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Der Zauberer, der Tuchel gefiel: Ex-Gladbach-Star, den Bayern und der BVB wollten, hat neuen Klub

Der Zauberer wechselt die Bühne

Raffael brillierte nach schwierigem Start lange in der Bundesliga. Der Ex-Gladbach führte sogar Gespräche mit Bayern und Dortmund. Jetzt entscheidet er sich dafür, noch einmal die Fußballschuhe zu schnüren.
Raffael spielte lange bei Gladbach
Raffael spielte lange bei Gladbach
© IMAGO/Schwörer Pressefoto
Raffael brillierte nach schwierigem Start lange in der Bundesliga. Der Ex-Gladbach führte sogar Gespräche mit Bayern und Dortmund. Jetzt entscheidet er sich dafür, noch einmal die Fußballschuhe zu schnüren.

Als Lars Stindl rund um seinen Abschied von Borussia Mönchengladbach auf seine besten Mitspieler angesprochen wurde, geriet er besonders bei einem ins Schwärmen.

„Der Genialste war Raffael - der einzige seriöse Brasilianer“, sagte der Offensivspieler, der zum KSC wechselt, lachend dem RND: „Was er mit dem Ball gemacht hat, war unfassbar.“

Und Stindl war bei weitem nicht der Einzige, der vom Offensivspieler beeindruckt war. Als Maestro und Zauberer wurde Raffael - der sein Können vor einigen Monaten noch beim Legendenspiel im Borussia-Park unter Beweis stellte - häufig bezeichnet.

Raffael noch in „topfitten Zustand“

Nun kehrt der Zauberer noch einmal zurück, wenn auch auf eine viel kleinere Bühne - in der Kreisliga A.

Raffaels neuer Klub Ay-Yildizspor Hückelhoven verkündete die freudige Nachricht stolz auf seinem Instagram-Profil.

„Wir spielen seit vier Jahren in der Kreisliga A, sind zuletzt immer Zweiter geworden. Unser Trainer hat gesagt: Wir brauchen Verstärkung“, kommentierte Vorstand Recep Kaya die Einigung mit dem 38-Jährigen im kicker und bescheinigte dem Zugang einen „topfitten Zustand“.

„Wie soll das werden, wenn wir gegen Bayern spielen?“

Vor 15 Jahren hatte der Brasilianer nach erfolgreichen Jahren in der Schweiz (beim FC Chiasso und dem FC Zürich) den Sprung in die Bundesliga zu Hertha BSC gewagt.

Das Debüt ging mit einem 0:3 gegen Eintracht Frankfurt aber in die Hose.

„Tatsächlich sind nach dem Spiel Zweifel bei mir aufgekommen, ob ich überhaupt die Fähigkeiten für die Bundesliga habe“, berichtet Raffael im Transfermarkt-Interview: „Ich habe mich gefragt, wie das werden soll, wenn wir gegen Bayern München oder Borussia Dortmund spielen.“

Daher begann Raffael zwei Tage später damit, Zusatzschichten auf dem Platz und im Kraftraum zu absolvieren: „Ich wollte unbedingt in der Bundesliga bleiben.“

Förderer Favre für Raffael „wie ein Vater“

Mit der Hertha erreichte Raffael den Europacup, stieg 2010 ab und ein Jahr später wieder auf.

Nach Stationen bei Dynamo Kiew und Schalke 04 wechselte Raffael 2013 zu Borussia Mönchengladbach, wo er sieben Jahre blieb und 106 Scorerpunkte verbuchen konnte, ehe er bei FK Pohronie in der Slowakei seine Karriere ausklingen ließ.

Wie schon in Berlin traf Raffael in Gladbach auf seinen Förderer aus Zürich, Lucien Favre.

„Er war für mich wie ein Vater und eine Vertrauensperson. Er hat ein Gespür für Menschen und weiß, was Spieler brauchen, um erfolgreich zu werden“, schilderte der Brasilianer, der mit seinen Leistungen die Aufmerksamkeit der Top-Klubs auf sich zog.

Raffael führte Gespräche mit Bayern und Dortmund

„Mit den Bayern gab es Gespräche, aber noch konkreter war die Sache mit Dortmund. Thomas Tuchel wollte mich unbedingt verpflichten“, erinnerte sich Raffael: „Ich hätte auch gerne unter Tuchel trainiert, jedoch fiel es mir extrem schwer, aus Gladbach wegzugehen.“

Der heutige Bayern-Trainer stand zwischen 2015 und 2017 beim BVB an der Seitenlinie.

Raffael begründet seine Absage wie folgt: „Es war eine Mischung aus allem. Ich habe mich in Gladbach extrem wohlgefühlt und die Fans haben mich unterstützt. Zudem hatte ich einen Trainer, der mir vertraut hat und unglaublich starke Mitspieler. Alles riskieren und am Ende vielleicht auf der Bank sitzen? Das wollte ich nicht.“

Raffael liebt Fast Food

Also blieb der Offensiv-Star, spielte mit der Borussia in der Champions League gegen den FC Barcelona und Manchester City - gegen die er sowohl bei der 2:4-Pleite im Dezember 2015 als auch beim 1:1 im November 2016 sogar traf.

„Es gibt als Spieler nichts Größeres, als in der Champions League spielen zu dürfen und dann auch noch zu treffen. Tatsächlich musste ich nach dem Spiel gegen City länger in der Kabine bleiben“, meinte Raffael: „Ich war voller Adrenalin, und so habe ich nach einem Bier gegriffen, um mich herunterzufahren.“

Damals griff er zum Bier, im Fußball-Ruhestand kann der heute 38-Jährige seine Liebe zum Fast Food wieder häufiger ausleben.

„Während meiner aktiven Zeit habe ich wenig davon gegessen. Jetzt erlaube ich mir das schon häufiger. Um gesund zu bleiben, mache ich aber weiterhin viel Sport.“

„Ribéry war mein härtester Gegenspieler“

Während Stindl von der Genialität des „Maestros“ schwärmte, hat bei diesem besonders ein Gegner Eindruck hinterlassen.

„Tatsächlich freue ich mich, nicht mehr gegen Franck Ribéry spielen zu müssen. Er war mein härtester Gegenspieler. Er war technisch überragend, einfach Weltklasse.“

Auf solche Kaliber wird er mit Ay-Yildizspor Hückelhoven sicherlich nicht mehr treffen.