Julian Brandt strahlte über beide Backen, als er am Mittwochabend frisch geduscht aus der BVB-Kabine kam. Die Mütze lässig nach hinten gezogen, nahm der Mittelfeldspieler nach dem 3:0-Auftaktsieg gegen Kopenhagen reichlich Lob und Glückwünsche entgegen.
Das steckt hinter Brandts Explosion
Brandt wurde nach seiner starken Leistung gegen die Dänen zum „Man of the Match“ gekürt, wollte das aber nicht so richtig annehmen. Im Moment des Erfolgs dachte er lieber an Teamkollege Giovanni Reyna, der nach 17 Monate langer Verletzung sein Königsklassen-Comeback feiern durfte und die Treffer zum 2:0 und 3:0 vorbereitete. „Wir hatten einige Spieler auf dem Feld, die Man of the Match waren“, sagte Brandt. „Ich habe mich sehr für Gio gefreut - nach einem Jahr zwei Assists, überragend!“ (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Champions League)
Brandt selbst hatte immerhin einen Assist gemacht, die wichtige 1:0-Führung auf Marco Reus mit einem überragenden Steckpass vorbereitet. Nicht nur offensiv, auch defensiv wusste der oft phlegmatisch wirkende Profi zu gefallen.
Gerade das entschlossene Nachsetzen, das kannte man von den in seinen Leistungen stets schwankenden Top-Kicker eigentlich gar nicht. Für einen erfolgreichen Sprint zurück in die eigene Hälfte bekam er sogar von Teamkollege Nico Schlotterbeck Applaus. „Das stachelt mich an“, gibt Brandt zu. „Es macht Spaß, mit aller Leidenschaft zu verteidigen. Das schweißt zusammen.“
BVB: Woran Julian Brandt gearbeitet hat
Gerade die Defensivarbeit sei „sicher ein Thema bei mir gewesen“, weiß der Ex-Leverkusener. „Irgendwann muss man sich auch in solchen Dingen verbessern. Daran arbeite ich jeden Tag. Aber ich will‘s jetzt auch nicht höher hängen, als es am Ende ist.“
„Julian wird immer besser, er hat auch Zweikämpfe geführt, war aggressiv. Und mit dem Ball kann er immer Momente kreieren, die den Unterschied ausmachen“, erkannte auch Sportchef Sebastian Kehl. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Champions League)
Brandt hat in dieser noch jungen Saison eine regelrechte Leistungsexplosion hingelegt. „Es ist wieder einmal eine Saison, in der man extrem viel dazulernt“, sagte der Nationalspieler selbst und berichtet über ein langes Gespräch mit Trainer Edin Terzic.
„Ich bin weit weg davon, ein perfekter Spieler zu sein“
„Ich bin natürlich auch immer im Austausch mit dem Coach: Er hat ganz klare Erwartungen. Und ich weiß, was ich kann - und was ich noch zu lernen habe. Ich bin weit weg davon, ein perfekter Spieler zu sein. Aber der Trainer hat mir die Chancen gegeben und ich versuche, jede Minute zu nutzen. Ich werde jetzt zwar wohl nicht der neue Rechtsverteidiger, aber ich will weiter über meine Aktionen nach vorne dem Spiel meinen Stempel aufdrücken.“
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Das macht er aktuell. In den ersten sechs Pflichtspielen hat der einstige 25-Millionen-Einkauf schon vier Scorerpunkte (ein Tor, zwei Assists) erzielt. Gegen Kopenhagen brachte eine überragende Co-Produktion von ihm und Marco Reus den BVB früh in Führung. „Ich habe ihn sehr gerne neben mir auf dem Platz“, sagt Reus über Brandt. „Wir können sehr gut harmonieren, er ist ein intelligenter Spieler.“
So hat nicht nur BVB-Kapitän Reus, der in dieser Form bei Bundestrainer Hansi Flick gesetzt sein dürfte, sondern auch Brandt gute Chancen auf eine Teilnahme bei der WM in Katar Ende des Jahres. „Ich würde mich also nicht nur freuen, wenn Marco dabei ist und wenn ich dabei bin - was ja auch noch nicht ganz feststeht“, sagt er. „Aber es wäre schön, wenn wir bei der WM eine schwarz-gelbe Vertretung hätten.“