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Fanliebling Jenz: "Ich will auf Schalke bleiben“

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Fanliebling Jenz: "Ich will auf Schalke bleiben“

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Jenz: „Ich will auf Schalke bleiben“

Moritz Jenz kam erst im Winter zum FC Schalke 04. Nun will er mit den Knappen den Klassenerhalt schaffen. Im SPORT1-Interview verrät der 23-Jährige, von welchem Verein er selbst Fan war, wie sein Ausbildungsweg verlaufen ist - und wer der wichtigste Mann der Mannschaft ist.
Moritz Jenz war einmal mehr der Anker in der Schalker Defensive. Nach dem Spiel plagten ihn aber Krämpfe. Thomas Reis gibt nach dem Spiel ein Verletzungsupdate.
pberger
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Lukas Rott
Lukas Rott
von Patrick Berger, Lukas Rott

Verlieren mit Schalke? Das kennt Moritz Jenz gar nicht!

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Der Winter-Zugang ist bei den Königsblauen voll eingeschlagen und hat eine Top-Bilanz nachzuweisen: Neun Spiele, drei Siege, sechs Remis. Der vom FC Lorient ausgeliehene Abwehrspieler ist Schalkes großer Trumpf im Abstiegskampf.

SPORT1 hat exklusiv mit dem 23 Jahre alten Hoffnungsträger und Fanliebling gesprochen – über das Geheimnis hinter seinem Erfolg, Trainer Thomas Reis und den Traum von der Nationalmannschaft.

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SPORT1: Nach dem 5:2-Sieg gegen Hertha liefen sie humpelnd durch die Mixed Zone. Die wichtigste Frage vorweg: Können Sie am Sonntag (ab 15.30 Uhr, LIVE im Ticker auf SPORT1) in Freiburg spielen?

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Moritz Jenz: Ja, ich bin wieder fit! Ich kann es kaum erwarten, am Sonntag aufzulaufen.

SPORT1: Wie ist die Stimmung zurzeit in der Kabine nach dem Kantersieg und dem Abgeben der Roten Laterne an Hertha?

Jenz: Seitdem ich hier bin, ist die Stimmung in der Mannschaft sehr gut. Alle sind selbstbewusst und strahlen nach so einem Sieg. Wir spüren eine gewisse Euphorie in und um den Verein herum. Wenn man das so sagen kann – alle freuen sich, dass wir mittendrin sind im Kampf um den Klassenerhalt. Wir wollen jetzt nachlegen und unser großes Ziel erreichen.

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Schalke feiert einen erleichternden Sieg gegen die Hertha im Kellerduell der Bundesliga. Dabei sorgten sieben Tore, zwei Wechsel in der ersten Halbzeit und eine kuriose Verletzung kurz vor Schluss für eine packende Partie.
07:43
FC Schalke 04 - Hertha BSC (5:2): Tore und Highlights I 1. Bundesliga

Jenz: „Wir sind eine Kämpfermannschaft“

SPORT1: Was hat Trainer Thomas Reis Ihnen und den Kollegen nach dem Heimsieg mitgegeben?

Jenz: Der Trainer hat gar nicht erst versucht, uns zu bremsen oder die Stimmung einzufangen. Er will, dass wir auf dieser Welle reiten. Wir sollen weiter bissig sein und um jeden Punkt kämpfen. Das zeichnet uns aus. Wir sind eine Kämpfermannschaft und wollen das am Wochenende auch wieder zeigen.

SPORT1: Fährmann, Skarke, Brunner und Yoshida fallen aus, Krauß ist gesperrt, zudem wackelt Balanta – langsam wird es dünn. Bereitet das Ihnen Sorge?

Jenz: Es fallen wichtige Spieler aus, keine Frage. Sorgen mache ich mir aber nicht: Wir haben genug andere Jungs, die Qualität haben und spielen können. Schwoli (Alexander Schwolow; Anm. d. Red.) zum Beispiel ist bereit für die Challenge und zeigt im Training seine Qualität. Henning Matriciani kann Cédric Brunner vertreten und auch auf dem Flügel sind wir gut besetzt.

SPORT1: Schwolow hat während der Saison seinen Stammplatz im Tor an Fährmann verloren. Er war ein Risikofaktor. Kann er von Ihnen als Abwehrchef profitieren?

