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"Um gesehen zu werden..." - Fußball-Moderatorin enthüllt Selbstzweifel

Moderatorin enthüllt Selbstzweifel

Fußball-Moderatorin Lena Cassel spricht in einem Interview über Selbstzweifel und ihr diagnostiziertes Burnout.
Lena Cassel im Gespräch mit Fredi Bobic
Lena Cassel im Gespräch mit Fredi Bobic
© IMAGO/Sven Simon
Fußball-Moderatorin Lena Cassel spricht in einem Interview über Selbstzweifel und ihr diagnostiziertes Burnout.

Lena Cassel arbeitet schon seit einigen Jahren als TV-Moderatorin. So berichtet sie für DAZN aus den Fußballstadien der Bundesrepublik. Nun hat die 30-Jährige in einem Interview ganz offen darüber gesprochen, wie sie in der Vergangenheit mit Burnout und Selbstzweifeln zu kämpfen hatte.

Weil sie ihren vier Jobs in Köln – unter anderem bei der RTL-Sendung Stern TV- nicht mehr gerecht werden konnte, brach Cassel ihr Leben in der Domstadt ab und zog nach Berlin um. Diagnose Burnout.

„Unterbewusst ging es mir darum, dass mich Menschen sehen, die mir ganz nah waren. Und um gesehen zu werden, musste ich selbstbewusster, lauter, mutiger sein, als ich eigentlich bin“, lässt sie im Watson-Interview tief blicken. „Auch wenn ich in den vergangenen Jahren viel Anerkennung bekam, bleibt da eine Leere, die sich nicht von außen füllen lässt. Die Antworten darauf liegen in meinem Inneren.“

Nein sagen fällt schwer

Nein sagen fällt der Moderatorin dennoch schwer, vor allem im Berufsleben. “Es fällt mir schwer, Jobs abzulehnen. Auch weil ich es als Privileg empfinde, nicht nur zu moderieren, sondern auch nach meiner Meinung gefragt zu werden.“

Und weiter: „Wenn eine Frau in einer Talkshow sitzt, die plötzlich über den abkippenden Sechser philosophieren kann, wird vielleicht irgendwann nicht nur ein Platz mit einer Frau besetzt, sondern auch ein zweiter. Ich traue mich nicht, Nein zu sagen, weil ich eine Verantwortung für andere Frauen habe.“

Dass ihr Geschlecht im Berufsleben eine entscheidende Rolle spielt, ist Cassel völlig klar. „Ich kriege ganz viele Jobs nur, weil ich die Frau bin. Ich würde mir wünschen, dass ich sie primär bekomme, weil ich wahnsinnig kompetent bin“, so die Moderatorin.

Quotenfrau? Kein Problem für Cassel

„Es ist ein Zusatz, und das ist wichtig zu sagen: Ich bekomme Jobs nicht, weil ich eine Frau bin. Sondern, weil ich eine kompetente Frau bin.“

Dass Cassel dennoch immer wieder als Quotenfrau am Start ist, ärgert die Fußballexpertin derweil nicht. „Ich finde nicht, dass wir Veränderungen kreieren können, wenn wir verbittert werden. Zu sagen, ich setze mich da nicht hin, weil ich weiß, dass ich der eine Frauenplatz bin – so what.“

Und weiter: „Interessiert mich nicht, dann bin ich das halt. Dann nutze ich meine Bühne und bin perfekt vorbereitet. Wenn ich diesen Platz bekomme, werde ich ihn auch ausfüllen und zeigen, dass es richtig war, ihn mit einer Frau zu besetzen.“

Fußball als sicherer Ort

Für Cassel ist der Fußball beziehungsweise sind die Stadien trotz diverser Selbstzweifel trotzdem ein sicherer Ort. Ein Ort, an dem sie sich wohlfühlt. Dass es anderen Frauen nicht so geht, ist ihr dabei durchaus bewusst.

„Teilweise stellt der Weg zum Stadion und die Kombination aus Alkohol und Männern für viele eine Bedrohung dar. Wir sollten uns daher alle an die Nase packen“, so die 30-Jährige.

Die Verantwortung sieht sie dabei aber nicht unbedingt bei den Frauen: „Primär sehe ich Männer in der Verantwortung. Männer, die ihre Aufgabe darin sehen, Minderheiten in diesem Testosteron gesteuerten Habitat zu beschützen. Solche Männer gibt es. Die sollten nur jetzt endlich mal den Mund aufmachen.“