Lukas Görtler sprach auch über Uli Hoeneß
Lukas Görtler sprach auch über Uli Hoeneß

SPORT1: Uli Hoeneß wollte Sie damals aber nicht nach Kaiserslautern ziehen lassen.

Görtler: Mein Berater und ich waren damals in Hoeneß' Büro, teilten unseren Wechselwunsch mit, doch das Gespräch war eher ein Monolog. Es gab keine Freigabe, ich hatte schließlich noch ein Jahr Vertrag. Hoeneß sagte uns klipp und klar, dass es keine Lösung für mich geben wird. Man wollte mich behalten, weil der Verein mit der U23 unbedingt aufsteigen wollte. Nach diesem Gespräch mit Hoeneß war ich sehr niedergeschlagen, weil der Traum von einem Wechsel nach Kaiserslautern zerplatzte.

SPORT1: Das Nein von Hoeneß haben Sie damals einfach geschluckt?

Görtler: Natürlich nicht. Ich fuhr nochmal zu Hoeneß und wollte ihm alleine meinen unbedingten Wunsch zu wechseln nochmal deutlich erklären. Herr Hoeneß ließ mich reden und ich habe ihm erzählt, dass es mein Traum ist, Profi zu werden und ich beim FCK diese Chance sehe. Er fand das gut, dass ich nochmal gekommen bin. Und siehe da, Hoeneß stimmte zu. Er meinte, wenn ein Nachfolger gefunden wird, dann könne ich gehen und die Ablösesumme werde auch kein Problem sein. Ich hatte nie viele Berührungspunkte mit ihm, aber in diesem Gespräch zeigte Hoeneß seine große Menschlichkeit. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

SPORT1: Welchem Talent bei Bayern trauen Sie den nächsten großen Schritt zu? Ähnlich wie bei Davies und Musiala…

Görtler: Von Wanner und Ibrahimovic habe ich zu wenig gesehen. Tel ist natürlich ein Riesentalent. Musiala ist einfach nur krass. Er könnte einer der Besten in der Welt werden. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

Uli Hoeneß ist der wohl erfolgreichste Manager im deutschen Fußball. Zwischen vielen Titeln und Triumphen gab es aber auch eine ganz dunkle Stunde für den Münchner.
01:51
SPORT1 Bundesliga Classics: Das Phänomen Uli Hoeneß