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Rückblick auf USA-Reisen vor Nagelsmann-Debüt: "Das Schlimmste, was ich im Fußball jemals gesehen habe"

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Rückblick auf USA-Reisen vor Nagelsmann-Debüt: "Das Schlimmste, was ich im Fußball jemals gesehen habe"

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USA-Reisen: Slapstick und viel Kritik

Pleiten, Pannen - und ein Pokal: Vor der ersten Länderspielreise mit Julian Nagelsmann blickt das DFB-Team auf drei teils skurrile USA-Trips zurück.
Christian Nerlinger liegt nach einem Foulspiel im Duell mit den USA 1999 verletzt am Boden
Christian Nerlinger liegt nach einem Foulspiel im Duell mit den USA 1999 verletzt am Boden
© IMAGO/Camera 4
Pleiten, Pannen - und ein Pokal: Vor der ersten Länderspielreise mit Julian Nagelsmann blickt das DFB-Team auf drei teils skurrile USA-Trips zurück.

Jürgen wer? Als sich der Weltmeister Jürgen Klinsmann 1993 im US-Fernsehen vorstellt, muss der spätere US-Coach den unwissenden Amerikanern erst einmal seinen Namen aufschreiben. Der erste Trip der deutschen Nationalmannschaft in die „neue Fußballwelt“ (taz) ist trotzdem ein Erfolg. Sechs Jahre später ist die DFB-Elf dort am Tiefpunkt, beim letzten Mal 2013 „extrem positiv“ unterwegs.

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Nun startet Neu-Bundestrainer Julian Nagelsmann mit dem DFB-Tross seine erste Länderspielreise. Für seine Vereinskollegen mag der Amerika-Trip der Nationalmannschaft in hohem Maße lästig sein - der neue Bundestrainer verkaufte die elf Tage in den USA vor dem Abflug nach Boston am Montag mit den Händen in den Hosentaschen lässig als willkommenes Kennenlernen mit einem Schuss Abenteuer.

Welches Fazit wird sich danach ziehen lassen? SPORT1 zeigt einen Rückblick auf die bisherigen USA-Erfahrungen:

1993: Erfolgreiche Pionierarbeit

Ein Jahr vor der WM nimmt das DFB-Team am US-Cup teil. Kapitän Lothar Matthäus darf den Vasen-ähnlichen Kristallpokal nach einem 3:3 gegen Brasilien sowie Siegen gegen den Gastgeber (4:3) und England (2:1) gleich in die Höhe recken. Klinsmann macht sich mit vier Toren als Schützenkönig auch als „Soccer“-Star einen Namen.

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Matthäus und Co. leisten Pionierarbeit: Das erste Länderspiel gegen die USA ist das erste, das dort live im TV übertragen wird - ohne Werbeunterbrechungen! Immerhin 2,6 Millionen Amis sehen Matthäus‘ 100. DFB-Einsatz. Besonders Neuling Christian Ziege überzeugt bei den Spielen in Washington, Chicago und Pontiac.

Bundestrainer Berti Vogts erklärt „alle, die dabei waren“ zu Gewinnern - und verliert: 100 Dollar bei einer Basketball-Wette. Nach dem Trip wird die DFB-Elf von den Buchmachern zum WM-Topfavoriten erklärt.

Vogts sieht lediglich bei „Feinheiten“ Verbesserungsbedarf. Ärger macht nur TV-Experte Karl-Heinz Rummenigge mit Matthäus-Kritik. „Ich glaube“, blafft Vogts, „er hat nicht richtig hingeschaut.“

1999: „Das Schlimmste, was ich im Fußball jemals gesehen habe“

Sechs Jahre später wirkt die Viertelfinal-Pleite bei der WM in Frankreich nach, ARD-Kommentator Heribert Faßbender sieht die DFB-Elf nach dem 0:3 in Jacksonville gegen die USA an einem „neuen Tiefpunkt“. Die Bild-Zeitung titelt: „Jetzt reicht‘s, ihr Flaschen!“

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TV-Experte Günter Netzer spricht vom „Schlimmsten, was ich im Fußball jemals gesehen habe“, der Spiegel nennt Jacksonville einen „Ort, der nun für alle Zeit befleckt sein wird wie das argentinische Cordoba“, wo Weltmeister Deutschland 1978 legendär gegen Österreich verlor.

Teamchef Erich Ribbeck hadert mit der Reise im Februar, zwei Wochen vor dem Ende der Bundesliga-Winterpause. Nach dem 3:3 gegen Kolumbien in Miami, wo Marco Reich sein einziges Länderspiel bestreitet, kokettiert Assistent Ulli Stielike live im TV mit Rücktritt. Er liegt mit Ribbeck über Kreuz.

Bayern-Star Jens Jeremies ächzt: „Wir wissen gar nicht, nach welchem System wir hier spielen sollen.“ Der Spiegel vergleicht Ribbeck mit Kanzler Gerd Schröder: „Unter ihm geht zwar das meiste schief, aber das Amt macht ihm mächtig Spaß.“ Rufe nach Retter Jupp Heynckes werden laut, andere wünschen sich Vogts zurück. Ein Desaster.

2013: B-Elf, Klinsmann und Slapstick-Eigentor

„Urlaubsreise“, „sinnfreier Luxustrip“ - das Urteil der Medien ist einhellig. Weil die Bayern und Dortmund in Wembley um Europas Fußballkrone spielen und auch die Stars von Real Madrid Pflichten haben, macht sich Joachim Löw mit einer „Vize-Junior-B-Nationalelf“ (Die Welt) auf. Dabei hat er die Neulinge Philipp Wollscheid, Max Kruse, Nicolai Müller und Sidney Sam.

Gegen Ecuador geht es gut los, Lukas Podolski erzielt nach neun Sekunden das schnellste Länderspieltor, am Ende heißt es in Boca Raton 4:2. Teammanager Oliver Bierhoff verweist die Zweifler auf die finanziellen Aspekte der Tour. Die Stars hält er mit einer Washington-Rundfahrt oder Ausflügen zum Basketball bei Laune. „Es ist immer interessant, über den Tellerrand zu schauen“, sagt er.

Auch das 3:4 in Washington gegen die USA, bei denen inzwischen ein gewisser Jürgen Klinsmann auf der Bank sitzt, trübt die Stimmung nicht. Trotz eines Slapstick-Eigentors von Marc-André ter Stegen. „Wir werden so einen jungen Torwart, der so ein Potenzial hat, nicht fallen lassen“, sagt Assistenzcoach Andreas Köpke.

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Löw zieht ein „extrem positives Fazit“ und gewinnt „wichtige Erkenntnisse“ für die WM 2014. Dort werden sieben US-Reisende Weltmeister.

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Mit Sport-Informations-Dienst