Greift Niko Kovac direkt durch? Der neue BVB-Trainer gilt als harter Hund, der nicht davor zurückschreckt, ungemütliche Entscheidungen zu treffen.
Wen rasiert Kovac?
Einige ehemalige Spieler unter ihm musste das schon leidvoll ertragen: Max Kruse beim VfL Wolfsburg, Thomas Müller beim FC Bayern oder beispielsweise Wissam Ben Yedder bei der AS Monaco. Auch Wolfsburg-Gesicht Maxi Arnold und Mats Hummels beim FC Bayern hatten keine leichte Zeit unter Kovac. Welchen Star trifft es nun beim BVB?
Darüber diskutieren SPORT1-Reporter Manfred Sedlbauer und BVB-Reporter Oliver Müller in einer neuen Ausgabe des SPORT1-Podcast „Die Dortmund-Woche“.
BVB-Stars dürfen sich warm anziehen
„Ich glaube nicht, dass sich Kovac immer zu Beginn einer Station einen Spieler raussucht und sagt: ´Du bist jetzt raus` - nur um sich Respekt zu verschaffen. Aber ich glaube schon, dass unter ihm ein anderer Wind weht“, ist sich SPORT1-Reporter Manfred Sedlbauer sicher.
„Thomas Müller spielte nicht auf seinem Zenit. Max Kruse war außer Form. Kovacs Entscheidungen waren stets sportlicher Natur“, meint BVB-Reporter Müller und ergänzt: „Ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten - genau das ist es doch, was alle immer sehen wollen.“
Die beiden Podcaster sind sich dennoch einig: Einige BVB-Stars müssen sich warm anziehen.
Adeyemi als warnendes Beispiel
Als Paradebeispiel, wie sich Spieler auf gar keinen Fall unter Kovac verhalten dürfen, nennen sie dabei Karim Adeyemi. Am Wochenende wurde der 23-Jährige von Interimstrainer Mike Tullberg zur Halbzeit gebracht und ein paar Minuten vor Abpfiff, in der heißen Phase der Partie, wieder ausgewechselt. Eine Verletzung oder gar eine taktische Maßnahme lag dabei nicht vor. „Im Endeffekt ist er nicht genug gelaufen. Ich wollte elf Spieler haben, die bereit sind zu laufen und Karim war ein bisschen müde und deshalb habe ich ihn wieder rausgenommen“, erklärte Tullberg - ein Denkzettel für Adeyemi!
„Das ist natürlich ein Schlag auf die Zwölf, wenn ein Trainer so über dich spricht“, meint Müller. Sedlbauer ergänzt: „Nach dem Spiel ist Adeyemi grinsend und pfeifend durch die Katakomben gegangen. Da gibt er natürlich ein wahnsinnig schlechtes Bild ab. So als würde es ihm egal sein. So etwas darf sich kein Spieler erlauben – unter keinem Trainer und schon gar nicht unter Kovac.“
Führungsspieler unter strenger Beobachtung
Mangelnder Einsatz und überschaubare Laufbereitschaft – Dinge, die Kovac, der das Spiel in Heidenheim mit Sicherheit genaustens analysiert haben dürfte, wohl nicht toleriert.
„Kovac hat eine klare Vorstellung, wie seine Mannschaft zu spielen hat und wer welche taktischen Aufgaben erfüllen muss. Wer da nicht mitzieht, ist raus“, so Müller. Auch die Leistungsschwankungen anderer BVB-Führungsspieler sieht der BVB-Reporter als großes Problem. „Marcel Sabitzer und Julian Brandt haben mit Sicherheit enormes Potenzial. Allerdings bringen sie es derzeit nicht konstant auf den Platz“, analysiert Müller. „Ob Kovac mit ihnen ähnlich viel Geduld hat und sie so in den Arm nimmt wie Sahin? Ich glaube nicht“, schätzt Sedlbauer.
Sabitzer und Brandt waren unter Nuri Sahin gesetzt. Brandt galt als Vizekapitän als Art Lieblingsspieler, Sabitzer, egal auf welcher Position, unverzichtbar.
Sabitzer und Brandt bekommen Konkurrenz
„Was es unter Kovac definitiv nicht geben dürfte, sind Beschwerden über die eigene Position“, warnt Müller. Sabitzer hatte sich nach dem Königsklassen-Spiel in Brügge darüber echauffiert, dass die halbrechte Position nicht zu seinen Stärken gehöre und er lieber auf der Sechs spiele.
„Für diesen Fall stünde Salih Özcan bereit. Der ist gegen Heidenheim reingekommen und hat mich sofort mit Aggressivität und Einsatz überzeugt. Bei dem tut es auch mal weh. Das dürfte auch Kovac gefallen“, lobt Sedlbauer den defensiven Mittelfeldspieler, der nach einer unbefriedigenden Leihe in Wolfsburg frühzeitig nach Dortmund zurückkehrte.
Sedlbauer weiter: „Auch Maxi Beier, der nach wie vor nicht so richtig in Tritt kommt, hat sofort Schwung reingebracht. Am stärksten sehe ich ihn auf der Zehn, hinter den Spitzen – genau die Position, die Brandt meist bekleidet“, so Sedlbauer.
Die beiden Podcaster sind überzeugt: Klare Regeln und das Einfordern der Grundtugenden kann dem BVB-Team nicht schaden. Auf große Namen Rücksicht nehmen, werde Kovac allerdings nicht. Das Leistungsprinzip stehe über allem.
Müller ist sich sicher: „Das kann Kovac aber nur knallhart durchziehen, wenn er die volle Rückendeckung des Vereins genießt. Nur dann können auch härtere Erziehungsmaßnahmen wirken.“