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4:6 nach 0:6! Vogelwilder Bundesliga-Abend in Gladbach

4:6 nach 0:6! Vogelwild in Gladbach

Borussia Mönchengladbach liegt gegen Eintracht Frankfurt nach 46 Minuten mit 0:6 zurück. Die Reaktionen des Gladbacher Publikums sprechen Bände. Doch die Fohlen beweisen spät noch Moral.
Nach der 4:6-Pleite gegen Eintracht Frankfurt äußert Gladbach-Spieler Rocco Reitz seine Enttäuschung über die Partie. Zudem äußert er sich über Interimstrainer Eugen Polanski und die Flucht der Fans aus dem Stadion.
Borussia Mönchengladbach liegt gegen Eintracht Frankfurt nach 46 Minuten mit 0:6 zurück. Die Reaktionen des Gladbacher Publikums sprechen Bände. Doch die Fohlen beweisen spät noch Moral.

Kopfschütteln, aufgeblasene Backen und ein gellendes Pfeifkonzert. Nach der desaströsen ersten Halbzeit im Bundesliga-Spiel von Gastgeber Borussia Mönchengladbach gegen Eintracht Frankfurt machte sich beim Großteil des Publikums im Borussia Park Unmut und Frust breit.

Am Ende gelang den Fohlen bei der 4:6 (0:5)-Pleite zumindest noch etwas Schadensbegrenzung. Den Absturz ans Tabellenende konnte das Team von Interimstrainer Eugen Polanski damit aber nicht verhindern.

Reitz: „Ich bin extrem bedient“

„Das war einfach von allem gar nichts“, sagte Rocco Reitz nach dem Abpfiff bei Sky. „Wir haben einfach nichts auf den Platz bekommen, egal ob es Zweikämpfe war oder taktisch. Ich bin extrem bedient.“

Die offene Trainerfrage wollte Reitz nicht als Ausrede für den Auftritt gelten lassen. „Das hat nichts mit der Trainerfrage zu tun, sondern da muss sich jeder an die eigene Nase fassen. Das war von der Minute 1 bis 47 eine einzige Katastrophe.“

Robin Koch (11., 46.), Ansgar Knauff (15.), Burkardt (35.) sowie Fares Chaibi (39.) und Can Uzun (45.+1) erzielten die Tore für die Eintracht.

Spät wachte Gladbach dann doch noch auf: Jens Castrop (72.), Haris Tabakovic (78.), Yannik Engelhardt (83.) und Grant-Leon Ranos (90.+9) verkürzten gegen etwas zu sorglose Frankfurter, die vor den Härtetests in der kommenden Woche in der Königsklasse bei Atlético Madrid und in der Liga gegen Bayern München doch ordentlich Selbstvertrauen sammelten.

„Wir haben vor allem in der ersten Halbzeit super gespielt. Das hat heute übertrieben Spaß gemacht“, sagte Uzun. Mit der 6:0-Führung im Rücken sei man dann „ein bisschen fahrlässiger“ geworden. „Wir haben wieder sechs Tore geschossen. Das ist top.“

Gladbach-Fans fordern: „Virkus raus“

Mit einem Spielstand von 0:5 aus Sicht der Gastgeber schickte Schiedsrichter Florian Exner beide Teams nach dem ersten Durchgang in die Kabinen. Es war der höchste Gladbacher Rückstand zur Pause seit dem 0:6 im Dezember 2021 gegen den SC Freiburg - und aus der Heimkurve schallten laute „Virkus raus“-Rufe in Richtung des Sportdirektors.

Direkt nach dem Wiederanpfiff ließ Robin Koch das 6:0 folgen, zahlreiche Anhänger der Gladbacher verließen das Stadion vorzeitig.

Die Gladbacher Fanszene hatte nach dem 0:3 durch Jonathan Burkardt (35.) zwischenzeitlich den Support eingestellt. Immer wieder fingen die TV-Kameras Fans der Fohlen ein, die ihren Augen nicht trauen konnten und wollten.

Matthäus: „Zwei-Klassen-Unterschied“

Auch die verletzten Profis Tim Kleindienst und Franck Honorat, die das Spiel von der Tribüne aus verfolgten, bliesen die Backen auf, sichtlich frustriert. Gladbach-Präsident Rainer Bonhof schüttelte verzweifelt den Kopf, Sportdirektor Roland Virkus sah dem Geschehen frustriert von der Seitenlinie zu.

„Gladbach von allen guten Geistern verlassen. Bemitleidenswert“, kommentierte Wolff-Christoph Fuss das Mönchengladbacher Debakel bei Sky.

TV-Experte Lothar Matthäus fand in der Halbzeit-Analyse deutliche Worte. „Für mich hat es sich so hoch angefühlt wie nie. Gladbach lässt Frankfurt spielen, kommt in keinen Zweikampf. Gladbach ist im Tiefschlaf“, befand der Weltmeister von 1990.

„Das ist kein Klassen-Unterschied, das ist ein Zwei-Klassen-Unterschied. Heute funktioniert nach vorne nichts und hinten löchrig wie der Schweizer Käse.“

Als er kurz nach dem sechsten Gegentor seinen Platz als Co-Kommentator wieder eingenommen hatte, ergänzte Matthäus: „Es ist traurig. Ich habe mich mit Gladbach-Fans unterhalten. Sie sind alle schockiert.“

Julia Simic fügte an: „Frankfurt macht, was sie wollen. Gladbach greift einfach nicht an, attackiert nicht. Es klappt nichts von dem, was man sich vorgenommen hat. Auch der Doppelwechsel und die Umstellung auf Viererkette hat nicht funktioniert.“

Als Koch dann kurz nach der Halbzeit seinen zweiten Treffer erzielte, hatten viele Gladbacher Fans schon enttäuscht die Heimreise angetreten. Sie verpassten das späte Aufbäumen der Fohlen.