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Als der Vulkan Völler explodierte

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Als Völler die Fassung verlor

Am Sonntag trifft Bayer Leverkusen auf Borussia Dortmund - da werden bei Rudi Völler ganz besondere Erinnerungen wach.
Xabi Alonso hat seinen Abschied von Bayer Leverkusen offiziell verkündet - wo es den Spanier hinzieht ließ er hingegen offen.
Am Sonntag trifft Bayer Leverkusen auf Borussia Dortmund - da werden bei Rudi Völler ganz besondere Erinnerungen wach.

Wenn Bayer Leverkusen am Sonntag auf Borussia Dortmund trifft (ab 15.30 Uhr im LIVETICKER), werden bei Rudi Völler gewiss wieder Erinnerungen wach. Dutzende Male hat er es als Spieler und Funktionär mit dem BVB zu tun gehabt.

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Wie zum Beispiel im Oktober 2000, als er im Zuge des Kokain-Skandals um Christoph Daum über Nacht Leverkusens Trainer wurde und das Team zu einem 2:0-Sieg gegen Dortmund führte. Parallel war er damals bekanntlich auch frisch ernannter Nationaltrainer und für den Boulevard nun „Rudi Riese“.

Es gab aber noch ein Spiel, an das er sich – weniger gern – erinnern wird und wegen dem sich viele, die es sahen, noch an Völler erinnern. Seit September 2003 war der Vulkan Völler, damals bei seiner legendären Wutrede im TV nach einem Länderspiel auf Island, nicht mehr so ausgerastet wie am 21. Februar 2016. Da zeigte der damals 56-Jährige, wie viel Feuer noch in ihm steckte. Was war geschehen?

Bayer 04 empfing im Sonntagspiel der Bundesliga Borussia Dortmund. Der Vierte traf auf den Zweiten, aber in Zeiten drückender Bayern-Dominanz während der Guardiola-Ära war es schon kein Verfolgerduell mehr. Leverkusen hatte bereits 24 Punkte Rückstand auf die Spitze, der BVB vor Anpfiff elf. Für das Werksteam ging es bereits zwölf Runden vor Schluss nur noch um einen Platz in der Champions League.

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Das Stadion war ausverkauft (30.210), Thomas Tuchels Dortmunder um Spieler wie Aubameyang und Mkhitaryan – nicht nur für die Stadionsprecher eine Herausforderung – waren eine Attraktion. Aber an diesem Tag blieben alle hinter den Erwartungen, vielmehr entwickelte sich eine zähe Partie, von der hinterher nicht mehr lange gesprochen worden wäre.

Roger Schmidt tobt an der Seitenlinie

Hätte da nicht ein junger Mann im Sakko seinen Trotzkopf durchsetzen wollen. In Minute 64 bekam Dortmund einen Freistoß, den Matthias Ginter nach Recherchen der Bild-Zeitung 4,55 Meter vom Tatort entfernt ausführte. Prompt nutzte Aubameyang die Leverkusener Verblüffung und erzielte das Tor des Tages.

Während die Dortmunder feierten, wurde Bayer-Trainer Roger Schmidt fuchsteufelswild. Er beschwerte sich lautstark über die Ausführung des Freistoßes, die er für inkorrekt hielt, während Schiedsrichter Felix Zwayer das später als „Ermessenssache“ abtat. Der vierte Offizielle Christoph Bornhorst machte Meldung bei Zwayer.

Da Schmidt zuvor schon durch allzu emotionale Begleitung der Spielleitung aufgefallen war, gab Zwayer per Headset Bornhorst die Anweisung, ihn auf die Tribüne zu schicken. Aber der ging nicht. „Wofür denn?“, fragte er bockig. Zwayer schickte daraufhin Kapitän Stefan Kießling zu Schmidt; mit derselben Botschaft, nun aber in etwas sanfterem Ton.

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Allein, Schmidt blieb im Innenraum und ließ Zwayer über Kießling ausrichten, er wolle dafür von ihm und nur von ihm eine „vernünftige Begründung“. Damit schuf er um 16.56 Uhr an jenem 21. 2. 2016 ein Novum der Bundesligageschichte.

