Dieser Erfolg ist eine der größten Sensationen der vergangenen Jahre im europäischen Fußball!
"Ein Wunder": FC Vaduz qualifiziert sich als erster Klub aus Liechtenstein für Conference League
Ein verrücktes Europa-Märchen
Als am Donnerstag um kurz nach 23 Uhr die Spieler und Betreuer des FC Vaduz auf das Feld liefen, feierten sie so, als hätten sie einen historischen Titel gewonnen. Davon sind die Akteure meilenweit entfernt. Doch Geschichte geschrieben haben sie zweifelsfrei.
Das 1:0 im Rückspiel bei Rapid Wien bedeutet nach einem 1:1 im Hinspiel nämlich einen Startplatz in der Conference League. In der Gruppenphase geht es nun gegen AZ Alkmaar (Niederlande), Apollon Limassol (Zypern) und SK Dnipro-1 (Ukraine).
Nie zuvor schaffte ein Klub aus Liechtenstein diesen Schritt in die Hauptrunde eines europäischen Wettbewerbs. Und Vaduz hat es oft probiert. Satte 26 Mal seit 1992/1993 nahm das Team an den Qualifikationsrunden teil. Immer scheiterte der Vertreter recht schnell. Der 27. Versuch war aber erfolgreich.
Zum großen Helden wurde Tunahan Cicek mit seinem Treffer in der 22. Minute.
Vaduz-Sensation sorgt für wütende Rapid-Fans
Das sorgte auf der Gegenseite aber für Frustration. Nach Abpfiff verschafften sich Ultra-Anhänger Zutritt zur VIP-Tribüne und diskutierten mit der Klubführung um Präsidiumsmitglied Stefan Singer. Weitere Fans kletterten über Zäune und liefen in Richtung Kabinengänge.
Schon beim Blick auf den Kader wird deutlich, weshalb die Rapid-Anhänger so geschockt waren: Vaduz ist ein echter Fußball-Zwerg.
Innenverteidiger Arbeit Xhemaili ist mit 500.000 Euro Marktwert der größte Star. Die gesamte Mannschaft hat beim Portal Transfermarkt.de einen Wert von 5,6 Millionen Euro. Zum Vergleich: Der deutsche Drittligist FC Ingolstadt hat dort schon einen Wert von 8,0 Millionen Euro.
Die Gemeinde Vaduz hat zudem nur 5.600 Einwohner. Im Stadion könnten alle Einwohner einen Platz finden. 6.441 Fans dürften in das Rheinpark Stadion. Im Schnitt kommen aber nur 1.500 Interessierte zu den Ligaspielen.
Vaduz spielt in zweiter Schweizer Liga
Mittelfeldspieler Kristijan Dobras meinte nach der Sensation schmunzelnd: „Vielleicht haben wir mit dem Einzug in die Conference League ein paar Leute geweckt und vielleicht kommen dann nächsten Sonntag zum Heimspiel 20, 30 Leute mehr.“ Er glaubt: „Das wird noch länger in Erinnerung bleiben in Österreich und in Liechtenstein.“
Liechtenstein ist übrigens auch das einzige Land der UEFA ohne eigene Spielklasse. Stattdessen spielt Vaduz in der zweiten Schweizer Liga - und ist dort nach fünf Spieltagen sieglos auf dem vorletzten Platz!
In die Qualifikation zur Conference League kam Vaduz nur, weil sie im vergangenen Jahr den Pokal in Liechtenstein gewonnen haben. Das hat der Verein schon 48 Mal geschafft. Kein Verein weltweit hat so viele nationale Pokaltitel gewonnen.
Über die Schweizer Liga dürfte sich der Klub nicht einmal qualifizieren, selbst wenn er in der ersten Liga Meister werden würde.
Nun gibt es einen Geldregen für den Außenseiter von rund drei Millionen Euro.
Die Bedeutung dieses 1:0-Siegs machte Vaduz-Stürmer Manuel Sutter klar: „Wenn wir gesagt haben, Gruppenphase wäre schon cool, da haben alle immer nur gelacht.“
Der 31 Jahre alte Österreicher fügte an: „Wir haben es jetzt geschafft und sind verdient dort. Das ist das Schöne am Fußball. Es gibt Wunder, dass sich der Außenseiter durchsetzt, und das war bei uns der Fall“.