Louis van Gaal wird offenbar nicht zum dritten Mal Nationaltrainer der Niederlande. Das berichtete am Dienstagabend die Tageszeitung AD, die sich dabei auf einen Kontakt mit dem früheren Trainer von Bayern München bezog.

Demnach interessiere sich der 65-Jährige, der als Nachfolger des am Sonntag entlassenen Danny Blind gehandelt wurde, nur für die neu zu schaffende Position des Vorstandsvorsitzenden.

Der Oranje gehen damit die Trainerkandidaten aus. Schon zuvor hatte der große Favorit Frank de Boer abgesagt. "Frank steht nicht zur Verfügung", hatte sein Agent Guido Albers gesagt.

Die Unruhe im niederländischen Fußball nimmt damit sukzessive zu.

Everton-Coach Ronald Koeman, selbst einer der Kandidaten, die der KNVB gerne als Trainer hätte haben wollen, legte den Finger in die Wunde. "Der Verband hat damals seine Chance gehabt. Jetzt sind wir zwei Bondscoaches und ein paar Co-Trainer weiter. Und schauen Sie mal, wo wir jetzt mit unserem Fußball angekommen sind."

Er spielte damit auf die Entscheidung im Sommer 2014 an, Guus Hiddink als Bondscoach für ein Jahr zu installieren mit der Aussicht, ihn nach dieser Zeit durch Blind zu ersetzen. Der hatte unter Hiddink als Co-Trainer weitere Erfahrungen sammeln sollen.

Der Plan ging gründlich schief. Blind verpasste schon die Qualifikation für die EM 2016 und wurde nach der peinlichen Pleite gegen Bulgarien, die die WM 2018 in weite Ferne rückt, am Montag entlassen.

Gespräche zwischen KNVB und van Gaal

Wegen der sportlichen Misere plant der niederländische Verband seit einiger Zeit eine Strukturreform, um professioneller zu arbeiten. Dem Vorstandsvorsitzenden, also dem Amt, auf das van Gaal nun spekuliert, soll in der künftigen Konstellation der größte Einfluss zukommen.

Allerdings werde van Gaal darüber noch mit KNVB-Interimsdirektor Jean-Paul Decosseaux sprechen. Van Gaal besuchte am Dienstag als Ehrengast gemeinsam mit seiner Frau das Freundschaftsspiel zwischen den Niederlanden und Italien in Amsterdam, das mit 1:2 verloren ging.

Nach der Entlassung von Blind hatten der KNVB und van Gaal Gespräche vereinbart. Dabei soll es um die Zukunft der in der WM-Qualifikation stark unter Druck geratene Nationalmannschaft gehen.

Van Gaal fordert neue Strukturen

Das Blatt AD hatte bereits zuvor berichtet, dass van Gaal nicht als Nachfolger für Blind bereitstehe, solange der Verband keinen Direktor und keine klaren Verwaltungsstrukturen habe.

Van Gaal, der die Elftal bereits zweimal (2000 bis 2002 und 2012 bis 2014) betreut und bei der WM 2014 überraschend auf Platz drei geführt hatte, befindet sich nach seinem Aus als Teammanager bei Manchester United in einem Sabbatjahr.

Nach der peinlichen 0:2-Pleite am Samstag in Bulgarien hatten mehrere Experten eine Rückkehr von van Gaal gefordert. "Die Mannschaft ist sehr jung und nicht selbstbewusst. Da haben sie einen Trainer wie Louis van Gaal nötig, der autoritär mit den Spielern umgeht und ihnen klare Befehle gibt", sagte der frühere Nationalspieler Pierre van Hooijdonk.

Dazu wird es nun also nicht kommen, die Kandidatenliste bei der Oranje schrumpft zunehmend.