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Sandro Wagner: "Jupp Heynckes hatte eine Aura"

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Sandro Wagner: "Jupp Heynckes hatte eine Aura"

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Wagner: „Heynckes hatte eine Aura“

Mit der SpVgg Unterhaching ist Sandro Wagner in der Regionalliga auf Aufstiegskurs, im TV beeindruckt der dreimalige Deutsche Meister mit Eloquenz, Witz und Fachwissen. Als Trainer sieht sich Wagner als Lehrling, doch sein Ziel ist klar: die Bundesliga. Welche Schwierigkeiten er vorfand, als er seinen ersten Trainerjob antrat, was er von Trainern wie Jupp Heynckes, Dirk Schuster und Julian Nagelsmann abschaute und was es mit internen Feedbackbögen auf sich hat, das alles erzählt der 35-Jährige in einer neuen Folge des LEADERTALK dem Business-Coach und Autor Mounir Zitouni.
Sandro Wagner sorgt mit einem kontroversen Spruch für Ärger. Das ZDF reagiert auf die Kritik an seinem WM-Experten und Co-Kommentator.
Mounir Zitouni
Mounir Zitouni

Was Sandro Wagner gleich zu Beginn in Unterhaching lernen musste: die Erwartungen an die Realität anzupassen. „Wie möchte ich Fußballspielen und was lässt die Situation zu? Da passend aufeinander zuzugehen war das größte Learning bis hierhin. Das hat mich überrascht, weil ich eher gedacht habe, ich kann mit der Idee X kommen und wir fahren gut mit dieser Idee“, erzählt Wagner. Es galt sich anzupassen. „Wenn ein Trainer kommt und versucht, seinen Stiefel durchzuziehen - das funktioniert nie.“

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Die Ausgangssituation 2021 war keine einfache für den damaligen Trainerneuling. „Ich bin nach einem Abstieg gekommen. Es war untereinander nicht perfekt, es gab keine gute Struktur. Du konntest nicht am Fußballansatz anfangen, weil es drumherum nicht funktioniert hat. Ich habe dann an einem Abend mal gesagt, ‚bringt einen Zettel mit, schreibt auf, was euch stört, dann könnt Ihr Euren Müll bei mir im Rucksack abladen‘. Dann konnte jeder anonym schreiben, was ihm nicht passt - am Verein, am Mitspieler. Ich habe die Zettel dann auf einem Video-Projektor gezeigt, konkret über die einzelnen Probleme gesprochen - und du hast ein befreiendes Gefühl gemerkt“, so Wagner über seine Startzeit.

Der Umgang mit Niederlagen war ein weiterer Bereich, der Wagner überraschte. „Wenn du als Spieler mal ein Spiel verlierst oder eine blöde Phase hast, dann machst du das mit dir selber aus. Als Trainer? Das war gerade anfangs ganz, ganz schlimm für mich, Spiele zu verlieren. Auch jetzt nehme ich Niederlagen noch sehr auf meine Kappe - denke, ich bin schuld. Ich hoffe, dass das irgendwann besser wird mit der Erfahrung“, sagt er grinsend.

Wagner ist ein Trainer, der sich ständig verbessern will. Er trifft sich mit Trainern wie Hermann Gerland, um Tipps für die aktuelle Arbeit zu bekommen. Er hört aber auch viel in die Mannschaft rein. „Ich habe ein sehr enges Verhältnis zu meinen Spielern, aber keine zwanghafte enge Bindung, zumal ich harte Entscheidungen treffen muss“, sagt Wagner, der auch regelmäßig um Rückmeldungen bittet. „Vor Weihnachten habe ich einen anonymen Feedbackbogen angefordert. Die Spieler konnten mich anonym feedbacken. Da haben wir Themen gehabt wie Kommunikation, Taktik, Training, so um die zehn Punkte. Es war cool zu lesen, wie die Spieler die Sachen sehen.“ (Wagner hospitiert bei Bayerns Basketballer)

