Mit 58 Jahren verfolgt Jean-Pierre Papin nach wie vor mit viel Leidenschaft die Geschehnisse im europäischen Fußball. Der frühere Weltklassestürmer, heute Trainer des französischen Viertligisten FC Chartres blickt bei SPORT1 auf das Achtelfinal-Rückspiel seines früheren Vereins FC Bayern (1994 bis 1996) in der Königsklasse gegen den FC Salzburg (Champions League: FC Bayern - FC Salzburg, ab 21 Uhr im LIVETICKER).
FC Bayern: Jean-Pierre Papin Papin glaubt an Sieg gegen Salzburg und Upamecano
Papin: „Glaubt mir: Er ist eine Granate!“
Dabei spricht er Klartext über das Potenzial von Dayot Upamecano und sagt, warum man sich um den deutschen Rekordmeister trotz dessen aktuell schwächeren Phase keine Sorgen machen sollte. Dazu nennt er seine Favoriten auf den Triumph in der Champions League. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Champions League)
SPORT1: Herr Papin, werden Sie heute Abend das Achtelfinal-Rückspiel des FC Bayern München gegen den Salzburg verfolgen?
Jean-Pierre Papin: Auf jeden Fall. Auf dieses Spiel freue ich mich besonders, weil ich fest davon ausgehe, dass wir eine spektakuläre Partie erleben werden mit mehr Toren als beim 1:1 im Hinspiel. Die Salzburger sind völlig verdient ins Achtelfinale eingezogen, und dieser Verein steigert sich von Jahr zu Jahr. Vor drei Wochen haben sie mit viel Leidenschaft und Selbstbewusstsein agiert. Sie haben vor den Münchnern gar keine Angst gehabt. Das hat mir gut gefallen.
SPORT1: Was für ein Spiel erwarten Sie nun in der Allianz Arena?
Papin: Ich bin ich mir sicher, dass wir keine Sensation erleben werden. Auch wenn sich Salzburg sicherlich gut verkaufen wird, werden die Bayern heute ihr bestes Gesicht zeigen. Wenn es darauf ankommt, sind sie immer da. Auch wenn einige Stammkräfte wie Leon Goretzka und Alphonso Davies noch fehlen, werden die Spieler das Spiel extrem ernst nehmen und ihr Potenzial ausschöpfen.
SPORT1: Warum sind Sie dermaßen optimistisch, obwohl die letzten Spiele nicht überzeugend waren und die Mücnhner Defensive oft wackelt?
Papin: Dass der FC Bayern im Februar/März schwächelt, ist mittlerweile eine Tradition. Das ist quasi jedes Jahr der Fall. Das war schon so, als ich noch in München auf Torejagd ging. Vielleicht gibt es bei den Spielern im Unterbewusstsein eine Art Nachlässigkeit. Aber ich weiß, dass die Münchner in den Monaten April und Mai - die wichtigsten in der Saison - wieder die Erwartungen erfüllen werden und auch spielerisch viel stabiler auftreten werden.
Papin mit Zuversicht bei Upamecano
SPORT1: Ihr Landsmann Dayot Upamecano hat zuletzt immer wieder schwerwiegende Patzer fabriziert. Er steht nun heftig in der Kritik. Muss man den französischen Nationalspieler mittlerweile als Fehleinkauf betiteln?
Papin: Auf keinen Fall. Man muss dem Upa definitiv Zeit geben und ihm weiterhin das Vertrauen schenken. Der Junge ist erst 23 Jahre alt. Er wird seinen Weg machen und sich bei den Bayern bald durchsetzen. Er muss nur in den Rhythmus kommen und immer spielen, um sein Potenzial besser auszuschöpfen und mehr Konstanz zu zeigen. Wenn er immer wieder draußen sitzt, verliert er sein Selbstvertrauen. Man darf ihn nicht fallen lassen, auch wenn er mal patzt. Glaubt mir: Er ist eine Granate!
SPORT1: Wie schätzen Sie die Chancen des FC Bayerns in der Königsklasse in dieser Saison ein?
Papin: Erst einmal halte ich es für eminent wichtig, dass Manuel Neuer heute sein Comeback feiert. Nichts gegen Sven Ulreich, der ein guter Torwart ist, aber mit Neuer im Kasten treten die Bayern noch selbstbewusster auf. Solange Neuer und Lewandowski bei den Bayern sind, braucht man sich um dieses Team keine Sorgen zu machen. Beide sind Synonyme für Erfolgsgarantie. Mit Paris Saint-Germain ist der FC Bayern das einzige Team, das den englischen Klubs weiterhin Paroli bieten kann. Egal ob Manchester City oder Liverpool, sie können praktisch problemlos zwei absolute Top-Mannschaften aufstellen. Diese vier Teams im Halbfinale zu sehen, wäre in meinen Augen keine große Überraschung. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Champions League)
PSG weiter? Das hängt fast nur noch von Mbappé ab
SPORT1: Sie gehen also davon aus, dass PSG bei Real morgen Abend weiterkommt.
Papin: Es hängt fast nur noch von Kylian Mbappé ab. Wenn sich der Junge von seiner Fuß-Verletzung von Montagmorgen schnell erholt und schmerzfrei auftreten kann, wird Paris ins Viertelfinale einziehen. Wenn er aber nicht mit 100 Prozent aufläuft, kann er es gleich lassen.
SPORT1: Alexander Nübel spielt zurzeit in der Ligue1 bei AS Monaco. Wie sehen Sie seine Entwicklung?
Papin: Er ist noch weit weg vom Niveau von Manuel Neuer. Aber nach Anlaufschwierigkeiten hat er sich in Monaco zuletzt stabilisiert. Er wird immer stärker, wie er am Sonntag beim 1:0-Sieg bei Olympique Marseille mit zwei Weltklassen-Paraden beweisen konnte.“