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Fußball: Einer legendärer deutscher Torwart-Paukenschlag

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Fußball: Einer legendärer deutscher Torwart-Paukenschlag

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Einer legendärer Torwart-Paukenschlag

Bei der WM 1962 avanciert Wolfgang Fahrian vom Niemand zur deutschen Nummer eins. Später zog er die Fäden hinter diversen großen Karrieren. Heute vor zwei Jahren verstarb er,
Wolfgang Fahrian wurde wegen seiner Reflexe und seiner Sprungkraft "schwarzer Panther" genannt
Wolfgang Fahrian wurde wegen seiner Reflexe und seiner Sprungkraft "schwarzer Panther" genannt
© IMAGO/Horstmüller
SPORT1
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von SPORT1

Wolfgang Fahrian war eigentlich nur froh, bei der Fußball-WM dabei sein zu dürfen.

21 Jahre jung war der Oberligaspieler der TSG Ulm 1846, Länderspiele: Fehlanzeige. Doch vollkommen unverhofft machte ihn Trainerfuchs Sepp Herberger bei der Weltmeisterschaft 1962 zur deutschen Nummer eins und degradierte den vorherigen Stammtorhüter, den großen Hans Tilkowski.

Es war ein Paukenschlag, so legendär wie 44 Jahre später die Entscheidung von Jürgen Klinsmann gegen Oliver Kahn und für Jens Lehmann vor der Heim-WM 2006 - und er erhitzte die Gemüter ihn ähnlicher Weise: Tilkowski zerstörte aus Frust sein Zimmer.

Der unverhoffte Aufstieg in den Olymp der „Torhüter-Nation Deutschland“ war nur eine Episode eines schillernden Lebens, das heute vor zwei Jahren zu Ende ging: Wolfgang Fahrian - Ehrenname: „Schwarzer Panther“ - starb am 13. April 2022 im Alter von 80 Jahren an einer Lungenentzündung.

Der „schwarze Panther“ wurde in Köln zur Legende

Fahrian, geboren am 31. Mai 1941 in der Kleinstadt Klingenstein (heute: Blaustein) in der schwäbischen Alb, ist vor allem in der Fußballstadt Köln in bleibender Erinnerung.

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Mehr als die Hälfte seines Lebens war die Domstadt sein Lebensmittelpunkt, er war von 1969 bis 1976 Stammtorhüter der SG Fortuna Köln, dem langjährigen Lokalrivalen des FC. Das Engagement des legendären Klubmäzens Hans „Jean“ (in Köln gern auch „Scheng“) Löring führte die Fortuna damals für ein Jahr bis in die Bundesliga.

Weitere Stationen waren Ulm, Hertha BSC, 1860 München und Fortuna Düsseldorf.

Der Legende nach wurde Fahrian Torhüter, weil ihm Mitspieler Dieter Wirthwein einst sagte: „Du liegst so oft am Boden. Warum wirst du nicht Torwart?“ Tatsächlich war die Geschichte trivialer, wie Fahrian fünf Jahre vor seinem Tod der Nachrichtenagentur SID erzählte: Keeper war er geworden, weil der Ulmer Trainer Fred Hoffmann sein Talent erkannte und er Spaß daran hatte,

Wolfgang Fahrian (Fortuna Köln) feiert mit seinen Töchtern (v.li.) Andrea, Susanne und Michaela Karneval
Wolfgang Fahrian (Fortuna Köln) feiert mit seinen Töchtern (v.li.) Andrea, Susanne und Michaela Karneval

Handgeld-Affäre bremste DFB-Karriere auf

1960 funktionierte Hoffmann den damaligen Abwehrspieler Fahrian, immerhin württembergischer Auswahlspieler, zum Torhüter um. Fahrian war mit 1,81 Meter klein, zeichnete sich aber durch herausragende Sprungkraft und Reflexe aus, die seinen Teams zu vielen spektakulären Paraden verhelfen sollten.

Nur zwei Jahre nach seiner Umschulung fuhr Fahrian als Nummer eins zur WM in Chile. Dass Deutschland mit 1954er-Held Hans Schäfer und Uwe Seeler damals bereits im Achtelfinale scheiterte, lag nicht an Fahrian.

Am Ende standen aber trotzdem zehn Länderspiele für das große Talent. Seine DFB-Karriere wurde aus der Bahn geworfen durch eine Sperre wegen verbotener Handgeldzahlungen beim Wechsel 1964 zur Hertha. Bei der WM 1966 in England - bei der das berühmt-berüchtigte Wembley-Tor das DFB-Team den möglichen Finalsieg gegen den Gastgeber kostete - stand wieder der zwei Jahre vor Fahrian verstorbene Tilkowski im Tor.

Fahrian haderte bis zuletzt mit dem Anlass seines Karriere-Knicks. „Der Verein hat mir ein Angebot über das Erlaubte hinaus gemacht. Wer würde das ablehnen?“, erzählte er später: „Es war mein Beruf, und mit dem musste ich etwas verdienen. Die anderen haben auch mehr als die erlaubten 20.000 Mark bekommen. Mittlerweile fragt niemand mehr nach so etwas.“

Wolfgang Fahrian bei einem Länderspiel 1964
Wolfgang Fahrian bei einem Länderspiel 1964

Erfolgreich auch als Spielerberater

Der gelernte Heizungsmonteur Fahrian wurde nach der aktiven Karriere selbst als Spielerberater tätig und in dieser Branche sehr erfolgreich und geschätzt: Zu seinen bekanntesten Klienten gehörten Jürgen Kohler, Steffen Freund, Thomas Linke, Kevin Kuranyi und Kevin-Prince Boateng. Zuletzt hatte er für die einflussreiche Agentur Rogon von Roger Wittmann gearbeitet und leitete deren Kölner Büro.

Wolfgang Fahrian 2016 in Köln bei der ETL-EXPRESS-Sportnacht
Wolfgang Fahrian 2016 in Köln bei der ETL-EXPRESS-Sportnacht

Schwere gesundheitliche Probleme hatte Fahrian schon 2009: Nach einem Herzinfarkt lag er zwei Monate im Koma und fast ein Dreivierteljahr im Krankenhaus, auch eine Lungenentzündung und ein Schlaganfall kamen hinzu.

Der Vater dreier Töchter (sieben Enkel - unter ihnen der frühere Uerdingen-Spieler Fabio Fahrian, zwei Urenkel) kam wieder auf die Beine. 13 Jahre später erlag er den Folgen einer weiteren Lungenentzündung.

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)