DFB-Pokal>

Bayer Leverkusen hat einen Gamechanger

Die Lobeshymnen werden lauter

Ibrahim Maza ist eines der Gesichter des Leverkusener Aufschwungs und war auch beim hart umkämpften Pokalsieg in Dortmund der entscheidende Mann. Die Lobeshymnen auf den 20-Jährigen werden ständig lauter.
Ibrahim Maza wird mit seinem 1:0 gegen den BVB zum Matchwinner für Bayer Leverkusen. Damit bestätigt der Sommerneuzugang von Hertha BSC seine starke Entwicklung. Trotzdem wünscht sich der 20-Jährige ein Wiedersehen mit seiner alten Liebe.
Ibrahim Maza ist eines der Gesichter des Leverkusener Aufschwungs und war auch beim hart umkämpften Pokalsieg in Dortmund der entscheidende Mann. Die Lobeshymnen auf den 20-Jährigen werden ständig lauter.

Rein akustisch und von den enthusiastischen Reaktionen hätte es durchaus hinkommen können. Denn die mitgereisten Leverkusener Fans quittierten Ibrahim Mazas letzte auffällige Aktion in der Nachspielzeit fast mit der gleichen Lautstärke wie sein Führungstor rund eineinhalb Stunden zuvor. Seinen zweiten Treffer des Abends hatte der 20-Jährige allerdings nicht erzielt – im Gegenteil. Vielmehr zeigte er, dass auch eine Grätsche so vieles sein kann. Rustikal, elegant und vor allem umjubelt.

Das Team von Borussia Dortmund drängte. Warf in der Schlussphase alles nach vorne, um sich gegen das drohende Aus im DFB-Pokal zu wehren. Auf der rechten Seite rollte gerade der nächste Angriff, Maximilian Beier wollte ins Zentrum flanken. Doch dann kam Maza von der Seite angeflogen und blockte dessen Versuch in einer Weise, die nicht von mehr Dynamik und Überzeugung hätte strotzen können.

Sofort sprang Maza wieder auf und ballte beide Fäuste. Zumal die Kugel noch einmal leicht von seinem Bein gegen Beier prallte. Statt Eckball für den BVB gab es Abstoß für Leverkusen. Ein Signal des Willens, bevor es vier Minuten später endgültig vollbracht war. Die Werkself rettete das 1:0 über die Zeit und schaltete die Schwarz-Gelben aus. Nicht zuletzt dank Maza, für den damit ein Prozedere startete, das er mittlerweile gut kennt: Feiern mit den Fans, dann das Abholen der Trophäe für den Spieler des Spiels.

Maza? „Es ist toll, mit ihm zu arbeiten“

Grundsätzlich waren die Erwartungen an den im Sommer für zwölf Millionen Euro von Hertha BSC verpflichteten Mittelfeldspieler relativ übersichtlich. Nur zwei Bundesliga-Spiele hatte Maza vor seiner Ankunft absolviert. Im Rheinland sollte er behutsam aufgebaut werden, und zunächst schien es auch so, als müsse er sich gedulden. Viel Zeit verbrachte der Youngster am Anfang auf der Bank. Umso beachtlicher ist es, wie unglaublich schnell es Maza danach gelang, seine Entwicklung voranzutreiben.

Aus der Leverkusener Mannschaft ist er nun kaum noch wegzudenken, was er bei der Borussia abermals bewies. Nach einem wunderschönen Angriff erzielte Maza den 1:0-Siegtreffer. Ansonsten agierte er sowohl defensiv als auch offensiv stark, sprudelte vor Spielfreude und gab keinen Ball verloren. „Er lernt so schnell. Es ist toll, mit ihm zu arbeiten“, lobte Trainer Kasper Hjulmand hinterher. „Natürlich hat er noch viel zu lernen. Aber er ist immer aufmerksam, will ständig den nächsten Schritt und Dinge besser machen. Es ist gut für Leverkusen, dass Ibo bei uns spielt.“

