Horst Steffen hat mit seinem ersten Sieg als Trainer von Werder Bremen seinen Ex-Klub Borussia Mönchengladbach tief in die Krise befördert. Die Norddeutschen gewannen bei den noch immer torlosen Fohlen abgezockt mit 4:0 (2:0).
Bundesliga: Werder demütigt harmlose Gladbacher
Werder demütigt harmlose Gladbacher
Die defensiv enttäuschende Borussia rutschte erstmals seit zwei Jahren auf Rang 16 ab, für Trainer Gerardo Seoane dürfte es nach saisonübergfreifend zehn Spielen ohne Sieg ungemütlich werden.
Samuel Mbangula (15.), Jens Stage (26.), Romano Schmid per Foulelfmeter (74.) und Justin Njinmah (81.) trafen für die eiskalte Werder-Mannschaft.
Die Borussia, für die Steffen einst als Spieler und Jugendtrainer gearbeitet hatte, blieb dagegen erst zum zweiten Mal in 58 Jahren Bundesliga in den ersten drei Begegnungen ohne Treffer - 1991/92 hatten die Fans sogar bis zum fünften Spieltag warten müssen.
Harmlose Gladbacher weiter torlos
„Wer die Tore schießt, ist nicht entscheidend“, hatte Seoane vor dem Spiel angesichts der jüngsten Gladbacher Torflaute gesagt. Sein Team begann lauffreudig und druckvoll, Werder kam kaum zur Entfaltung - bis Mbangula an der Strafraumgrenze einfach abzog und der Ball über die Unterkante der Latte im Netz landete. Für den belgischen U21-Nationalspieler war es das erste Bundesligator.
„Als Stürmer musst du schießen, um zu treffen. Wenn du nicht schießt, triffst du auch nicht. Die einzige Lösung für mich war es einfach zu schießen“, erklärte Matchwinner Mbangula seinen Treffer selbstbewusst bei Dazn. Auch Steffen feierte die Aktion des Torschützen: „Es war kein Tor, wo er nur den Fuß hinhalten musste, da musste er schon etwas für tun. Das hat er super gemacht.“
Der Schock saß: Gladbachs Druck ließ nach, Bremen durfte kontern. Während bei der Borussia Neuzugang Giovanni Reyna direkt in der Startelf stand und häufig den Ball forderte, saß Victor Boniface bei Werder zunächst auf der Bank. Benötigt wurde der Torjäger indes kaum: Stage nutzte die Tatenlosigkeit der Gladbacher Abwehr und schob flach ins lange Eck ein.
Pfeifkonzert! Fans verhöhnen die Borussia
Die Fans der Fohlen reagierten mit nicht zu überhörenden Pfiffen, die Borussia mit guten Chancen. Doch auch Robin Hack blieb bei einem Schuss ans Außennetz (37.) und einem Kopfball (39.) glücklos. „Wir woll’n euch kämpfen sehen“, schallte es aus der Nordkurve, zur Pause wurde das Pfeifkonzert noch einmal lauter.
„Unsere Fans waren am Ende verständlich angefressen, so wie wir alle. Aber es gab aufmunternde Worte, dass wir ruhig bleiben, den Kopf oben halten und weitermachen sollen“, erklärte Mittelfeldspieler Rocco Reitz nach der Partie bei Dazn.
Die Borussia kam wütend aus der Kabine, doch ein Tor wollte nicht fallen. Werder stemmte sich mit dem in Gladbach geborenen U21-Nationaltorhüter Mio Backhaus gegen die Angriffe und war selbst bei vereinzelten Kontern immer wieder gefährlich.
Der angefressene Seoane lief an der Seitenlinie auf und ab und sorgte mit einem Dreifach-Wechsel noch einmal für Impulse. Einen Kopfball von Rocco Reitz kratzte Felix Agu von der Linie (69.), wenig später sorgte Schmid vom Punkt für die Entscheidung. Kevin Diks hatte zuvor Mbangula zu Fall gebracht. Unmittelbar nach dem Tor kam Boniface zu seinem Werder-Debüt - und legte prompt für Njinmah auf.
Großer Frust in Gladbach: „Haben eine große Scheiße gespielt“
Der Frust über die eigene Leistung wurde auch bei Gladbach-Star Hack deutlich, der sich ärgerte: „Wir haben heute einfach eine große Scheiße gespielt.“ Trotz einiger Chancen in der ersten Halbzeit habe man sich nicht mit einem Tor belohnt, erklärte Hack und sagte: „In der zweiten Halbzeit ging so gut wie gar nichts mehr nach vorne. Im Großen und Ganzen müssen wir einfach einiges ändern.“
Die Niederlage sei laut Hack vor allem aufgrund zahlreicher kleiner Fehler zustande gekommen. Dennoch meinte der 27-Jährige: „Wir müssen weitermachen. Ich glaube, wir waren in den vergangenen Jahren häufiger in solchen Situationen und haben uns nicht unterkriegen lassen.“
Der immer mehr in die Kritik geratene Seoane analysierte nach dem Abpfiff: „So ein Spiel tut extrem weh. So eine hohe Niederlage zu Hause, bei der wir erneut kein Tor erzielt haben, aber dieses Mal haben wir auch viel weniger konsequent verteidigt.“ Besonders die Qualität im Abschluss bemängelte der Trainer.
Bei den Bremern scheint die Stimmung hingegen auch innerhalb der Mannschaft auf einem absoluten Hoch zu sein. „Ich bin jetzt das dritte Jahr bei den Profis und ich weiß nicht, ob wir jemals eine so gute Gruppendynamik hatten“, beschrieb Stammtorhüter Mio Backhaus die Stimmung in der Kabine. Weiter meinte er: „Das hat man nach dem Spiel gegen Leverkusen auch auf dem Platz gemerkt, dass wir mit so einer Energie auch Rückstände bewältigen können und das hat man heute über 90 Minuten gesehen.“
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)