Traumberuf Fußballprofi?
BVB: Ex-Talente über brutales Aus - "Da habe ich nur gelitten"
Ex-BVB-Talente: „Nur gelitten“
Zwei ehemalige Talente von Borussia Dortmund haben interessante Einblicke zum beschwerlichen Weg auf die große Bühne gegeben, der für beide ohne Happy End blieb.
Gemeinsam haben Alexander Schulte und Marius von Cysewski ein Buch herausgebracht („Die Jahrtausendtalente. Wie zwei junge Fußballer ihren großen Traum lebten“), in dem sie auf ihre Reise zurückblicken.
Ex-BVB-Talente sprechen von Missständen
„Wir wollten ehrlich die Sicht eines Jugendfußballers zeigen, weil sich das noch kaum jemand traut. Es gibt Missstände. Jugendfußball ist nicht nur toll, diese rosarote Brille wollen wir unseren Lesern abnehmen“, meinte Schulte im Interview mit der Welt.
Einst war er A-Jugendmeister mit dem BVB, heute studiert er als 24-Jähriger Wirtschaftsinformatik. Wie bei von Cysewski (23, studiert BWL) ging der Plan mit dem Profifußball bei ihm nicht auf.
Das Duo schaffte es bis an die Schwelle - und scheiterte dann brutal. Lange waren sie in ihren Teams immer vorne mit dabei, wurden auch U-Nationalspieler. Dann kamen die Rückschläge.
„Da habe ich nur gelitten“, sagte von Cysewski heute: „Ich habe so etwas immer mit mir selbst ausgemacht. Bei mir hat es in der U19 angefangen. Da wurde es richtig wichtig, ich hatte 85 Prozent der Reise Richtung Profifußball hinter mir und die nächsten 15 Prozent waren die entscheidenden. Und ich war nicht mehr dabei. Das war einfach nur ganz schlimm.“
„Es gibt nichts Schlimmeres ...“
Er habe „jeden Samstag gelitten“, wenn sein Name bei der Kadernominierung nicht vorgelesen wurde: „Du kannst es aber nur mit Professionalität lösen. Entweder gibst du auf oder haust bis zum Ende alles rein.“
Mal nicht zum Kader zu gehören, sei normal, fügte Schulte an. Oft sei man aber ohne Erklärung des Trainers aus dem Team gerutscht: „Wir haben uns nicht verarscht gefühlt. Wir hätten uns aber gewünscht, zu wissen, was Sache ist. Dass das Gegenüber kein Blatt vor den Mund nimmt. So ging es vielen Spielern in unserem Umfeld. Es gibt nichts Schlimmeres, als im Training sein Bestes zu geben, aber noch nicht einmal im Abschlussspiel mitmachen zu dürfen, weil kein Platz ist.“
Selbst auf die Trainer zuzugehen, sei keine Option gewesen. „Ich habe Probleme immer mit mir selbst ausgemacht. Ich hätte unangenehmer sein müssen, das muss ich mir ankreiden“, meinte von Cysewski: „In meinem letzten U19-Jahr habe ich jedes Spiel gemacht. Dann war ich zwei Wochen verletzt und plötzlich gab es mich nicht mehr.“
Manche Situationen von Trainern „echt scheiße gelöst“
Man wolle niemandem Vorwürfe machen. Letztlich sei man nicht gut genug gewesen: „Das Buch soll auch keine Keule gegen Borussia Dortmund sein. Wir haben nun mal mit manchen Trainern bessere Erfahrungen gemacht und mit anderen weniger gute. Manche Situationen waren von einzelnen Trainern echt scheiße gelöst. Das wollen wir einordnen.“
Schulte sagte: „Wir zeigen die Missstände auf, aber machen keine Schuldzuweisungen. Wir sind mit uns im Reinen, auch wenn wir jetzt Studenten sind. Wir können in den Spiegel schauen und sagen: Wir haben es nicht geschafft.“
Ob es eine Reaktion des BVB auf das Buch geben wird? Darauf ist auch von Cysewski gespannt: „Wenn man möchte, kann man uns unterstellen, dass wir nur nachtreten wollten. Wir haben aber auch genügend positive Sachen genannt. Es ist kein Rundumschlag. Es kann sein, dass es manche richtig gut finden, und andere uns vorwerfen, dass wir gar keine Ahnung hätten.“