Inzwischen hat sich die Investition in die Zukunft zu einer Investition in die Gegenwart entwickelt. Eine, die weitaus schneller den Unterschied macht als von vielen erwartet. Ausgestattet mit einer brillanten Technik, einem guten Abschluss, einer uneigennützigen Spielweise und hoher Einsatzbereitschaft ist Maza die Entdeckung der vergangenen Wochen. Die Auszeichnung zum „Spieler des Spiels” gewann er bereits zum dritten Mal binnen kürzester Zeit. Bereits beim Pokal-Krimi in Paderborn und in der Champions League bei Benfica Lissabon nahm er den Award mit nach Hause.

Leverkusen: Maza glänzt in eigentlich fremder Rolle

Das Besondere daran: Maza gab vor etwa einem Jahr eine Definition seiner selbst ab und sagte: „Ich bin ein Zehner.“ Aktuell spielt er dort aber gar nicht. Weil Ezequiel Fernández und Exequiel Palacios verletzt sind, korrigierte Hjulmand diese Einschätzung und berief den neuen Mann mehr oder weniger notgedrungen auf die Doppelsechs neben Aleix García. Jetzt harmonieren beide so gut, dass die Übergangslösung zur bewährten Methode wurde. Denn Maza beherrscht eben nicht nur die feine Klinge, sondern geht auch kämpferisch voran.

Maza mache es „fantastisch“, schwärmte auch Geschäftsführer Simon Rolfes nach dem Triumph in Dortmund. „Ibo trainiert top, schaut sich zum Beispiel bei Alejandro Grimaldo ab, wie man sich als richtiger Profi verhält und will ständig weiter dazulernen. Deswegen ist es für mich keine Überraschung, dass er in den letzten Partien eine so dominante Rolle eingenommen hat. Verletzungen bieten manchmal anderen die Möglichkeit. Zu Beginn der Saison kam er oft erst im Laufe des Spiels rein. Jetzt hat er seine Chance genutzt, weil er bereit war.“

Warum Maza auf seiner Stammposition anfangs nicht so gut funktionierte wie jetzt? „Was ihm und seinem Spiel jetzt natürlich zugutekommt ist, dass wir mehr Dominanz haben, dass wir eine höhere Passqualität haben im Mittelfeld, mehr Flexibilität. Das ist auf der Sechs der Fall, aber es wäre auf der Zehn auch so. Ich glaube, er hätte das auf der Zehn genauso gemacht“, schilderte Rolfes und hob den Stellenwert des nun deutlich verbesserten Kombinationsspiels der Werkself hervor. „Mich freut das riesig, weil er in der Mannschaft anerkannt ist, sich da Respekt verschafft hat und auf dem Platz - auch bei den Gegnern.“

DFB-Pokal: Das wäre Mazas Traumfinale

Dass der Transfer ein absoluter Schuss ins Schwarze war, dürfte inzwischen unbestreitbar sein. Schon jetzt ist Maza ein Gamechanger. Und das mit auffallend regelmäßiger Häufigkeit. Sei es gegen vermeintlich kleinere Teams wie Paderborn oder Heidenheim, als er seinen ersten Doppelpack in der Bundesliga erzielte. Aber auch gegen die Schwergewichte. Gegen den BVB unterstrich Maza in der vorherigen Woche beim beeindruckenden Coup gegen Manchester City, dass er auf höchstem Niveau mitmischen und sogar entscheidende Akzente setzen kann.

Die Freude darüber war dem gebürtigen Berliner anzumerken. „Das Team hat mich super aufgenommen, es ist einfach geil“, kommentierte er den Sieg gegen den BVB bei SPORT1 und betonte: „Wir haben super verteidigt und unsere Chance eiskalt genutzt.“ Was ist im DFB-Pokal noch möglich? „Ein bisschen ist das Finale schon im Kopf, aber wir warten jetzt erst einmal die Auslosung für das Viertelfinale ab“, antwortete Maza. Sein Traumszenario: ein Endspiel gegen Hertha BSC. In Berlin, seiner Heimat.