Um 22.36 war Schluss! Und der BVB als Titelverteidiger beim Zweitligisten FC St. Pauli im hohen Bogen rausgeflogen.
BVB wird seinem Ruf mal wieder gerecht
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Hans-Joachim Watzke hatte den Abpfiff gar nicht mehr live miterlebt. Ein paar Minuten zuvor war Dortmunds Klub-Boss schon frustriert von seinem Platz auf der Haupttribüne aufgestanden und in die Nacht entschwunden. (NEWS: Alle aktuellen Infos zum DFB-Pokal)
Als Verantwortlicher und Fan von Borussia Dortmund kommt man in den letzten Monaten aus dem Kopfschütteln und Sich-Ärgern gar nicht mehr raus. Überragende Auftritte wie gegen Freiburg (5:1), starke Comebacks wie in Frankfurt (3:2) oder gegen Leverkusen (4:3) und peinliche Leistungen wie in Amsterdam (0:4), in Lissabon (1:3) oder jetzt eben auf St. Pauli - der BVB bleibt ein riesengroßes Rätsel!
BVB-Coach Marco Rose total genervt
Am Dienstagabend wurden die Schwarzgelben ihrem Ruf als schwankende Auf-und-Ab-Truppe mal wieder total gerecht.
So genervt habe ich Marco Rose in seiner bisherigen Zeit als BVB-Coach noch nicht erlebt. Am Mikrofon polterte der Trainer für seine Verhältnisse los: „Ich bin richtig sauer, denn so darf man in einem Pokalfight auf St. Pauli einfach nicht auftreten“, schimpfte er. „Das Kernthema ist einfach: Wie startest du als Titelverteidiger in das Spiel!“
Genau das ist es. Von einer gewissen Gier auf den Sieg war bei den hochdekorierten BVB-Stars nämlich überhaupt nichts zu spüren. Dabei mussten sie im Vorfeld doch gewarnt gewesen sein.
Die St. Pauli-Fans sorgten schon vor dem Anpfiff mit Pyro und Bengalos für knisternde Pokal-Stimmung, der Kult-Song „Hells Bells“ brachte Gänsehaut und die 2000 Zuschauer machten Lärm für 20.000. Den Kampf nahmen Kapitän Marco Reus und Co. gegen die klassentieferen Kiezkicker aber überhaupt nicht an. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan des DFB-Pokals)
Zu wenig für eine Spitzenmannschaft!
Spielerische Lösungen? Fanden sie gar nicht! Gegenwehr? Fehlanzeige! Und auch nach dem Elfmeter-Anschlusstreffer durch Erling Haaland ging - warum auch immer! - kein Ruck durch die Mannschaft.
Bezeichnend für den peinlichen BVB-Abend: Raphael Guerreiro verlor vor dem 0:2 den Ball, blieb aber, statt zurückzulaufen, wie angewurzelt stehen und winkte ab, hinten schoss Axel Witsel den Ball zu allem Überfluss ins eigene Tor.
„Damit bestätigen wir leider wieder ein paar Dinge, die uns in den letzten Wochen, Monaten und Jahren vorgehalten wurden“, ärgerte sich Rose. Der BVB schafft es auch unter ihm einfach nicht, Konstanz und Nachhaltigkeit ins Spiel zu kriegen. Nach dem peinlichen Gruppen-Aus in der Champions League folgte nun der noch peinlichere Achtelfinal-K.o. im DFB-Pokal.
Für eine Spitzenmannschaft, die man gerne sein will, viel zu wenig!