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Celtic Glasgow in der Krise: Gelingt in der Europa League gegen Bayer Leverkusen die Wende?

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Celtic Glasgow in der Krise: Gelingt in der Europa League gegen Bayer Leverkusen die Wende?

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Der schottische Gigant in der Krise

Celtic Glasgow steckt nach Jahren des Erfolgs in einer Krise. Gelingt gegen Bayer Leverkusen die Wende? Zwei Ex-Spieler sprechen bei SPORT1.
Andreas Hinkel (l.) und Marvin Compper (2.v.l.) sprechen über die Schwierigkeiten von Celtic Glasgow
Andreas Hinkel (l.) und Marvin Compper (2.v.l.) sprechen über die Schwierigkeiten von Celtic Glasgow
© SPORT1-Grafik: Marc Tirl/Imago
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Für Celtic Glasgow war es der schlechteste Saisonstart seit 23 Jahren.

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Kein Auswärtssieg in den vergangenen sieben Monaten, sechs der letzten sieben Auswärtsspiele wurden verloren und es setzte zuletzt vier Niederlagen in fünf Spielen. Was ist nur mit dem schottischen Traditionsverein los? Diese Frage stellen sich vor dem Europa-League-Heimspiel gegen Bayer Leverkusen (Do., Europa League: Celtic Glasgow - Bayer Leverkusen, 21 Uhr im SPORT1-LIVETICKER) Fans und Experten gleichermaßen.

Dabei war Celtic viele Jahre quasi konkurrenzlos. Doch die Glasgow Rangers sind, neun Jahre nach dem Zwangsabstieg in die 4. Liga und vier Jahre nach der Rückkehr in die Scottish Premiership, wieder in alter Stärke da - wenn auch weiterhin mit Schulden. Es ändert sich alles.

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„Seitdem Steven Gerrard die Rangers übernommen hat, hat sich das Blatt etwas gewendet. Leider konnte Celtic vergangenes Jahr die zehnte Meisterschaft in Folge nicht gewinnen. Das war eigentlich das große Ziel der letzten Jahre gewesen“, sagte Marvin Compper zu SPORT1.

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Der 36-Jährige spielte in der Saison 2018/2019 für Celtic. In der Bundesliga stand Compper bei Borussia Mönchengladbach, der TSG Hoffenheim und RB Leipzig unter Vertrag. Aktuell absolviert er in Belgien die Trainerausbildung.

Gemischte Gefühle bei Compper

Er denkt mit gemischten Gefühlen zurück an seine Zeit in Glasgow. „Rein sportlich war die Zeit für mich persönlich überhaupt nicht, wie ich mir das gewünscht hätte. Für den Verein war das allerdings eine Zeit, in der man national alles gewonnen hat und in Europa überwintern konnte. Also eine ziemlich erfolgreiche Zeit und für mich persönlich eine sehr lehrreiche.“

Ein anderer ehemaliger Bundesligaprofi schaut nur positiv zurück. „Eine überragende Zeit in einem überragenden Klub. Celtic ist schon ein sehr spezieller Klub, der überall in der Welt Anhänger hat. Egal, ob wir in Australien oder den USA auftauchten: das Stadion war immer voller Celtic-Fans“, sagte Andreas Hinkel SPORT1 und ergänzte: „Die Atmosphäre bei den Heimspielen kann man fast nicht beschreiben. Das muss man erlebt haben. Gänsehaut pur.“

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Ganze zwölf Mal dürfte Andreas Hinkel im "Old Firm" ran
Ganze zwölf Mal dürfte Andreas Hinkel im "Old Firm" ran

Der 39-Jährige trug von 2008 bis 2011 das Celtic-Trikot. In Deutschland spielte Hinkel für den VfB Stuttgart und den SC Freiburg. Zuletzt war er Co-Trainer von Domenico Tedesco bei Spartak Moskau. Aktuell ist Hinkel ohne Job.

Was aber sind noch Gründe für die sportliche Krise von Celtic?

Seit dem Weggang des früheren Celtic-Trainers Brendan Rodgers, von 2016 bis 2019 im Amt, tut sich der Klub schwer, das Niveau, das unter ihm herrschte, wieder zu erreichen. „Dazu kommt auch noch, dass in den letzten zwei Jahren ein großer personeller Umbruch stattfand“, erklärt Compper die missliche Lage. „Spieler, die über eine lange Zeit das Spiel von Celtic prägten, haben den Verein verlassen und große Fußstapfen hinterlassen.“ (News: Alles zur Europa League)

Toptorjäger wird schmerzlich vermisst

Celtic hat darunter zu leiden, dass der 23-jährige Franzose Odsonne Édouard, der 2017 vom FC Toulouse zu Celtic kam und 2020 und 2021 Torschützenkönig wurde, für rund 16,3 Millionen Euro (drittteuerster Abgang der Klubgeschichte) zu Crystal Palace gewechselt ist. „Natürlich war der Abgang von Edouard ein großer Verlust“, betonte Hinkel.