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„Beeindruckend, wie Jupp Heynckes das geschafft hat“

Wagner will sich verbessern, sich weiterentwickeln. „Es gibt immer weniger Menschen, die klar für etwas stehen, die positiv sind, denen man gerne folgt.“ Sein Ziel: „Ich versuche die Symbiose zu schaffen zwischen Taktikfreak und Menschenfänger.“

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So wie sein einstiger Trainer Jupp Heynckes. „Er hat eine gewisse Aura gehabt, Sozial-Empathie und hat jeden Mitarbeiter motiviert und glücklich zur Arbeit kommen lassen und ein Strahlen gegeben. Von der Frau, die die Fußnägel machte, bis zu Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß. Jeder war abgeholt. Und das ist nicht leicht an der Säbener Straße. Und dann seine klare Haltung: Einem Lewandowski mal gesagt zu haben. „Du bist der absolute Top-Stürmer, aber heute spielt Sandro.“ Eine starke Empathie, die nicht im Widerspruch zu einer Autorität steht, das war beeindruckend, wie Jupp Heynckes das geschafft hat“, berichtet Wagner aus der gemeinsamen Zeit.

Sandro Wagner und Jupp Heynckes bei der Meisterfeier 2018
Sandro Wagner und Jupp Heynckes bei der Meisterfeier 2018

Ein anderer Trainer, der für ihn wichtig war, ist Dirk Schuster, der ihn in Darmstadt zu seinem Höhenflug mitverhalf. „Er hat mir gezeigt, dass man durch klare, einfach zu greifende Strukturen maximalen Erfolg haben kann. Auch wie man durch gewisse Rituale, gleichbleibende Abläufe Sicherheit und Leitplanken in der Mannschaft schaffen kann. Dirk hat mir viel geholfen.“

Breyer brachte Wagner ins TV

Genauso wie auch der aktuelle Bayern-Trainer Julian Nagelsmann, der ihn in Hoffenheim trainierte. „Er hat mich abgeholt, was das Inhaltliche angeht. Ich fand cool, wie er das Ganze aufgebaut hat, seine Prizipien mit Ball und gegen den Ball - das war ein gewisses Baukastenprinzip. Er hat viel mit Überladung gearbeitet, was Trainingsformen angeht, nach dem Motto: Wenn ich 30 erkläre und es bleiben zehn hängen, dann ist das besser, wie wenn ich zehn erkläre und es bleiben nur fünf hängen. Das hat mich geprägt“, erläutert der Ex-Stürmer, der sich auch als TV-Experte einen Namen gemacht hat.

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Schuld daran war ein gewisser Jochen Breyer, ZDF-Moderator und guter Freund, der ihn 2020 zum Champions-League-Finale Bayern gegen Paris einlud. „Dass ich Experte wurde, das war purer Zufall. Ich hätte das nie gedacht, dass ich das mal mache. Ich mache das nun seit zweieinhalb Jahren und es macht Spaß. Ich schaue mir genau das Aufwärmen der Top-Teams an, die Trainer, wie sie reagieren, und ich habe den Blickwinkel aus der Medienwelt. Ich weiß, wie die Jungs von der anderen Seite denken. Das ist sensationell gut für mich. Aber ich werde das auch nicht mehr so lange machen: Ich denke, eineinhalb Jahre, maximal zweieinhalb Jahre, dann habe ich nicht mehr genug Zeit neben dem Trainer-Job“, kündigt Wagner an.

Mounir Zitouni (52) war von 2005 bis 2018 Redakteur beim kicker und arbeitet seitdem als Businesscoach, betreut Sportler, Trainer und Führungskräfte in punkto Leadership, Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung. Der ehemalige Profifußballer (OFC, SV Wehen, FSV Frankfurt, Esperance Tunis) hat zuletzt die Autobiographie von Dieter Müller verfasst und veröffentlicht regelmäßig eine Kolumne auf www.sport1.de.