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Bundesliga: Was den Bremer Weg so schwierig macht - Kolumne von Tobias Holtkamp

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Bundesliga: Was den Bremer Weg so schwierig macht - Kolumne von Tobias Holtkamp

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Was Bremens Weg so schwierig macht

Werder Bremen zeigt sich zuletzt trotz begrenzter finanzieller Möglichkeiten konkurrenzfähig, das musste am Sonntag auch der FC Bayern spüren. Während der Klub jede Entscheidung gut durchdenken muss, steht vor allem die Frage im Raum: Wie viel Mut und Vorsicht benötigt es auf dem Bremer Weg?
Der FC Bayern München legt gegen den SV Werder Bremen einen erschreckend schwachen Auftritt hin. Ausgerechnet ein Ex-Bayern-Spieler ärgert den deutschen Rekordmeister.
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Werder Bremen hat bei Bayern München nicht nur 1:0, sondern durchaus verdient gewonnen. Obwohl der Rekordmeister individuell natürlich viel stärker besetzt ist, stellten die Gäste die bessere Mannschaft.

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Die Bremer Entwicklungskurve ist beachtlich, in der Bundesliga-Formtabelle (vergangene fünf Spieltage) steht Werder mittlerweile auf Platz fünf, vor Bayern, Leipzig und dem BVB.

Trainer Ole Werner, der sich selbst äußerst ungern im Mittelpunkt sieht, holt aus den schwierigen Bedingungen eine Menge heraus. Er ist ein hervorragender Aus- und Weiterbilder, er ist aber auch, und das schätzen sie im Verein fast noch etwas mehr, ein hochgradig verlässlicher Mitarbeiter.

So klar Werner intern Probleme anspricht und auf Gefahren hinweist, so sehr akzeptiert er den schwierigen Bremer Weg. In der Geschäftsstelle, die im Stadion beheimatet ist, wird Werners Arbeit maximal geschätzt.

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Bremen unter wirtschaftlichem Druck

Der Verein steht seit der Corona-Krise unter großem wirtschaftlichen Druck. Werder muss viel Geld verdienen und darf im Grunde kaum etwas ausgeben. Alle Ausgaben stehen auf dem Prüfstand, von den Gehältern im Profikader bis zu Reisekosten bei Marketingmitarbeitern. Wenn vermeintliche teurere Spieler, wie zum Beispiel der langjährige Stammtorwart Jiri Pavlenka, 31, günstiger ersetzt werden können, dann ist die Entscheidung eigentlich gefallen. Und alternativlos.

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Kommt ein finanziell attraktives Angebot für einen Spieler, muss der Verein es annehmen. Transfererlöse sind eine extrem wichtige Einnahmequelle und im Budget fest eingeplant. Sowohl um Schulden abzubauen, um aber auch wieder neu in die Mannschaft zu investieren. In kleinerem Rahmen dann, aber in der Gewissheit, dass sich neue Werte entwickeln.

Die Bremer Verantwortlichen, im Management genauso wie im sportlichen Bereich, sind zum Einfallsreichtum gezwungen. Ole Werner, Profi-Chef Clemens Fritz und der neue Kaderplaner Johannes Jahns, im Sommer von RB Salzburg gekommen, sind die Bastelmeister der Bundesliga. Schauen, was auf dem Tisch liegt - und dann irgendetwas daraus machen.

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Gut möglich, dass Fritz im April als neuer Geschäftsführer vorgestellt wird. Frank Baumann, der im Sommer aufhört und den Ex-Kapitän über Jahre aufgebaut hat, ist sehr zufrieden mit Fritz‘ Arbeit. Es wäre auch da wieder der typische Bremer Weg: Werder kennt Fritz, Fritz kennt Werder. Und alle damit verbundenen Schwierigkeiten.

Einen gestandenen Bundesliga-Profi kann der Verein nicht kaufen. Vielleicht gelingt mal eine Last-Minute-Leihe, wie bei Mitchell Weiser, 28, oder zuletzt Rafael Borré, 27. Bremen kann mit Spielzeit zahlen, mit einer ruhigen Umgebung, die schon einige Karrieren beschleunigte. Serge Gnabry, 28, zum Beispiel, oder Kevin De Bruyne, 32. Beide sind mittlerweile Champions-League-Sieger. Werder ist weiter Werder.

Das Abwägen von Mut und Vorsicht eines Traditionsklub

In der Bremer DNA ist Größenwahn nicht verankert. Einen festen Platz in der Bundesliga zu besetzen, bei immer größerer Konkurrenz, eben auch durch vermeintliche Investoren-Klubs, ist auch ein Erfolg. Und für Traditionsvereine überhaupt keine Selbstverständlichkeit mehr.

Der große Nordrivale HSV, in Hamburg eigentlich mit weitaus besseren Möglichkeiten ausgestattet, hängt seit mittlerweile fünf Jahren in der 2. Bundesliga. Hertha, Schalke, Hannover, Düsseldorf, Nürnberg - sie alle würden lieber heute als morgen wieder in die Bundesliga.

Die Suche nach einem strategischen Partner läuft auch in Bremen, aber, auch hier wieder: mit großer Bedacht und Vorsicht. Nie würden sie jemandem die Tür öffnen, der viel Geld bietet, aber eben auch viel Einfluss will. Das macht den Prozess schwierig. Im Aufsichtsrat ist das immer wieder Thema: Wie viel Risikobereitschaft ist gesund? Wie viel Mut ist nötig? Dass sie nächste Schritte gehen möchten, da herrscht Einigkeit.

Stillstand, das sehen sie auch in Bremen so, ist Rückschritt. Im rasanten Fußballgeschäft umso mehr. Es geht immer weiter. Ist eben so: Schon Samstag, zuhause gegen Freiburg, kannst du dir vom Sieg gegen Bayern rein gar nichts mehr kaufen...