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Ein verheerendes Signal, das von Panik zeugt

Ein verheerendes Signal

Friedhelm Funkel übernimmt für die verbleibenden beiden Spielen den Trainerposten beim 1. FC Köln. Gerade der Zeitpunkt der Entscheidung ist höchst fragwürdig und gefährlich. Der SPORT1-Kommentar.
Friedhelm Funkel kündigte vor 5 Jahren an, dass Fortuna Düsseldorf seine letzte Trainerstation sei. Nun tritt er mit dem 1. FC Köln sein drittes Engagement seitdem an.
Friedhelm Funkel übernimmt für die verbleibenden beiden Spielen den Trainerposten beim 1. FC Köln. Gerade der Zeitpunkt der Entscheidung ist höchst fragwürdig und gefährlich. Der SPORT1-Kommentar.

„Spürbar anders“ prangert als roter Schriftzug direkt unter dem Vereinswappen am Geißbockheim. Doch recht viel anders als bei anderen Klubs ist es dann doch nicht. Beim ersten starken Gegenwind müssen sportliche Entscheidungsträger gehen. Im Fall des 1. FC Köln: Coach Gerhard Struber und der (ehemalige) Sport-Geschäftsführer Christian Keller.

Sportlich ist die Entscheidung sicherlich vertretbar. Die Punktausbeute in den vergangenen Spielen war aufstiegsunwürdig. Und auch attraktiven Hochglanzfußball vermissen die FC-Fans. Doch das ist nichts Neues. Dieses Muster ist schon seit Wochen und Monaten sichtbar, erstmals aufgepoppt im November - vor rund einem halben Jahr! Gerade deshalb irritiert vor allem der Zeitpunkt der Entscheidung, zwei Spieltage vor Saisonende.

Köln-Bosse schüren Panik und Selbstzweifel

Und der Blick auf die Tabelle zeigt: Struber war es, der die Mannschaft nach dem Abstieg wieder aufbaute und überhaupt erst in die Spitzengruppe der chaotischen Zweiten Liga führte, in der gefühlt jeder jeden schlagen kann.

Zu Beginn seiner Amtszeit überzeugten die Kölner zwar mit attraktivem, dafür aber wenig erfolgreichen Fußball. Später kippte dann beides in die jeweils andere Richtung. Doch weil seit wenigen Wochen beides nicht stimmt, zogen die Bosse die Reißleine.

In einer Situation, in der der „Effzeh“, immerhin Tabellenzweiter, immer noch alles selbst in der Hand hat. Das Signal, dass die Bosse damit senden, ist verheerend. Es zeugt von Panik und Selbstzweifeln. Dinge, die die ohnehin maximal verunsicherte Mannschaft nicht gebrauchen kann.

Nicht jeder war unzufrieden mit Struber

Dass Keller, dem schon seit Jahren zum Teil heftige Kritik entgegenschlägt, erst jetzt gehen muss, verwundert dafür umso mehr. Dem Sport-Geschäftsführer wurde zum Verhängnis, was ihm menschlich an sich hoch anzurechnen ist: die bedingungslose Rückendeckung für Struber zum Verhängnis. Damit war Keller übrigens nicht der einzige.

Nicht jeder im Verein war unzufrieden mit Struber, der Österreicher hatte im Klub viele Befürworter. Leute, die daran glaubten, dass sie auch mit Struber hochgehen werden. Doch die verworrene Führungsstruktur des Klubs macht es überhaupt erst möglich, dass der Vorsitzende des Aufsichtsrats, der Chef des Hauptgeldgebers Rewe, Verantwortliche anzählen und am Ende sogar für dessen Entlassung sorgen kann.

Wenn es schiefgeht, wird es Trubel geben

Die kurzfristige Zukunft lautet nun: Friedhelm Funkel. Der Feuerwehrmann soll den Vorsprung über die Ziellinie bringen. Das 71 Jahre alte Trainer-Urgestein soll das machen, was er besser kann als alle anderen: aufsteigen. Und das mit einer Mannschaft, dessen Spieler er - anders als Struber - nicht gut kennt.

Sollte es Funkel tatsächlich zum siebten Mal schaffen, wird ihm die Domstadt zu Füßen liegen. Wenn nicht, werden sich die Bosse warm anziehen und sich den Vorwurf der Schlafmützigkeit und der viel zu späten Entscheidungsfindung gefallen lassen müssen.

Denn eines ist klar: Der Zeitpunkt dieser Entscheidung ist höchst fragwürdig und gefährlich. So gesehen ist der 1. FC Köln dann vielleicht doch „spürbar anders“ - aber nicht auf die gute Art und Weise.