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Bundesliga: Nach diesem Eingriff verstehen viele die Welt nicht mehr

Ein Elfer sorgt für Fassungslosigkeit

Der VfB Stuttgart bekommt gegen den 1. FC Köln einen ebenso umstrittenen wie kuriosen Elfmeter zugesprochen, der die Partie komplett auf den Kopf stellt. Die Situation hat ausufernde Diskussionen zur Folge.
Köln-Coach Lukas Kwasniok wird in diesem Leben kein Fan mehr vom VAR. Im Bundesliga-Spiel gegen Stuttgart sorgte eine umstrittene Elfmeter-Szene für Wirbel.
Der VfB Stuttgart bekommt gegen den 1. FC Köln einen ebenso umstrittenen wie kuriosen Elfmeter zugesprochen, der die Partie komplett auf den Kopf stellt. Die Situation hat ausufernde Diskussionen zur Folge.

Dieser Pfiff erhitzt die Gemüter! Der VfB Stuttgart hat beim Auswärtserfolg gegen den 1. FC Köln (Endstand: 2:1) einen enorm umstrittenen Elfmeter zugesprochen bekommen, der die sportliche Wende einleitete und für jede Menge Diskussionen sorgte.

Fassungslosigkeit nach Elfmeter-Entscheidung

In der 25. Minute wurde Schiedsrichter Dr. Matthias Jöllenbeck beim Stand von 1:0 für Köln vom VAR zum Monitor an den Spielfeldrand gebeten. Effzeh-Keeper Marvin Schwäbe soll Ermedin Demirovic elfmeterwürdig gefoult haben, obwohl dieser nicht zu Boden ging.

Und tatsächlich: Nach Ansicht der Bilder verkündete Jöllenbeck seine Entscheidung. „Die Situation im Strafraum wurde überprüft. Nach Ansicht der Bilder tritt der Torhüter dem Stürmer in die Achillessehne. Finale Entscheidung deswegen: Elfmeter“, war der Schiedsrichter über die Mikrofone im Stadion zu hören.

„Wow. wow. Das hinterlässt bei mir einen offenen Mund“, sagte DAZN-Kommentator Marco Hagemann. „Bei mir geschlossen, aber ich bin trotzdem sprachlos“, erwiderte Experte Sebastian Kneißl.

„So ein Zweikampf wird im Mittelfeld nie im Leben abgepfiffen“, war Hagemann entsetzt: „Oder habe ich eine Regel nicht im Kopf, dir mir das schlüssig erklärt? Krasse Fehlentscheidung. Der Videoschiedsrichter Günther Perl muss der Ansicht gewesen sein, dass Jöllenbeck eine klare Fehlentscheidung getroffen habe.“

In der Halbzeit kommentierte Kölns Co-Trainer Frank Kaspari: „Wenn ich jetzt das sage, was ich denke, dann wird es schwierig. Wir müssen das einfach akzeptieren.“

„Krasse Fehlentscheidung“

Demirovic verwandelte den Elfmeter eiskalt ins linke untere Eck (28.).

So ging es beim Stand von 1:1 in die Halbzeitpause. Jakub Kaminski hatte Köln früh in Führung gebracht (4.), ehe Demirovic vom Elfmeterpunkt ausglich (28.). Den Siegtreffer erzielte Josha Vagnoman nach Vorlage von Angelo Stiller (81.). Stuttgart belegt damit in der Tabelle Rang 5 (neun Punkte), der FC Köln rangiert auf Position 7 (sieben Punkte).

Als die Verhältnisse geklärt waren, gingen die Diskussionen jedoch munter weiter.

„Tut mir leid, dass ich weiterlaufe“

Köln-Keeper Schwäbe zeigte sich nach dem Spiel zerknirscht - und stellte die Schiri-Entscheidung nicht grundsätzlich in Frage. Er habe Demirovic „getroffen“, weswegen er sich über die Entscheidung nicht beklagen könne: „Wenn man die Bilder sieht, muss er ihn glaube ich, geben.“

Leicht skurril wurde es dann, als Demirovic seine Sicht der Dinge darstellte - und quasi dafür um Entschuldigung bat, nicht zu Boden gegangen zu sein.

„Ich glaube mein Problem ist einfach, dass es mein Naturell ist, dass ich nicht falle. Ich kann es nicht, ich muss es wahrscheinlich lernen“, erklärte der 27-Jährige: „Das ist ein klarer Elfmeter, wenn ich falle diskutiert da glaube ich keiner drüber. So sieht es am Ende bitter aus, weil ich weiterlaufe und versuche den Ball noch zu holen. Aber ich sage es immer wieder und habe es auch schon so vielen Schiedsrichtern gesagt: Pfeift auch mal bei langen Bällen, ohne dass ich extra fallen muss, weil ich einfach nicht der Typ bin, der gerne auf dem Boden liegt und runterfällt. Dann tut es mir leid, dass die Situation so aussieht.“

Der Deutsch-Bosnier ergänzte: „Es tut mir einfach leid, dass ich weiterlaufe. Im Endeffekt sieht es einfach scheiße aus. Aber so ist der Fußball. Vielleicht lerne ich in Zukunft, solche Sachen einfach anzunehmen, auch wenn ich es nicht gerne mache.“

VfB-Trainer Sebastian Hoeneß bestärkte sowohl Demirovic als auch den Schiri: „Wenn er sofort fällt, dann gibt es gar keine Diskussion. Ein ziemlich klarer, harter Treffer hinten. Jetzt ist einfach die Frage: Soll er dafür bestraft werden, dass er versucht weiterzuspielen? Ich denke nein.“

Kwasniok mit Rundumschlag gegen den VAR

Grundsätzlich wurde dann auch Köln-Coach Lukas Kwasniok, der Demirovic als „Ehrenmann“ lobte - und zum Rundumschlag gegen den VAR an sich ausholte.

„Ich bleibe bei meiner Meinung: Es ist seit Jahren so, dass ich da keine Sinnhaftigkeit sehe“, klagte der 44-Jährige: „Das wird ja jetzt wieder so bewertet: Der VAR hat sich gemeldet, weil er das irgendwie in der Slo-Mo gesehen hat. Und dann wird es ja als richtige Entscheidung dargestellt. Gott sei dank haben wir den VAR, um jetzt den Fußball gerechter zu machen. Er wird immer fragwürdiger.“

Kwasniok ergänzte: „Ich habe jetzt nicht das Gefühl, dass der Unparteiische sehr glücklich gewesen ist, weil er so unter Druck gesetzt wird, für so eine Aktion herausgeschickt zu werden. Und dann interpretieren wir einfach viel zu viel hinein. Das ist leider mittlerweile Teil des Fußballs. Nicht einer beschwert sich. Und dann kommt wieder einer und hat irgendeine Idee. Leute! Es wird nicht gerechter, es wird eher immer mehr Diskussionen geben.“

Auch Jöllenbeck wurde vom übertragenden Sender DAZN zum Gespräch gebeten, bis zum Ende der Übertragung kam aber keine Rückmeldung seitens des Schiedsrichters.

Deutliche Kritik übte auch: Kölns Sportdirektor Thomas Kessler: „Die Frage, die hier gestellt werden muss, ist: Warum wird auf dem Rücken des 1. FC Köln so eine Situation so bewertet? Es würde mich sehr interessieren, ob so eine Situation auch so bewertet würde, wenn Bayern München gegen Borussia Dortmund spielt und es dort um die Meisterschaft geht. Dann gibt es keinen Videoassistenten auf der Welt, der den Schiedsrichter dafür rausschickt. Deshalb habe ich heute sehr große Fragezeichen.“