Jeder mag Typen, die klar ihre Meinung äußern, nach einem enttäuschenden Ergebnis Klartext sprechen. Doch Mitspieler öffentlich anzuzählen, ihnen den schwarzen Peter zuzuschieben und jede Schuld und Verantwortung bei anderen, statt bei sich selbst zu suchen, ist nicht nur unkollegial, sondern untergräbt auch die Grundprinzipien einer funktionierenden Mannschaft. Das geht nicht! Schon gar nicht, wenn man sich selbst nicht zu einhundert Prozent zum Verein bekennt.
Das geht so nicht - speziell, wenn man sich nicht selbst zum BVB bekennt!
Das geht so nicht!
Der Unmut über die weggeworfene Chance, sich oben festzusetzen und einen großen Schritt in Richtung Achtelfinale zu machen (ohne Playoffs), ist absolut nachvollziehbar. Doch an den Mikrofonen Fingerpointing zu betreiben? Auch, wenn er keine Namen nannte, war jedem klar, wen er meinte. Den Einwechselspielern - allen voran Serhou Guirassy und Karim Adeyemi - warf er mangelnde Intensität vor. Anderen, dass sie lieber ein, zwei Spieler umkurven und es schön statt effektiv machen wollen (Yan Couto) oder vor dem Torwart einen Chip auspacken (Fabio Silva).
Schlotterbeck verspielt Kredit
Schlotterbeck hat mit seinen Aussagen nicht einmal unrecht, doch derartige Kritik gehört in die Kabine – und nicht vor die Kameras.
Zumal: Zwar sprach der Innenverteidiger immer von „wir“, doch wirkliche Selbstkritik suchte man in seinen Aussagen vergebens. Auch Schlotterbeck hat Aktien an mindestens einem Gegentreffer, spielte in den vergangenen Wochen auch nicht an seinem Limit. Alles völlig menschlich. zumal nach seiner langen Verletzung - doch dann so draufzuhauen? Wieso fängt sich der BVB gegen eine unterlegene Mannschaft überhaupt zwei Gegentreffer? Auch Schlotterbeck sollte sich hinterfragen.
Dass er den Finger in die Wunde legt und laut Sportdirektor Sebastian Kehl auch seine Meinung kundtun darf, ist Ausdruck seiner Führungsrolle. Auch deshalb wollen sie unbedingt mit ihm verlängern. Der BVB rollt ihn seit Wochen den roten Teppich aus, geht für seinen Spieler der Zukunft nicht nur wirtschaftlich an seine Grenzen. Und Schlotterbeck? Zögert, denkt über eine Zukunft bei anderen Vereinen nach, wo er womöglich noch öfter seinen Bizeps zeigen kann, wo er größere Titelchancen hat. Mit bedingungsloser Geschlossenheit hat das wenig zu tun. Bei Mitspielern, Verantwortlichen und Fans verspielt er damit Kredit und schadet sich selbst.
Dass er sich intensive Gedanken über seinen weiteren Karriereweg macht, ist legitim. Doch dann sollte er sich dreimal überlegen, ob er sich verbal über Verein und Kollegen erhebt. Wer führen will, tut das auf dem Platz und im täglichen Umgang miteinander. Etwas mehr Selbstreflexion wäre hilfreicher gewesen als der verbale Schnellschuss.