Der Teufel steckt bekanntlich manchmal im Detail. In diesem heiklen Fall ging es um ein "Buuuh" statt ein "uuuh".
Tares Erklärung "völliger Blödsinn"
© Grafik SPORT1 Gabriel Fehlandt
Dieses "B" soll nach dem 1:0 von Lazio Rom im Hinspiel der Champions-League-Qualifikation den feinen Unterschied gemacht haben - und statt rassistischer Affenlaute lediglich ein Einschüchterungsversuch der Lazio-Fans gewesen sein.
"Völliger Blödsinn"
Behauptet zumindest Lazio-Sportdirektor Igli Tare, der von rassistischen Affenlauten gegen Jonathan Tah, Karim Bellarabi und Wendell im Römer Olympiastadion nichts wissen wollte.
"Völliger Blödsinn", entgegnet SPORT1-Experte Giovanni Zarrella: "Jeder Fußballfan weiß, dass es diese Laute gibt. Es ist ziemlich schwach, sich so herausreden zu wollen. Leider ist es nicht das erste Mal, das Lazio-Fans durch so etwas auffallen."
Mit großen Konsequenzen rechnet Zarrella nicht, außer vielleicht "eine Geldstrafe, die bei einer Qualifikation zur Champions League sowieso egal ist".
Wie am Mittwoch offiziell von der UEFA vermeldet wurde, wird es wohl nicht mal zu einer Geldstrafe kommen. Der Verband werde kein Ermittlungsverfahren einleiten, da weder der
Schiedsrichter noch der offizielle Spielbeobachter entsprechende Berichte verfasst hätten.
Verwirrung um Eriksson
Ursprünglich soll Schiedsrichter Jonas Eriksson nach 15 Minuten mit einem Spielabbruch gedroht und den Stadionsprecher veranlasst haben, die Lazio-Fans zu fairem und anständigen Verhalten aufzurufen.
Doch in der italienischen Zeitung Corriere dello Sport wird der Sachverhalt komplett anders dargestellt.
"Es gab in Wirklichkeit gar keinen Appell des Schiedsrichters für eine Durchsage des Stadionsprechers. Es handelte sich stattdessen um einen Kommunikationsfehler. Die UEFA bat die Verantwortlichen von Lazio erst nach Spielende, den Vorfall zu erklären, Schiedsrichter Eriksson griff jedoch nicht ein. Lazio ließ nach dem Spiel wissen, dass es seitens der UEFA keine offizielle Anfrage für eine Durchsage gab", heißt es in dem Blatt
Calhanoglu mit Appell
Von Seiten der Leverkusener reagierte Mittelfeldregisseur Hakan Calhanoglu mit einem Tweet auf die Vorfälle. "Leider 0:1 verloren, aber noch ist alles möglich, um nächste Woche die Antwort in der BayArena zu geben! #NoToRacism #LazioB04", twitterte der 21-Jährige.
Skurril: Während Bayer-Profis beleidigt wurden, feierten die Lazio-Fans den ebenfalls dunkelhäutigen Siegtorschützen Diao Keita (77.) überschwänglich.
Erinnerung an "Badesalz"
So wurde die Partie letztlich ein trauriges Beispiel, wie schnell Satire, die Missstände überspitzt darstellen soll, zur bitteren Realität wird.
Denn die vorgefallenen Szenen erinnern stark an den Sketch "Anthony Sabini" des deutschen Komiker-Duos Badesalz.
In dem Stück beschimpfen zwei Fußballfans während eines Spiels den gegnerischen Stürmer und erfahren dann, dass ihr eigener Klub den Spieler zur nächsten Saison verpflichtet hat.
Aus "Ich hab den eh gefresse, den Bimbo! Dass die überhaupt hier kicke dürfe, die Halbaffe!" wird da ganz schnell: "Da freu' ich mich schon rischtisch auf die nächste Saison, du! Wie er leeft, des Bimbosche. Guck dir des mal an! Lauf Sabini, lauf Supär!"
Zum Lachen ist das nicht.