Am letzten Spieltag der Saison 2018/19 gingen die Fans von Werder Bremen mit zwei Hoffnungen ins Weser-Stadion.
Der letzte Pizarro-Rekord von vielen
Zum einen: Hoffentlich klappt das noch mit Europa. Dazu brauchten sie einen Sieg über RB Leipzig, das 18 Spiele ungeschlagen war, und ganz viel Glück mit anderen Ergebnissen. Zum anderen: Hoffentlich bleibt Claudio noch ein Jahr.
Wunsch zwei ging schon acht Minuten vor dem Anpfiff in Erfüllung, als über die Videowand die Botschaft von Claudio Pizarro flimmerte. „Wir haben uns geeinigt, ich bleibe noch ein Jahr!“ Tosender Jubel von den Rängen, wo sie in jenen Jahren keinen größeren Publikumsliebling haben als Claudio Pizarro. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Im Normalfall sieht man als Verein zu, einen solchen Spieler zu halten, der im Normalfall zwischen vielen Angeboten wählen kann. Doch der Fall Pizarro ist nicht normal.
Der Peruaner, zu diesem Zeitpunkt bereits 40 Jahre alt, fühlte sich immer noch jung genug für die Bundesliga. Bei Werder war das Stürmerschlitzohr schon zum vierten Mal, nach zwei Abstechern zu den Bayern, einem zu Chelsea und einem zum 1. FC Köln.
Claudio Pizarro sammelte fleißig Rekorde
Das Phänomen sammelte Bundesligarekorde wie andere Leute Gartenzwerge. Er war lange Zeit der Ausländer mit den meisten Toren (bis ihn Robert Lewandowski 2019 überholte), nach Einsätzen (490) ist er es immer noch. Keiner wurde öfter eingewechselt als er (150x), bis 2021 Patrick Herrmann vorbeizog.
Auch als ältester Torschütze der Bundesliga-Geschichte firmierte er bereits vor dieser Partie (mit 40 Jahren und 213 Tagen.). Nicht messbar ist sein Kultstatus, aber die meisten Werder-Fans tragen Pizarro-Trikos, aus welcher Epoche auch immer.
Angefangen hat er an der Weser in der Saison 1999/2000, 19 Jahre später ist er immer noch – oder wieder – da. Für 90 Minuten reicht es nicht mehr, aber auf den Effekt, den seine Einwechslung bei Publikum und Gegner auslöst, wollten sie bei Werder nicht verzichten.
Pizarro wird ältester Torschütze der Bundesliga
So auch am 18, Mai 2019. Florian Kohfeldt wechselt Pizarro nach 74 Minuten beim Stand von 1:0 für Osako ein. Kurz vor Schluss fällt der Ausgleich, die grün-weiße Werder-Party zum Saisonabschluss scheint mit einem Missklang zu enden.
Da kommt der Ball über Maxi Eggestein noch einmal zu Pizarro und der Peruaner zieht von der Strafraumgrenze mit links ab. Man schreibt die 88. Spielminute, als es fällt – das neue Rekord-Oldie-Tor der Bundesliga.
Es ist auch der Sieg zum 2:1, aber der hilft nichts mehr für Europa, denn die anderen Klubs spielen nicht mit. Was bleibt, ist der Jubel über den Pizarro-Rekord. Er schraubt ihn auf 40 Jahre und 227 Tage und alle hoffen, dass es noch weitere Rekorde gibt.
Damit aber wird es nichts, in der nächsten Saison kommt der alte Mann zwar zu weiteren 18 Einsätzen, trifft das Tor aber nicht mehr.