Jenz: Er kann von uns allen profitieren – und wir von ihm. Wir haben mit ihm ein gutes Gefühl. Er strahlt im Training viel Ruhe und Selbstvertrauen aus. Ich freue mich auf die Spiele mit ihm.

SPORT1: Nach dem Hertha-Spiel haben Sie einen Instagram-Post abgesetzt mit den emotionalen Worten: „S04, ich liebe dich S04!“ Welchen Verein lieben Sie denn nun mehr: Schalke oder Hertha?

Jenz: (lacht) Als Kind war ich Hertha-Fan. Natürlich musste ich dem lokalen Verein die Daumen drücken. Es wäre doch komisch, wenn ich Bayern-Fan gewesen wäre. Ich muss aber sagen, dass ich mich noch nie so schnell in einen Verein verliebt habe wie in Schalke. Ich fühle mich hier seit Langem mal wieder zuhause und bin sehr stolz, dass ich für diesen großartigen Verein spiele. Das wollte ich den Fans mit dem Post zeigen. Schalke passt perfekt zu mir und meiner Spielweise.

SPORT1: Was macht Schalke so besonders?

Jenz: Es ist eine absolute Win-Win-Situation. Der Spielstil passt perfekt zu mir. Wir spielen sehr aggressiv und verteidigen sehr brave, also mutig. Ich möchte auf dem Platz vorangehen, in jeden Zweikampf gehen, auch wenn man müde ist - das gefällt den Fans hier.

SPORT1: Sie benutzen das englische Wort brave (mutig). Denken Sie aufgrund Ihrer langen Zeit auf der Insel teilweise auf Englisch?

Jenz: Tatsächlich, ja. Ich spreche oft Denglisch. Die Zeit in England hat mich sehr geprägt. Manche Begriffe sind einfach noch drin.

Bonucci, Boateng- Jenz!

SPORT1: Im Alter von 13 sind Sie damals aus Berlin nach Fulham gegangen. Inwiefern hat Sie diese Zeit geprägt?

Jenz: Ich hatte damals in Deutschland die Möglichkeit, in ein NLZ zu gehen. Schalke hatte mich wohl auch auf dem Zettel, aber der Scout war zu spät (lacht). England war schon immer ein Ziel von mir. Der Fußball dort hat mich von klein auf begeistert. Fulham stand damals im Europa-League-Finale und war eine super Adresse. Als das Angebot kam, habe ich sofort zugesagt.

Moritz Jenz stießt in der Winterpause zu Schalke 04
Moritz Jenz stießt in der Winterpause zu Schalke 04

SPORT1: War Fulham Ihre wichtigste Station?

Jenz: Fulham war wichtig, aber meine erste Saison in Lausanne war noch wichtiger. Dort habe ich den Durchbruch zum Profi geschafft und gemerkt, was es alles für die Karriere als Fußballer braucht. In der Schweiz bin ich zu dem gereift, der ich heute bin.

SPORT1: Was war Ihr bislang größtes Spiel?

Jenz: Die Champions-League-Spiele mit Celtic Glasgow gegen Real. Das war einfach geil. Als die Hymne ertönte, hatte ich Gänsehaut. Ich habe es eine Weile gar nicht so richtig realisiert, aber jetzt, mit etwas Abstand, bin ich richtig stolz.

SPORT1: Wer waren eigentlich Ihre Abwehrvorbilder?

Jenz: Ich hatte immer zwei: Leonardo Bonucci und Jérôme Boateng. Boateng kam ja wie ich von Tennis Borussia. Er war fußballerisch ein Vorbild für mich. Bonucci hat über Jahre hinweg solide verteidigt. Zwei tolle Spieler!

SPORT1: Mittlerweile sind Sie ein Vorbild für andere. In neun Spielen für Schalke haben Sie noch keine Niederlage kassiert. Was ist Ihr Geheimnis?

Jenz: Ich kann das gar nicht erklären. Ich gebe einfach mein Bestes, nehme das Zepter gerne in die Hand, organisiere und kommuniziere. Wir machen es als Mannschaft zurzeit einfach gut. Jeder wirft sich für den anderen rein. Das ist vielleicht unser Geheimnis.

Trainer Reis der wichtigste Mann auf Schalke?

SPORT1: Als Sie bei Schalke unterschrieben haben, war die Situation quasi aussichtslos. Was haben Sie damals gedacht?

