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Bundesliga: Krösches härtester Job | Kolumne

Krösches härtester Job

Für Eintracht Frankfurt läuft es in der Bundesliga nicht rund. Das rasante Wachstum birgt Gefahren, schreibt SPORT1-Kolumnist Tobias Holtkamp.
Eintracht Frankfurt geht in der Champions League trotz Führung gegen den FC Liverpool baden. Sportvorstand Markus Krösche macht seinen Spielern nach der Partie eine deutliche Ansage.
Für Eintracht Frankfurt läuft es in der Bundesliga nicht rund. Das rasante Wachstum birgt Gefahren, schreibt SPORT1-Kolumnist Tobias Holtkamp.

Da reicht der Blick auf die Tabelle: Eintracht Frankfurt zählt zu den großen Enttäuschungen der laufenden Bundesliga-Saison. Nach neun Spielen schon 13 Punkte hinter der Spitze, eine zu schwache Bilanz, zumal die Eintracht mittlerweile zu den Branchenriesen zählt. Sportlich, aber eben auch wirtschaftlich.

Das rasante Wachstum birgt Gefahren. Denn so sehr die Einnahmen in den letzten Jahren in die Höhe schnellten, vor allem durch Super-Transfers wie Kolo Muani, Ekitiké oder Marmoush, sie brachten 265 Millionen Euro an Ablösen ein, so extrem vermehrten sich auch die Ausgaben. Die Personalkosten stiegen in der letzten Saison um 25 Prozent, liegen nun bei knapp 180 Millionen Euro. Laut kicker fallen davon allein 10 Millionen Euro auf den Posten „Vorstandsgehälter“.

Der November wird entscheidend

Doch sportlich hakt es im Liga-Alltag so sehr wie schon lange nicht mehr. Der Eintracht ist, zwischen Highlight-Nächten in der Champions League und Pflichtaufgaben am Wochenende, die Balance verloren gegangen. Nach dem Aus im Pokal (2:4 im Elfmeterschießen gegen Dortmund) wird der November entscheidend für den Saisonverlauf: Ohne Siege gegen Mainz (Sonntag, 19.30 Uhr im LIVETICKER), Köln und Wolfsburg ist der Zug in Richtung Top-Platzierungen noch im Herbst abgefahren.

Frankfurt droht ein gefährlicher Strudel, der schon andere Klubs, die plötzlich in der Champions League dabei waren, nach unten gezogen hat, oft über Jahre. Die Ansprüche, gerade auch der Spieler, sind bedeutend gewachsen. Sollte sowohl die nationale Spitze als auch ein Weiterkommen in der Champions League außer Sichtweite geraten, leidet ebenso schnell wie meist unbewusst die Motivation. Weil es dann nichts mehr zu gewinnen gibt.

Vor allem Markus Krösche, Sport-Vorstand und öffentlicher Lenker des XL-Klubs, ist jetzt gefordert. Mit den teuren Verkäufen hat er die Messlatte hoch gelegt, für sich und den Verein. Wer in Frankfurt im Stadion ist, gerade auch bei den Sponsoren und Förderern, der spürt direkt, welche Ansprüche dort herrschen. Es geht um Liverpool, Barcelona und Tottenham, das ist die neue Augenhöhe. Und an Verbesserungsvorschlägen für Trainer Dino Toppmöller mangelt es auch nicht.

„Das Trainerteam ist ganz sicher keine Baustelle“

Im emotionalen Eintracht-Umfeld wird Toppmöller viel kritischer gesehen als in der Klubführung. „Dino ist überhaupt kein Thema, alle sind heilfroh, dass er hier ist“, sagt einer, der bei der Eintracht arbeitet, „das Trainerteam ist ganz sicher keine Baustelle.“

Das Profil der Mannschaft habe sich geändert, dazu viele Reisen, weniger Training. So hoch die Qualität viele Spieler, so gering die Stabilität.

Dazu die gewachsenen Ansprüche, der Mannschaft, aber eben auch drumherum. Es ist eine Mammutaufgabe für Krösche, die Erwartungen zu managen und trotzdem auf Wachstumskurs zu bleiben. Seit über vier Jahren ist er mittlerweile in Frankfurt, es lief immer in eine Richtung. Die laufende Eintracht-Saison, das steht wohl schon fest, wird sein härtester Job.