Borussia Dortmund verliert die internationalen Ränge aus den Augen. BVB-Boss Hans-Joachim Watzke versucht aber zu beschwichtigen. Was steckt dahinter? Darüber diskutieren SPORT1-Reporter Manfred Sedlbauer und BVB-Reporter Oliver Müller in einer neuen Ausgabe des SPORT1-Podcast „Die Dortmund-Woche“.
Der Status bröckelt! Was ein Verpassen der Champions League für den BVB bedeuten würde
Der Status bröckelt
Vor der Saison gab der BVB das Erreichen der Champions League, also Platz vier, als Minimalziel aus. Doch der Abstand auf die internationalen Ränge wird immer größer: Dortmund ist aktuell Tabellenelfter, sieben Punkte sind es bereits auf Leipzig (Tabellen-Vierter), sechs auf den Fünften Stuttgart.
Dennoch waren die Dortmunder Verantwortlichen, allen voran Sportdirektor Sebastian Kehl, Trainer Niko Kovac und die Spieler bestrebt, nach der Pleite gegen Stuttgart positive Worte zu wählen. Dass diese Herangehensweise gerade en vogue in Dortmund ist, bewies vor kurzem auch BVB-Boss Hans-Joachim Watzke.
Angesprochen darauf, wie schwierig ein Verpassen in der Saison wäre, erklärte der 65-Jährige auf dem Kongress SPOBIS im Hamburg: „Der BVB hält auch zwei Jahre aus. Dann macht der BVB ein oder zwei Transfers, dann ist wieder alles im Lot.“
Verpassen der CL wäre „finanziell ein Super-GAU“
Dass beim Verpassen der Champions League, alles im Lot wäre, bezweifeln die beiden Podcaster Manfred Sedlbauer und Oliver Müller. „Aktuell ist die Stunde der Beschwichtigungen beim BVB. Nach dem Motto: Bloß keine Panik schüren“, sagt BVB-Reporter Müller.
„Watzke meinte damit natürlich, dass der Verein daran nicht zugrunde gehen würde. Damit dürfte er Recht haben, doch finanziell wäre das ein Super-GAU mit weitreichenden Folgen“, warnt SPORT1-Reporter Sedlbauer und verweist auf die lukrativen Prämien allein in dieser Spielzeit.
Neben dem Startgeld in Höhe von knapp 19 Millionen Euro hat der BVB pro Sieg in der Liga-Phase nochmal 2,1 Millionen Euro zusätzlich verdient. Für Rang 10 wurden weitere 7,15 Millionen in die Kassen gespült.
Dazu kommt der Anteil an der „Wertprämie“, die bislang noch nicht voll ermittelt wurde. Anzunehmen sind rund weitere 30 Millionen Euro. In der Summe wären das bereits knapp 70 Millionen Euro - allein für die Vorrunde! Und damit rund 15 Millionen Euro mehr als im Vorjahr.
„Die Einnahmen werden in den nächsten Jahren wohl noch weiter ansteigen“, prognostiziert Sedlbauer. Müller führt auch die Qualifikation für die Klub-WM an, die dem Verein laut Medienberichten rund 50 Millionen Euro garantieren soll.
Status „bröckelt so langsam“
Der finanzielle Aspekt ist die eine Seite, das Image die andere.
„Der BVB hat sich vor Jahren den Status als Nummer zwei in Beton gegossen“, so Müller und ergänzt: „Das bröckelt so langsam. Leverkusen und Leipzig sind schon lange dran. Auch in Frankfurt machen sie einen hervorragenden Job und Stuttgart hat sich von einer Fahrstuhl-Mannschaft zu seinem ernsthaften Konkurrenten um die Spitzenpositionen gemausert.“
Gerade wenn bisher sichere Einnahmen aus der Champions League wegbrechen, wird es für den BVB laut Sedlbauer schwer, mitzuhalten: „Wenn andere Vereine auf einmal knapp 100 Millionen Euro mehr im Jahr einnehmen als der BVB, haben die Dortmunder ein Problem. Die ziehen dann problemlos vorbei. Und wie schwer das ist, einen Rückstand wieder aufzuholen, sehen gerade ganz viele andere Traditionsvereine.“
BVB-Spieler verlieren an Wert
Irritiert sind die beiden Podcaster auch über die Aussagen von Watzke zu den alternativen Einnahmequellen durch „ein, zwei Transfers“.
„Außer Jamie Gittens sehe ich da nicht viele Spieler, mit denen du richtig viel Kohle machen kannst. Vielleicht blättert noch ein verrückter englischer Verein für Gregor Kobel viel hin. Sonst war es das aber. Die ganz großen Summen lassen sich bei diesem Team nicht verdienen und schon gar nicht mit ein oder zwei Spielern“, ist sich Sedlbauer sicher.
Einige Dortmunder haben durch die sportliche Talfahrt auch eine Minderung ihres Marktwertes in Kauf nehmen müssen.
Attraktivität des BVB leidet
Ein weiteres großes Problem, das mit der Nicht-Teilnahme am internationalen Geschäft einhergehen würde, ist für Müller die Attraktivität der Schwarz-Gelben: „Die Dortmunder hatten im Ausland immer einen exzellenten Ruf und konnten begehrte Spieler, vor allem auch junge Talente mit der Aussicht auf Spielzeit auf allerhöchstem Niveau, also in der Champions League, überzeugen.“
Für den BVB dürfte es also nicht mehr ganz so leicht sein, hochkarätige Spieler ins Ruhrgebiet zu locken.
Die Intention von Watzkes Aussagen dürfte klar sein: Nicht noch mehr Unruhe aufkommen lassen.
Fakt ist für die beiden Podcaster aber auch: So verkraftbar, wie der BVB-Boss tut, dürfte ein Verpassen der Champions League nicht sein – im Gegenteil. Die Folgen könnten weitreichend sein.