„Zwayer bricht ab!“

„Zwayer bricht ab! Zwayer bricht ab!“, brüllte Sky-Kommentator Wolf Fuß in sein Mikro. Nicht ganz korrekt zwar, aber das wusste man ja noch nicht. Es wurde nur eine neunminütige Unterbrechung, bei der sich Zwayer auf Regel 5 der Fifa-Bestimmungen berufen konnte, nach der es dem Schiedsrichter gestattet ist, „Maßnahmen gegen Teamverantwortliche zu ergreifen, die sich nicht verantwortungsbewusst verhalten, wobei er sie vom Spielfeld und dessen unmittelbarer Umgebung entfernen lassen darf.“ Solange derjenige sich weigere, erläuterte später Herbert Fandel, Chef der DFB-Schiedsrichterkommission, „ist die Spielunterbrechung und die Änderung eines Abbruchs die richtige Entscheidung.“

Zwayer holte während der Unterbrechung die Kapitäne Kießling und Mats Hummels in die Kabine und erklärte ihnen, wann es wie weiter geht – eben nur ohne Trotzköpfchen Schmidt.

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„Vulkan”-Rudi explodiert erneut

Bei dem war mittlerweile Einsicht eingekehrt, wie er später zu verstehen gab („Da bin ich zu stur gewesen und habe zu emotional reagiert. Damit habe ich meiner Mannschaft geschadet.“). Schmidt blieb nun in der Kabine und schon rollte der Ball wieder.

Wenig später übersah Zwayer dann ein glasklares strafbares Handspiel, das schon zwei Jahre später der VAR sofort identifiziert hätte, und brachte Leverkusen um einen Elfmeter – und den möglichen Ausgleich. Das setzte dem Ganzen aus Leverkusener Sicht die Krone auf und Sky-Fieldreporter Sebastian Hellmann war beim zweitheftigsten Ausbruch von Vulkan Rudi am nächsten dran.

O-Ton Völler: „Warum muss der Schiri sich so aufpumpen? Er bringt völlig unnötig Hektik rein“, schrie er mehr ins Mikro als dass er es sagte. „Die Trainer stehen alle unter Hochspannung. Warum erklärt der Zwayer nicht vernünftig, was los ist?“ Man hätte Schmidt ja durchaus reinschicken können, „aber erklärt es ihm halt richtig. Aber da dann so eine Nummer draus zu machen – die Spieler müssen reingehen, als wäre hier was Furchtbares passiert. Das ist übertrieben!“ Dann dampfte er ab.

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Zwayer verteidigte sein Tun: „Trainer Schmidt hat sich meinen Anweisungen widersetzt, deshalb musste ich so handeln. Er war relativ aufgebracht, deshalb habe ich es als angemessen angesehen, Distanz zu ihm zu halten.“

Kritiker strafen beide Seiten ab

Die Kritiker tadelten hinterher beide Seiten. Schmidt hätte sich nicht stur stellen dürfen, die Bild Zeitung attestierte ihm „bockiges Kleinkindverhalten“. Der Kicker kommentierte: „Wir sind doch nicht im Diskutierklub. Was kommt denn als Nächstes? Ecken erklären?“

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Aber, so das Fachblatt, Zwayer hätte „den Trainer halt selbst wegschicken oder abführen lassen“ sollen. Die Unterbrechung, so der Tenor der Fußballfreunde – nicht der Regelexperten – war überflüssig, einer von beiden hätte nur über seinen Schatten springen müssen.

Folgen hatte die Posse nur für Schmidt. Der DFB sperrte ihn für drei Spiele, zwei weitere wurden auf Bewährung ausgesetzt – und 20.000 Euro wanderten in die Verbandskassen nach einem Vorkommnis, das die Süddeutsche Zeitung so zusammenfasste: „Es war eigentlich ein ernsthafter Vorfall – der in seiner Abwicklung am Ende aber ins komödiantische Fach überlappte.“