Der Verlust der beiden verstorbenen Legenden Gerd Müller und Franz Beckenbauer hat bei Uli Hoeneß, Ehrenpräsident des FC Bayern, Gedanken über die Endlichkeit des Lebens ausgelöst. „Meine Frau und ich kommen langsam in ein Alter, wo die Einschläge näherkommen. Das stimmt einen schon manchmal nachdenklich, traurig und auch ein bisschen ängstlich“, sagte der 73-Jährige in einem Interview mit t-online.
Emotionale Worte von Hoeneß
Hoeneß sei das „vor 20 Jahren nicht gewohnt“ gewesen, „das ist schon eine Situation, die mich sehr beschäftigt“, fügte er hinzu. Dass sich das geändert habe, liege auch an seinem persönlichen Verhältnis zu Müller und Beckenbauer, verriet Hoeneß.
Dabei war das Trio zu aktiven Zeiten gar nicht so eng befreundet: „Da waren die Älteren um ‚Katsche' Schwarzenbeck, ‚Bulle' Roth, Sepp Maier, Franz und Gerd. Und dann die jungen Revoluzzer Paul (Breitner; Anm. d. Red.), ich, Rainer Zobel, Edgar Schneider, die auch ihren Anspruch angemeldet haben.“
Hoeneß: Dann wurde die Beckenbauer-Freundschaft felsenfest
„Udo Lattek hat im Training gerne Alt gegen Jung gespielt. Dann musste ich im Training mit Schienbeinschonern spielen, in der Bundesliga habe ich ohne gespielt. Wir waren gute Kameraden und Kollegen“, erinnerte sich Hoeneß, „aber richtige Freunde sind wir erst geworden, als unsere Profi-Karrieren vorbei waren.“
Gerade in der Zeit, als Müller Probleme mit dem Alkohol hatte, seien die drei eng zusammengewachsen: „Und bei Franz, zu dem wir ja schon zu seiner Zeit als Präsident und Trainer eine tiefe Nähe hatten, ist die Beziehung während seiner unsäglichen WM-Sache endgültig felsenfest geworden.“ Hoeneß spielt offensichtlich auf die Korruptions-Vorwürfe und Ermittlungen gegen Beckenbauer wegen dessen Rolle in der Sommermärchen-Affäre 2006 - Beckenbauer entging 2019 wegen seiner schon damals angeschlagenen Gesundheit einer möglichen Anklage.
Beckenbauer sei einst für sechs Wochen am Tegernsee bei einer Reha gewesen, „da haben wir uns sehr oft getroffen. Gerd habe ich in der Zeit, in der er in der Klinik in Murnau war, fast täglich besucht. Ich war damals junger Manager. Später haben wir ihm dann einen Job bei der Amateurmannschaft gegeben. Daraus sind richtig tiefe Freundschaften entstanden, weil uns allen plötzlich klar wurde, was es bedeutet, solche Spieler bei uns gehabt zu haben“, so der Bayern-Patriarch weiter.
Hoeneß schwärmt von Bomber und Kaiser
Zudem hob Hoeneß die große Bedeutung beider Legenden für den Rekordmeister hervor. „Sie sind die beiden Pfeiler, auf denen der FC Bayern aufgebaut wurde“, stellte er klar. „Ohne die großartigen Leistungen von Franz, seine Ausstrahlung, seine Persönlichkeit und die Tore von Gerd, die unnachahmlich waren und sind, wäre der FC Bayern nicht da, wo er heute ist.“
Der als „Bomber der Nation“ bezeichnete Müller ist am 15. August 2021 verstorben, Franz „Kaiser“ Beckenbauer am 7. Januar 2024.