Auch der verletzungsbedingte Ausfall von Kyogo Furuhashi, dem neuen Hoffnungsträger aus Japan, schmerzt. Ohne den 26-Jährigen herrscht im Celtic-Angriff Flaute, die Abwehr präsentiert sich schon lange wackelig.

Bei Celtic Glasgow läuft es derzeit nicht rund, auch nicht beim 1:1 im Heimspiel gegen Dundee United
Bei Celtic Glasgow läuft es derzeit nicht rund, auch nicht beim 1:1 im Heimspiel gegen Dundee United

„Celtic ist es ja durchaus gewohnt, Leistungsträger abzugeben, das heißt gewinnbringend zu verkaufen. Sie haben es in der Vergangenheit aber immer geschafft, das mit Neuzugängen oder auch Überraschungen aus dem Kader beziehungsweise der Jugend aufzufangen“, weiß Compper. „Nun sind aber auch noch Spieler wie Scott Brown, Ryan Christie oder auch Kristoffer Ajer in der Defensive gegangen.“

Diese Spieler waren absolute Leistungsträger in den zurückliegenden Jahren. „Im Fall von Scott Brown kann man schwer messen, welcher Wert da verloren ging, denn er war eigentlich der Inbegriff eines Kapitäns und Kopf der Mannschaft“, sagt Compper.

Oldie Joe Hart im Tor

Mit Joe Hart wurde ein erfahrener Mann für das Tor geholt. Aber der 34-Jährige, der mit seinem ehemaligen Klub Manchester City zwei Mal die englische Meisterschaft gewann und englischer Nationaltorhüter war, hat seine besten Zeiten auch schon hinter sich.

Hinkel sieht andere Gründe für die Krise. „Celtic ist ein großer Klub in einer kleinen Liga. Einer zu kleinen. Würde Celtic in der englischen Premier League spielen, würde der Verein im positiven Sinne explodieren.“

Die Lücke im internationalen Vergleich werde alleine aus wirtschaftlichen Gründen von Jahr zu Jahr größer: „Zu meiner Zeit konnte sich Celtic noch ausländische Topspieler leisten. Heute scoutet der Klub notgedrungen in kleineren Ligen und muss versuchen, Spieler selbst zu entwickeln.“

Marvin Compper im Dress von Celtic Glasgow.
Marvin Compper im Dress von Celtic Glasgow.

„Es braucht schon ein wenig Zeit“

Dazu habe Celtic in Ange Postecoglou „einen neuen Trainer, der bis auf eine kurze Zeit in Griechenland nur in Australien und Japan gearbeitet hat“, weiß Hinkel. „Es braucht dann wahrscheinlich schon ein wenig Zeit, sich in einer neuen Liga zurechtzufinden - bis die Ideen so richtig greifen. Ich bin mir aber sicher, dass Celtic am Ende trotzdem mindestens auf Platz 2 einlaufen wird.“

Compper ist auch zuversichtlich, was das Duell mit der Werkself angeht: „Celtic hat schon gegen Betis Sevilla auswärts ein gutes Spiel gemacht. Europäische Nächte mit Publikum sind im Celtic-Park immer etwas Besonderes.“ (Europa League: Spielplan und Ergebnisse)

Leverkusen braucht Top-Leistung gegen Celtic

Und weiter: „Das wird Leverkusen auch zu spüren bekommen. Und mit allem anderen als einer Top-Leistung wird es für Bayer schwer, etwas Zählbares aus Glasgow mitzunehmen.“

Für Hinkel steht jedenfalls fest: „Es ist doch keine Frage, dass Leverkusen der große Favorit ist - dazu muss man sich ja nur die Kader der beiden Klubs ansehen. Bayer kann auf dem Transfermarkt in ein ganz anderes Regal greifen. Aber in einem Spiel hat auch der Außenseiter im Fußball immer eine kleine Chance - zumal das Spiel im Celtic Park stattfindet.“

Gerade im Europapokal könne dieses Stadion eine „enorme Wucht“ entwickeln, glaubt Hinkel, „den Gegner einschüchtern und die eigene Mannschaft über sich hinauswachsen lassen. Dann ist eine Überraschung möglich“.