Der aktuell noch verletzte Ralf Fährmann starrte auf der Tribüne ins Leere und spiegelte den Gemütszustand wider, den in diesem Moment wohl viele Schalker Anhänger empfunden haben.
Explosives Klima auf Schalke - Schwolow befeuert Torwart-Diskussion
Explosives Klima auf Schalke - Schwolow befeuert Torwart-Diskussion
So explosiv ist das Klima auf Schalke
Soeben ließ sein bedauernswerter Vertreter Alexander Schwolow einen relativ harmlosen Distanzschuss von Daichi Kamada unter seinem Körper durchrutschen. Die flapsige Bezeichnung Torwartfehler beschreibt die Szene zwar treffend, bildet deren Tragweite aber nicht mal im Ansatz ab. Es war der zwischenzeitliche 1:1-Ausgleich im Abstiegskrimi der Knappen gegen Eintracht Frankfurt, der das Match auf den Kopf stellte.
Ein schlimmer Dämpfer, auf den die königsblaue Frustration prompt folgte. Der Beleg: Rodrigo Zalazar brannte beinahe die Sicherung durch. Mehrfach winkte der Mittelfeldstratege in Richtung seines Keepers ab. Dann stapfte er zu Schwolow und tippte ihm auf die Brust.
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Dass Zalazar seinen Schlussmann nicht aufbaute, sondern angegiftet hat, ist Schalkes Trainer Thomas Reis selbstredend arg missfallen. „Wenn Rodri was zu Schwoli sagt - ich denke, es ist gut, wenn man erstmal seine eigenen Leistungen begutachtet“, wies der 49-Jährige seinen Spielmacher zurecht.
Doch nicht nur Zalazar, auch andere Spieler äußerten ihren Unmut gegenüber Schwolow. Wie schnell die strapazierten Nerven im Kampf um den Klassenverbleib blank liegen können, zeigt allein diese Randgeschichte.
Kehrt Fährmann ins Schalker Tor zurück?
Fakt ist: Schwolows Fehlgriff hatte weitreichende Folgen. Nicht einmal den Relegationsrang können die auf den vorletzten Platz abgerutschten Schalker noch aus eigener Kraft erreichen.
Eine Debatte um einen abermaligen Torwart-Tausch wimmelte Reis jedoch ab. Vielmehr rückte der Coach beim verhängnisvollen Gegentreffer gegen Frankfurt „eine Fehlerkette“ in den Vordergrund, bei der seine Männer die gegnerische Offensivreihe nicht frühzeitig gestoppt haben. Zum nicht unumstrittenen Schwolow gab er nur ein trockenes Statement ab: „Er kann den Ball entschärfen, das hat nicht stattgefunden.“
Dennoch ist ein Wechsel zwischen den Pfosten nicht vom Tisch. Bei Fährmann reichte es gegen die Eintracht nach seinen Adduktorenproblemen zwar noch nicht für ein Comeback. Bis zum Saisonfinale in Leipzig könnte der 34-Jährige aber wieder einsatzfähig sein. Ob Schwolow den Posten dann behalten dürfte, ist mehr als fraglich.
Zu selten strahlte Schwolow die Sicherheit aus, die Schalke im Abstiegskampf eigentlich dringend benötigt. Erst vor knapp vier Monaten tauschte Reis ihn nach der 1:6-Hinspielklatsche gegen Leipzig aus und schenkte dem dann wieder verletzt ausgeschiedenen Fährmann das Vertrauen.
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Polter: „Wissen alle, was auf dem Spiel steht“
Nun gilt es für die Schalker aber in erster Linie, sich zusammenzureißen und die Emotionen zu bündeln – egal ob Schwolow oder Fährmann den S04-Kasten hütet.
„Wir wissen alle, was auf dem Spiel steht. Nicht nur für uns und den Verein, sondern für die komplette Region. Am Ende haben wir den Schaden noch etwas begrenzt, aber es wäre mehr drin gewesen“, sagte Sebastian Polter schon nach dem Schlusspfiff am Samstag.
Wie der kicker berichtete, soll es bei den Königsblauen intern Überlegungen gegeben haben, vor dem alles entscheidenden Match ein Kurzzeit-Trainingslager zu beziehen. Reis stellte allerdings klar, am gewohnten Rhythmus festhalten zu wollen. „Ich habe nicht vor, an den Abläufen etwas zu verändern“, so der Trainer, der sich dabei eine Hintertür offenließ: „Es sei denn, die Mannschaft möchte das.“
Durch die knifflige Ausgangslage sind die Gelsenkirchener am 34. Spieltag wieder einmal in der Außenseiterrolle geraten. „Es wird mit Sicherheit schwer, keiner traut uns was zu“, ist sich Reis vor dem absoluten Endspiel in Leipzig bewusst.
Dass Schalke aber überhaupt noch Chancen auf den Klassenerhalt hat, ist letztlich mehr, als ihnen zu Beginn der Rückrunde zugetraut wurde. Und so lebt die Hoffnung auf das Wunder.