Jenz: Ich habe nicht gezögert und sofort gesagt: Das ist Schalke, ich habe vielleicht die einmalige Chance, dort zu spielen. Ich liebe Herausforderungen. Schon damals habe ich dran geglaubt, dass wir es packen können. Jetzt haben wir sechs extrem wichtige Spiele. Wir wollen den Klassenerhalt!

SPORT1: Wer ist zurzeit der wichtigste Spieler im Team?

Jenz: Es ist aus meiner Sicht kein Spieler, sondern der Trainer! Thomas Reis ist die wichtigste Person. Er hat uns jedes Mal motiviert, auch nach Niederlagen, und uns aus dem Loch geholt, er hat uns einen Plan an die Hand gegeben. Er macht einen super Job. Er glaubt an uns Spieler und an seine Idee.

SPORT1: Um Ihren Abwehrkollegen Henning Matriciani ist ein Kult bei den Fans ausgebrochen. Können Sie das verstehen?

Jenz: (lacht) Klar doch! Er ist ein richtig netter, lieber und bodenständiger Typ. Ein ganz normaler Mensch und kein typischer Schickimicki-Fußballer. Er geht zur Arbeit, gibt hundert Prozent und macht seinen Job. Das kommt gut an. Mittlerweile ist er auch bei uns nicht mehr Henning, sondern der Fußballgott.

SPORT1: Nennen Sie ihn so?

Jenz: Noch nicht, aber Goatriciani nennen wir ihn (schmunzelt). Ralle hat mal den Witz gebracht und jetzt nennen wir ihn manchmal so. Das hat er sich verdient!

SPORT1: Sie sind nach Tom Krauß (6 Mio. Euro) zusammen mit Alex Kral (5,5) der teuerste Spieler im Schalke-Kader. Kann S04 Sie überhaupt halten bei Abstieg?

Jenz: Eine Kaufpflicht haben sie ja.

SPORT1: Aber die greift nach unseren Informationen ja nur bei Klassenerhalt und liegt bei vier Millionen Euro.

Jenz: Daran denke ich nicht. Ich wünsche mir, dass ich bei Schalke bleibe. Ich will mit Schalke in der 1. Liga spielen.

SPORT1: Würden Sie auch im Zweitliga-Fall bleiben?

Jenz: Ich schließe das nicht aus. Aber nochmal: Ich denke da nicht dran! Ich will die Klasse halten und bei Schalke bleiben.

Moritz Jenz (r.) kann sich eine Zukunft auf Schalke auch bei einem möglichen Abstieg vorstellen
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SPORT1: Haben Sie Sorge vor dem Restprogramm? Sie spielen schließlich noch gegen Freiburg, Bremen, Mainz, Bayern, Frankfurt, Leipzig.

Jenz: Das Programm ist knackig. Unsere Serie und das Spiel gegen Hertha machen mir Hoffnung. Ich bin zuversichtlich. Wir müssen aggressiv sein, mit Hingabe spielen und alles reinwerfen. Gegen keinen dieser Gegner werden wir uns verstecken! Wir müssen den Kampf annehmen. Dann bin ich zuversichtlich, dass wir drinbleiben.

Jenz träumt von der Nationalmannschaft

SPORT1: Flick-Assistent Hermann Gerland saß gegen Stuttgart auf der Tribüne und hat auch Sie beobachtet. Kam es mittlerweile mal einen Anruf vom DFB?

Jenz: Mein Fokus liegt voll auf Schalke. Es hat sich bisher niemand vom DFB gemeldet. Ich kann sowas auch nur mit Leistung beeinflussen.

SPORT1: Ist die Nationalmannschaft Ihr großes Ziel?

Jenz: Natürlich ist das ein Traum von mir. Ich hoffe, dass ich irgendwann für die Nationalmannschaft auflaufen kann. Um das erreichen zu können, muss ich konstant in jedem Spiel performen. Natürlich brauche ich auch etwas Glück.

SPORT1: Sie sind jetzt seit vier Monaten in der Bundesliga. Was hat Sie in Deutschland am meisten überrascht?

Jenz: In Frankreich waren die Spieler technisch besser, in Schottland gab es nur zwei gute Mannschaften und sonst war alles sehr körperlich und robust. Hier in Deutschland ist es eine gute Mischung aus allem. Ich persönlich finde, dass Leipzig gute Spieler hat. Dominik Szoboszlai hat mich überrascht. Ich durfte in der Champions League gegen ihn spielen. Er ist technisch gut und clever. Ein Top-Spieler.