Wenn man abergläubisch ist - und das sind nicht wenige der rund 125 Millionen Mexikaner -, dann braucht die Nationalmannschaft am Donnerstag erst gar nicht gegen Deutschland anzutreten.
Wie gegen Mexiko das Sommermärchen begann
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Denn am heutigen 29. Juni kann "El Tri" eigentlich nur verlieren: Viermal in großen Turnieren unterlag Mexiko an diesem Tag.
Zuletzt 2014 bei der WM gegen die Niederlande durch ein umstrittenes Elfmetertor von Klaas-Jan Huntelaar in der 94. Minute, nachdem Arjen Robben zuvor im Strafraum abgehoben war.
Entsprechend groß haben die mexikanischen Medien in den letzten Tagen auf den schwarzen Tag hingewiesen und das Datum wahlweise als "tragisch", "schicksalhaft" oder "verflucht" bezeichnet.
Gleich zwei Pleiten gegen Deutschland
Gleich zwei der vier Pleiten am 29. Juni kassierte der CONCACAF-Champion gegen die DFB-Auswahl: Bei der WM 1998 (1:2) und beim bisher letzten Duell im Spiel um Platz drei des Confederation Cups 2005 in Deutschland.
Und aus mexikanischer Sicht waren beide Niederlagen mindestens so bitter wie gegen die Niederländer: 1998 führten die klar überlegenen Mittelamerikaner bis zur 75. Minute, ehe Jürgen Klinsmann und Oliver Bierhoff (86.) die Partie noch glücklich drehten. "Ich habe mir keine Sorgen gemacht, gegen Mexiko gewinnen wir immer", sagte Bierhoff damals.
Sieben Jahre später standen Klinsmann dann als Bundestrainer und Bierhoff als Teammanager an der Seitenlinie und sahen ebenso wie die 43.335 begeisterten Zuschauer im Leipziger WM-Stadion eine spektakuläre Begegnung.
"Mexiko war unheimlich aufsässig und extrem offensiv eingestellt", erinnert sich Löw heute: "Ich war damals unheimlich beeindruckt von ihrem Spielstil. Und daran hat sich bis heute nichts geändert."
Das von Klinsmann und seinem damaligen Assistenten Löw mit Blick auf die Heim-WM 2006 neu aufgebaute Team zauberte in der Offensive und patzte in der Defensive. Dreimal ging der Gastgeber durch Lukas Podolski, Bastian Schweinsteiger und Robert Huth in Führung, dreimal glich Mexiko aus.
Geburtsstunde der Sommerhelden
Doch obwohl die DFB-Elf ab der 54. Minute nach einer Roten Karte gegen Mike Hanke wegen überharten Einsteigens in Unterzahl spielte, gelang Kapitän Michael Ballack in der Verlängerung mit einem herrlichen Freistoß der umjubelte Siegtreffer zum 4:3 (97.) - die Geburtsstunde der Sommerhelden.
"Das Spiel war der Höhepunkt des Confed Cups. Ich bin der Meinung, das war die Rückkehr auf Augenhöhe mit den internationalen Mannschaften", freute sich der damalige DFB-Präsident, der inzwischen verstorbene Gerhard Mayer-Vorfelder.
Und Bierhoff meinte: "Hier Dritter zu werden, ist ein Riesenerfolg. Die Mannschaft hat eine wahnsinnige Entwicklung gemacht. Es ist auch wieder eine Bindung zu den Fans da. Ganz Deutschland steht hinter uns."
Deutschland ist Mexikos Angstgegner
Weit weniger positiv sind die Erinnerungen in Mexiko, wo das DFB-Team spätestens seit diesem Spiel als "Bestia Negra", was auf Deutsch übersetzt Angstgegner bedeutet, gilt. Denn in zehn Duellen gab es nur einen Sieg, und der liegt auch schon 32 Jahre zurück.
Und auch bei der Heim-WM in Mexiko 1986 gewann Deutschland (im Viertelfinale im Elfmeterschießen) sowie bei der WM 1978, als die DFB-Elf den Gegner mit 6:0 abschoss. Einziger Trost für abergläubige Mexikaner: Dieses Spiel fand am 6. Juni statt.