Sirtaki, griechische Flaggen und jede Menge Euphorie! In Bochum ist der Hellas-Hype ausgebrochen. Dank des Doppelpacks des griechischen Neuzugangs Georgios Masouras gegen den BVB ist die Hoffnung beim VfL zurück.
Griechischer Kultstürmer zurück in die Bundesliga?
Gekas will zurück in die Bundesliga
Die aktuelle Situation erinnert an die Zeiten von Bochum-Legende Theofanis Gekas, der den Sirtaki-Tanz ins Bochumer Ruhrstadion brachte.
2007 knipste er sich zum Torschützenkönig und sicherte dem VfL den Klassenerhalt. Nach Stationen bei Leverkusen, Hertha und Frankfurt wechselte der ehemalige griechische Nationalspieler ins Ausland (u. a. zu Levante und Sion) und beendete seine aktive Karriere 2017 beim türkischen Erstligisten Sivasspor.
Heute lebt Gekas mit seiner Familie auf der griechischen Insel Korfu. SPORT1 hat mit dem ehemaligen Torschützenkönig über seinen potenziellen Nachfolger gesprochen. Hat Masouras das Zeug, zum Gekas 2.0 zu werden?
Der 44-Jährige erklärt, warum es mit Bochum und griechischen Stürmern so gut klappt, und erinnert an seine glorreiche Zeit in der Bundesliga. Ein Rückkehr schließt er übrigens nicht aus.
SPORT1: Kalispera, Herr Gekas. Verfolgen Sie den deutschen Fußball überhaupt noch?
Gekas: Na klar! Ich verfolge die Bundesliga nicht nur, weil ich dort gespielt habe, sondern weil sie mir einfach sehr gut gefällt. Die Vereine, die Spielweise, die Fans sind einfach toll. Außerdem habe ich noch immer Kontakt zu ehemaligen Mitspielern und zu einigen Verantwortlichen.
SPORT1: Bei ihrer alten Liebe, dem VfL Bochum, ist aktuell der Hellas-Hype ausgebrochen. Erinnerungen an Sie werden wach: Griechische Flaggen auf der Tribüne, Sirtaki im Stadion - und das alles wegen Ihres Landsmannes, Georgios Masouras. Hat er das Zeug zum Gekas 2.0?
Gekas ist begeistert von Masouras
Gekas: Ich freue mich sehr, dass in Bochum wieder so eine Begeisterung für einen griechischen Spieler herrscht - diesmal für Giorgos Masouras. Ob er der nächste Gekas wird, weiß ich nicht. Aber ich denke, er kann Bochum helfen, die Ziele zu erreichen. Er ist ein sehr sehr guter und talentierter Fußballer. Er hat auf höchstem Niveau mit Olympiakos und der griechischen Nationalmannschaft gespielt und viel erreicht. Ich glaube, er kann Bochum weiterbringen.
SPORT1: Wie war das damals eigentlich in Bochum für Sie? Sie sind aus Griechenland nach Deutschland gekommen. Sportlich hat das sofort geklappt - war der Ruhrpott Liebe auf den ersten Blick?
Gekas: Meine Zeit in Bochum war eine ganz besondere. Ich habe sehr viele schöne Erfahrungen sammeln dürfen. Diese Zeit wird für immer in meinem Herzen bleiben.
SPORT1: Woran mussten Sie sich bei Ihrem Wechsel nach Deutschland am meisten gewöhnen?
„Die Anpassung war nicht einfach.“
Gekas: Die Unterschiede zwischen Griechenland und Deutschland waren enorm. In Griechenland ist der Fußball kulturell anders und einfacher. Erst in Deutschland habe ich wirklich verstanden, was Profifußball bedeutet und wie hart man arbeiten muss, um erfolgreich zu sein. Die Anpassung war nicht einfach. Aber meine Mitspieler, mein Trainer und der Verein haben mich dabei sehr unterstützt.
SPORT1: Sie haben auch in Frankfurt und Leverkusen gespielt. Wo hatten Sie die beste Zeit?
Gekas: Meine erfolgreichste Station in Deutschland war Bochum. Ich kam aus dem Nichts und wurde Torschützenkönig der Bundesliga – eine riesige Herausforderung, die ich gemeistert habe. Das macht Bochum für mich zur wichtigsten Station. Aber auch Leverkusen und Frankfurt waren sehr, sehr gut.
Bundesliga-Torschützenkönig 2006/07
SPORT1: In Bochum sind Sie mit 20 Treffern Torschützenkönig der Bundesliga geworden - unfassbar, dass Sie das bei einem Verein wie Bochum, der große Abstiegssorgen hatte, geschafft haben …
Gekas: Es war unglaublich für mich und den Verein. Es war etwas Besonderes, meine Tore zu feiern und dabei Sirtaki zu hören. Aber ohne meine Mitspieler hätte ich nichts erreicht – dieser Erfolg gehört uns allen.
SPORT1: Trauen Sie dem VfL Bochum in dieser Saison den Klassenerhalt zu?
Gekas: Das wird schwer, aber genau wie vor 18 Jahren kann Bochum es wieder schaffen. Ich hoffe es auf jeden Fall sehr! Ich drücke kräftig die Daumen und fiebere mit!
SPORT1: Im Anschluss an ihre erfolgreiche Zeit in Bochum sind Sie nach Leverkusen gewechselt. Dort lief es nicht mehr ganz so gut für Sie. Bereuen Sie diesen Wechsel im Nachhinein?
„Ich hatte fantastische Mitspieler und sehr gute Trainer.“
Gekas: Für mich war es damals ein logischer Schritt. Es war eine tolle Erfahrung, mit der ich mich weiterentwickeln konnte. Ich bereue diesen Wechsel überhaupt nicht – im Gegenteil. Ich möchte auch diese Zeit nie missen müssen. Ich hatte fantastische Mitspieler und sehr gute Trainer.
SPORT1: Und in Frankfurt?
Gekas: In Frankfurt hatten wir eine großartige erste Saisonhälfte, dann aber auch einen starken Einbruch und das Team stieg ab. Das war eine Riesen-Enttäuschung, ein schwarzer Tag – gerade mit dieser Mannschaft, dem gesamten Team und diesen tollen Fans.
SPORT1: Sie spielten auch für die griechische Nationalmannschaft, schossen in 78 Spielen stolze 24 Tore. Ihr Debüt gaben Sie dort aber erst ein Jahr nach dem historischen EM-Triumph 2004. Ärgert es Sie, dass sie minimal zu spät dran waren?
Gekas verpasste EM 2004 knapp
Gekas: Ich war zehn Jahre lang Teil der Nationalmannschaft und hatte viele Erfolge. Natürlich war ich nicht bei der EM 2004 dabei, aber das stört mich nicht. Ich hatte andere tolle Momente mit dem Team.
SPORT1: Sie besitzen bereits die UEFA Pro Lizenz, standen bei vier Vereinen (Panegialios, Akhisarspor, Darica GB und Tilykratis) als Trainer an der Seitenlinie. Sieht man Sie bald mal wieder in der Bundesliga?
Gekas: Aktuell bin ich ohne Verein, aber ich suche nach einer neuen Herausforderung. Ich kann mir den Verein nicht selbst aussuchen, aber mein Ziel ist es, mir als Trainer einen Namen und machen und professionell zu arbeiten – warum nicht auch in Deutschland? Ich arbeite hart, lerne ständig dazu und kann mir sehr gut vorstellen, in die Bundesliga zurückzukehren – diesmal als Trainer.