Nach sieben Jahren wird er endlich wieder aufgelegt, der Klassiker der Achtziger. Bayern München gegen HSV (ab 18.30 Uhr im LIVETCIKER), das war in den letzten gemeinsamen Spielzeiten allerdings zu einem David gegen Goliath-Vergleich verkommen, indem David allerdings regelmäßig unterlag.
Bundesliga: Ein bald vergessener Moment, der Geschichte schrieb
Ein bald vergessener Moment
So wird in den Vorberichten genüsslich an die Bilanz aus den letzten neun HSV-Gastspielen mit null Punkten und 3:51 Toren erinnert, darunter zwei Rekordniederlagen (2015 und 2017 hieß es 0:8) und das Spiel mit den meisten HSV-Gegentoren (2:9/2013). Historische Momente in der Allianz-Arena, die sich schmerzhaft in die HSV-Seele einprägten.
Ein bald vergessener HSV-Moment
Dabei gab es auch einen bald vergessenen Moment, der Geschichte schrieb. Es war der HSV, der als erster die Allianz Arena stürmte – am 4. März 2006.
Zu Saisonbeginn 2005/06 waren die Bayern in ihr neues Stadion im Ortsteil Fröttmaning gezogen und hatten die ersten elf Heimspiele prompt alle gewonnen. Hinzu kamen acht Siege noch im Olympiastadion, zuhause war der Meister eine Supermacht.
Dann aber kam der HSV unter Trainer Thomas Doll zum Spitzenspiel, das diese Paarung vor rund 20 Jahren tatsächlich noch war (Erster gegen Dritter) und machte die Bundesliga wieder spannender.
Magaths Herzensklub sorgt für historische Bayern-Pleite
Ausgerechnet der Herzensklub von Bayern-Trainer Felix Magath sorgte für die erste Heimpleite an jenem winterlichen Tag, als in München 50 Zentimeter Neuschnee den Verkehr zusammenbrechen ließen.
Der Spielverlauf im Kurzabriss:
Bayern-Stürmer Claudio Pizarro vergab die erste Chance des Spiels nach wenigen Sekunden, doch das erwies sich als Strohfeuer. Der HSV mit Rückkehrer Rafael van der Vaart dominierte fortan und Guy Demels Führung (16.) nach einer verunglückten Flanke liefen die Bayern lange hinterher.
Das Tor ging auf die Kappe von Torwart Oliver Kahn, der im Kicker die seltene Note 5 bekam. Zur Pause wechselte Magath und bediente sich bei den namhaften Bankhockern seines Luxuskaders: für Sebastian Deisler und Hasan Salihamidzic kamen Bastian Schweinsteiger und Ali Karimi. Der Joker, der stach, hieß indes Mehmet Scholl. Der traf nur zwei Minuten nach seiner Einwechslung und schien die erste Niederlage mit dem späten Ausgleichstor (83.) abzuwenden.
Doch dann schlich sich der niederländische Abwehrspieler Nigel de Jong in vorletzter Minute bei einem Freistoß nach vorne und überwand Oliver Kahn per Kopf. Wie für Demel war es auch für ihn der erste Bundesligatreffer.
HSV träumt - Oliver Kahn tobt
Der Gästesieg war aufgrund der Chancenvorteile (5:3) nicht mal unverdient und plötzlich gediehen Meisterträume an der Elbe: „Bayern ist acht Punkte vorn, aber es ist noch nicht alles vorbei.“, sagte Mehdi Mahdavikia, der Vorbereiter des Siegtores.
Nationaltorwart Kahn bekam noch auf dem Platz einen seiner gefürchteten Wutanfälle und machte die Mitspieler mit hochrotem Kopf rund, weil sie mit dem einen Punkt nicht zufrieden gewesen waren. Mitspieler Michael Ballack beschwichtigte: „Wir haben eben nach dem Ausgleich gedacht, es geht noch was.“
Stattdessen gab es den ersten HSV-Sieg in München seit dem 4:3 anno 1982 und die Entjungferung der Allianz Arena, die nun den Nimbus der Uneinnehmbarkeit los war.
Kahn, der von den Gerüchten über seine bevorstehende Ablösung als deutsche Nummer 1 bei der WM 2006 ohnehin genervt war, erklärte seinen Wutausbruch am nächsten Tag so: „Wenn wir uns über solch ein Tor nicht mehr aufregen dürfen, dann stimmt etwas nicht. So ein Treffer kurz vor Schluss darf nicht passieren. Wir haben eine gute zweite Halbzeit geliefert. Deshalb ärgert es mich doppelt. Wir wollen als Team lernen.“
Zur Meisterschaft reichte es dann doch und der HSV verspielte am letzten Spieltag den Einzug in die Champions League…